Julia Exklusiv Band 0194
Bett und lag lange wach. Sie war Latif für seinen Rat dankbar. Ohne sie zu beschämen, hatte er ihr eine neue Seite des Mannes gezeigt, den sie geheiratet hatte. Sharif nahm sich eine Auszeit, wenn er am Ende seiner Nervenkraft war. Tränen traten ihr in die Augen, als sie an sein Eingeständnis dachte, dass er sie als Gemahlin hatte anerkennen müssen, genauso wie er sich einst gezwungen gefühlt hatte, sie zu ehelichen. Eine schwarze Komödie der Irrtümer? Andererseits hatte er erwähnt, er habe sie heiraten wollen, bevor alles schiefgelaufen war. Vor einem Jahr hatte er sie demnach geliebt und begehrt, und vor zwei Tagen hatte er wild und leidenschaftlich mit ihr geschlafen. Nein, sie würde ihn noch nicht aufgeben!
In den frühen Morgenstunden durchquerte Sharif lautlos das Schlafzimmer. Faye regte sich nicht und wagte kaum zu atmen. Er ging duschen, und sie fragte sich, ob er ihre Anwesenheit im Bett überhaupt bemerkt hatte. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, und helles Mondlicht fiel auf seinen athletischen Körper, als er sich dem Bett näherte.
„Wenn du schläfst, atmest du schwerer“, meinte Sharif, während er zwischen die Laken schlüpfte. „Ich wusste sofort, dass du wach bist.“
„Oh …“
Seine Hand streifte ihre Fingerspitzen. Vielleicht war es nur eine zufällige Berührung, weil er sich ausgestreckt hatte, doch Faye war nicht in der Stimmung für Spitzfindigkeiten. Spontan schmiegte sie sich an ihn, und er schloss sie in die Arme.
Sie lauschte dem Schlag seines Herzens. „Ich brauche keine Worte mehr.“
„Wir könnten das Falsche sagen“, bestätigte er. „Die Neugier bringt mich um – was hat Latif dir erzählt?“
„Du weißt, dass er hier war?“
Sharif lachte leise. „Ich habe meine eigenen Mittel und Wege.“
„Ich war in Sorge um dich … dumm von mir.“
„Fürsorglich“, korrigierte er sie. „Ich wäre gern zum Strand gefahren, um zu schwimmen. Dann hätte man jedoch die Taucher holen müssen, und ich habe immer Angst, einer von ihnen könnte sich in der Dunkelheit verletzen, während er sich bemüht, nicht gesehen zu werden.“
„Du weißt also, dass du begleitet wirst?“
„Ich habe so viel Gesellschaft, dass ich manchmal eine Party veranstalten möchte, aber es ist der ganze Stolz meiner Beschatter, unsichtbar für mich zu sein.“
„Das ist nicht gerade komisch für dich“, wisperte sie.
„Sie lieben die Herausforderung über alles.“ Er strich ihr eine Locke aus der Stirn. Seine Augen leuchteten im Mondlicht. „Ich bin die halbe Nacht umhergefahren und habe nachgedacht.“
„Denk nicht mehr“, bat Faye.
„Du bleibst.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Ja.“
11. KAPITEL
Drei Tage später hatte Faye ihren ersten öffentlichen Auftritt zusammen mit Sharif. Er war eingeladen worden, ein neu erbautes Zentrum für Kinder mit Lernbehinderungen einzuweihen.
Ihre anfängliche Scheu verschwand schnell, als sie merkte, dass sie lediglich mit den Leuten plaudern, mit den anwesenden Kindern spielen und viel lächeln musste, sobald die Sprachbarriere nicht zu überwinden war. Fotos durften nur auf Sharifs ausdrückliche Genehmigung hin geschossen werden. Erst als die Erfrischungen gereicht wurden, entdeckte Faye Sharifs Cousine Majida, die sie auf dem Empfang in der Wüste beleidigt hatte.
Ein falsches Lächeln auf den Lippen, näherte sie sich Faye in einem engen kirschroten Brokatkleid, während Sharif in einiger Entfernung mit einem Mann sprach.
Da ihr klar war, dass sie die Unterhaltung beginnen musste, rang Faye sich ein Lächeln ab. „Wie geht es Ihnen? Ich habe Sie vorher gar nicht gesehen, aber offenbar sind Sie an dieser Einrichtung beteiligt.“
„Ich habe die Spendensammlung organisiert, weil ich in Jumar für meine Wohltätigkeitsarbeit bekannt bin.“ Majida warf stolz den Kopf zurück. Da die Schwarzhaarige wesentlich größer war, musste Faye sich beherrschen, nicht zu ihr aufzublicken. „Darf ich Ihnen zu Ihrem geschickten Umgang mit kleinen Kindern gratulieren, Königliche Hoheit?“
Faye ahnte nichts Gutes. „Danke.“
„Nun, mit der Verantwortung für drei Kinder und dem Zwang, ein eigenes zu bekommen, weiß Prinz Sharif natürlich, dass er bei seiner Gemahlin auf mütterliche Tugenden achten muss“, meinte Majida zuckersüß. „Besser Sie als ich.“
Als Majida den Kopf neigte und sich zurückzog, blieb Faye erblassend zurück. Die Sticheleien der Schwarzhaarigen hatten einen wunden Punkt
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