Julia Exklusiv Band 0194
hinaus.
„Erzähl mir von dem Flugzeugabsturz“, bat Faye Shiran.
Rafis Mutter, sein Cousin und dessen Frau – die Eltern der Mädchen – und deren Großeltern waren bei der Tragödie ums Leben gekommen. Auf dem Flug von Jumar City nach Kabeer an der Golfküste war ein Maschinenschaden aufgetreten und hatte zu einer Bruchlandung geführt. In seinem Testament hatte Basmas und Hayats Vater seine Töchter Prinz Sharifs Obhut anvertraut. Der arme Mann hatte gewiss nicht damit gerechnet, so jung zu sterben und Sharif die Verantwortung für zwei wenige Monate alte Babys aufzubürden.
An einem einzigen Tag hatte Sharif viele seiner engsten Verwandten verloren. Ich halte nichts von unnötigen Flügen, nur um Zeit zu sparen. Kein Wunder, dachte Faye mitfühlend.
Es waren vier große Geländewagen nötig, um die vielköpfige Gruppe zur Muraaba zu bringen, und während der anstrengenden und mitunter quälend langsamen Fahrt durch den Wüstensand hatte Faye genug Zeit zum Nachdenken. Sie begriff jetzt, weshalb Sharif ein volles Jahr getrauert hatte, und schämte sich, weil sie nichts davon gewusst hatte, obwohl die internationale Presse zweifellos über die Tragödie berichtet hatte. Allerdings sah sie selten fern und las nur die heimische Lokalzeitung, die sich ausschließlich auf örtliche Themen beschränkte. Sharif, das war ihr nun klar, war für die Erziehung von drei verwaisten Kindern verantwortlich.
Die Eingangshalle der Muraaba war voll mit knienden, schweigenden Dienstboten.
„Warum tun sie das?“, wisperte Faye Shiran zu. „Worauf warten sie?“
„Sie zeigen ihren Respekt, Mylady“, erklärte Shiran. „Winken Sie ihnen zu, dann gehen sie wieder an die Arbeit.“
Faye folgte dem Rat und lief weiter. Sie wurde in eine traumhaft eingerichtete Suite gebracht, von deren Balkons sie einen wunderbaren Blick auf die Gärten hatte. Überall waren Zeichen von Sharifs Anwesenheit: Polotrophäen, Familienfotos, das Porträt einer schönen Blondine mit faszinierenden dunklen Augen. Seine Mutter, wie Shiran ihr beinahe ehrfürchtig mitteilte.
Der Lunch wurde im Esszimmer serviert, aber die Gesellschaft von Rafi, Basma und Hayat machte eine heitere Angelegenheit aus der Mahlzeit. Faye verbrachte den Rest des Tages mit den Kindern. Abends, nachdem sie die Zwillinge in ihre Wiegen gelegt hatte, las sie Rafi eine Gutenachtgeschichte vor – allerdings erst, nachdem er seinen Wutanfall über ihre Weigerung, ihn in ihrem Bett schlafen zu lassen, überwunden hatte.
Um elf lag Faye selbst im Bett und las einen historischen Roman, den sie als Reiselektüre mit nach Jumar genommen hatte. Als sie draußen das Geräusch eines Hubschraubers auf dem palasteigenen Landeplatz hörte, hob sie kurz den Kopf, wandte sich dann aber wieder dem Buch zu.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und Sharif kam herein. „Überraschung …“
Sie traute ihren Augen kaum.
„Gelungen …“ Lässig stieß er die Tür zu und durchquerte das Zimmer. „Du machst dich gut in meinem Bett.“
„Ich dachte, du hättest andere Verpflichtungen“, sagte sie verwundert.
„Ich fliege morgen bei Tagesanbruch zurück.“
„Du weißt offenbar nicht, was du willst.“
„Ganz einfach – ich will dich.“
Ihre Blicke begegneten sich. Es ärgerte Faye ungemein, dass die Spitzen ihrer Brüste sich hart aufrichteten und sich außerdem unter dem dünnen Stoff des Nachthemds deutlich abzeichneten.
Sharif nahm ihr das Buch aus der Hand. Amüsiert betrachtete er den spärlich bekleideten Wikinger auf dem Umschlag. „Farbenfroh …“
„Etwas, um die Zeit zu vertreiben …“
Er wandte seine Aufmerksamkeit ihren geröteten Wangen zu. „Aber jetzt bin ich hier. Ich bin viel greifbarer als der Typ im Buch … und außerdem besser gekleidet.“ Er setzte sich neben sie aufs Bett und schloss sie in die Arme.
Ich bleibe kalt … Ich werde nicht reagieren, schwor sie sich.
„Für Menschen der Wüste ist Eis eine Herausforderung“, meinte er fröhlich und streifte ihren Mund. „Ich weiß, dass du mich auch begehrst.“
Nicht mehr, sagte sie sich nachdrücklich und ging im Geist das kleine Einmaleins durch. Als er ihre Lippen öffnete, kämpfte sie tapfer gegen die Versuchung an. Es kostete sie all ihre Willenskraft, sich nicht an ihn zu schmiegen oder sehnsüchtig aufzustöhnen, als er die Zunge zwischen ihre Lippen gleiten ließ.
Sharif schob die Finger in ihr Haar und küsste sie, bis ihr das Blut schneller durch die Adern strömte und ihr Puls
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