Julia Exklusiv Band 0194
Hinweis auf das unverzeihliche Versäumnis ließ sie erblassen. „Aber ich wusste nicht, wie ich es formulieren sollte – und am Ende habe ich es gelassen.“
„Dir war nicht klar, dass du noch immer meine Frau warst, doch das ahnte ich nicht“, erinnerte Sharif sie. „Als ich sechs Monate später bei dem Flugzeugabsturz meinen Cousin verlor, der seit der Kindheit mein bester Freund war, seine Frau und seine Eltern, meine Tante und meinen Onkel, die alle wie eine zweite Familie für mich waren … Was habe ich wohl gedacht, als ich immer noch nichts von dir hörte?“
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass das Gespräch diese Wendung nehmen würde. „Ich wusste nichts von dem Unfall“, wisperte sie den Tränen nahe.
„Ja, heute ist mir das klar, und ich versuche auch nicht, dir ein schlechtes Gewissen zu machen.“
Faye senkte den Kopf. Sie fragte sich, wie es ihr wohl gehen würde, wenn er es versuchen würde, denn sie fühlte sich schon jetzt elend.
„Ich will dir nur zeigen, wie Wut und verletzter Stolz zu Fehlern und Missverständnissen führen können. Tu uns das nicht an, nicht, nachdem wir endlich einen Weg an all diesen Hindernissen vorbei gefunden haben.“
„Endlich? Und wo war ich, als diese wundersame Heilung stattgefunden hat?“
„Wenn du mich liebst, gibt es keine Barrieren, Faye, und nichts, das wir nicht gemeinsam überwinden können.“
Allmählich wurde sie ärgerlich. Sie war hergekommen, um in Würde eine Konfrontation zu suchen. Sie hatte sich stark und zuversichtlich gefühlt. Aber seit sie das Büro betreten hatte, war sie von Sharifs Äußerungen so eingeschüchtert worden wie ein Schulmädchen vom Rektor. Und alles nur, weil sie vor einem Jahr verrückt nach ihm gewesen war.
„Aber ich liebe dich nicht“, behauptete sie trotzig. „Ich habe mit dir die Freuden des Sex entdeckt, das ist alles.“
Sharif betrachtete sie mit undurchdringlicher Miene, wenn auch ein wenig blasser als zuvor. „Wie schön, dass ich zumindest in einem Punkt erfolgreich war.“
„Ich bin hier, um über die Scheidung zu sprechen“, verkündete Faye.
„Konntest du damit nicht warten, bis ich wieder zu Hause bin? Ich habe nicht die Absicht, dieses Thema in meinem Büro zu diskutieren“, erklärte er. „Und nun fahr nach Hause.“ Er ging an ihr vorbei und öffnete die Tür.
Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Ich …“
„Ihre Königliche Hoheit wünscht, noch vor Beginn des Berufsverkehrs zum Palast zurückgebracht zu werden, Latif.“
Faye war so verwirrt über die Bezeichnung „Ihre Königliche Hoheit“, dass sie im Flur fast mit Latif zusammengestoßen wäre. Der ältere Mann geleitete sie zu einer Bank und verbeugte sich tief.
„Bin ich eine Prinzessin?“, fragte sie errötend.
„Von diesem Moment an“, bestätigte Latif sichtlich zufrieden. „Diesen Titel darf nur Prinz Sharif verleihen. Sie sind erst die zweite Prinzessin in der Geschichte unserer königlichen Familie.“
„Wirklich?“, flüsterte sie ungläubig.
„Prinz Sharifs Mutter wurde als Erste damit ausgezeichnet, allerdings erst nach der Geburt ihres Sohnes. Ich persönlich finde es überaus passend, dass Seine Königliche Hoheit Sie bereits am Anfang Ihrer Ehe ehrt. Sie dürfen ab sofort bei öffentlichen Anlässen neben Seiner Königlichen Hoheit sitzen und als Gleichgestellte neben ihm gehen, ohne der Respektlosigkeit bezichtigt zu werden.“ Latif straffte stolz die Schultern. „Ja, wir werden damit in diesem Teil der Welt ein Zeichen setzen.“
10. KAPITEL
Sharif kehrte erst gegen acht in die Muraaba zurück. Er warf einen Blick in den Salon, in den Faye sich zurückgezogen hatte, nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hatte. „Ich will nur kurz duschen und komme dann zu dir“, versprach er lächelnd.
Sie presste die Lippen zusammen.
„Du könntest mir Gesellschaft leisten“, schlug er vor.
„Was bildest du dir ein?“, rief sie empört.
„Es war ein Scherz“, beschwichtigte er sie.
Faye wartete zehn Minuten, dann ging sie in ihr gemeinsames Schlafzimmer. Die Tür zum Bad stand offen. Sharif war unter der Dusche. Sie wollte sich gerade abwenden, als sie hörte, dass das Wasser abgedreht wurde.
„Warum hast du dich nicht schon vor einem Jahr von mir getrennt?“, fragte sie.
Sharif verließ die Duschkabine und strich sich das nasse Haar aus der Stirn. „Ich wollte nicht das letzte Bindeglied zwischen uns zerschneiden, auch wenn es noch so brüchig sein mochte. Leider habe ich zum
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