Julia Exklusiv Band 0194
Bett und blickte aufs Telefon.
„Die Nummer ist leicht zu merken“, hatte Sharif damals gesagt. „Wir hatten das erste Telefon in Jumar. Wähle einfach die eins für die Palastzentrale.“
Von Kummer, Reue und Bitterkeit überwältigt, schloss Faye die Augen. Ob es ihr gefiel oder nicht, Prinz Sharif ibn Zachir schien ihre letzte Rettung zu sein. In den meisten anderen Ländern wäre Adrian für bankrott erklärt, aber nicht wegen seiner Schulden eingesperrt worden, als wäre er ein Krimineller. Sie hatte keine andere Wahl, als sich bei Sharif zu melden und für ihren Bruder um Gnade zu bitten. Sharif war in seiner Heimat sehr mächtig. Er konnte sicher alles tun, was er wollte.
Warum schreckte sie also bei dem Gedanken zurück, sich vor Sharif zu erniedrigen? Warum stellte sie ihren Stolz über das Wohlergehen ihres Bruders? Nervös lief Faye im Zimmer auf und ab. Würde Sharif überhaupt einwilligen, sie zu sehen? Wie konnte sie einen so großen Gefallen von jemandem erhoffen, der sowohl sie als auch ihren Stiefvater verachtete? Sie fühlte sich so hilflos in Jumar, wo allein die Luft nach Reichtum und Privilegien zu riechen schien. Vor einem Jahr war sie allerdings noch hilfloser gewesen, und zwar in Gegenwart eines so exotischen und weltgewandten Mannes wie Sharif ibn Zachir. In ihrer bodenlosen Einfalt hatte sie sich eingebildet, aus einer so ungleichen Beziehung könnte sich etwas Dauerhaftes entwickeln. Aber gleichgültig, was Sharif glauben mochte, sie hatte keinen Anteil an Percys schmutzigem Erpressungsversuch gehabt!
Eingedenk dieser Tatsache griff Faye nach dem Telefon und wählte die einzelne Nummer. In den folgenden Minuten entdeckte sie jedoch, dass in der Palastzentrale nur Arabisch gesprochen wurde. Frustriert beendete sie die Verbindung und holte ihre Börse aus der Handtasche. Im Mittelfach befand sich ein schmaler Goldring, in den verschlungene hieroglyphenartige Zeichen eingraviert waren.
Ihre Hand zitterte. Sie erinnerte sich noch genau an den Moment, als Sharif ihr in der Londoner Botschaft von Jumar den Ring auf den Finger geschoben hatte. Der Gedanke, dass sie tatsächlich geglaubt hatte, es handele sich um eine echte Hochzeit, war einfach zu demütigend. Es war eine Farce gewesen, die man lediglich inszeniert hatte, um Percys Drohung zu vereiteln, Jumar in einen widerwärtigen Presseskandal zu verwickeln. Erst als das grausame Spiel zu Ende war, hatte Faye erkannt, wie gründlich Sharif sie blamiert hatte.
Sie steckte den Ring in ein Kuvert aus der Schreibmappe, die das Hotel seinen Gästen zur Verfügung stellte, und fügte eine Notiz mit der Bitte um ein Treffen mit Sharif hinzu. Dann ging sie hinunter zur Rezeption und erkundigte sich, ob man einen eiligen Brief ausliefern könne. Der Empfangschef studierte mit großen Augen den Namen auf dem Umschlag und setzte mit ihrer Erlaubnis die Worte „persönlich, vertraulich“ hinzu.
„Für Prinz Sharif?“
Errötend nickte Faye.
„Einer unserer Fahrer wird die Nachricht sofort zustellen, Miss Lawson.“
Wieder auf ihrem Zimmer, duschte sie und zog sich um. Kaum hatte sie sich aufs Bett gelegt, klopfte es heftig an der Tür. Percy. Faye ignorierte ihn. Er hämmerte jedoch so unerbittlich gegen die Tür, dass sie fürchtete, die Leute würden im Hotel zusammenlaufen. Sie öffnete.
„Na also …“ Ihr Stiefvater schob sie beiseite. Sein Gesicht war vom Alkohol gerötet. „Du gehst jetzt ans Telefon und meldest dich bei Sharif. Hoffentlich genießt er es, wenn du dich ihm zu Füßen wirfst. Und falls das Seiner Königlichen Hoheit nicht genügt, drohst du ihm, der Presse zu erzählen, wie es ist, am selben Tag zu heiraten und wieder geschieden zu werden.“
Faye war schockiert. „Meinst du wirklich, wüste Drohungen würden Sharif bewegen, Adrian zu helfen?“
„Mag sein, dass ich mich letztes Jahr in Sharif geirrt habe, aber jetzt weiß ich, wie der Bursche tickt. Er ist eine harte Nuss – dieses Spezialtraining und so –, doch er ist auch ein Offizier und Gentleman, und darauf ist er stolz. Zuerst wirst du ihm also die Stiefel lecken und auf zerknirscht machen …“ Percy begutachtete kritisch ihre dunkelblaue Bluse, die Baumwollhose und das zurückgebundene Haar. „Zerknirscht und schön!“
Ein leises Klopfen ertönte und bot eine willkommene Unterbrechung. Es war der Hotelmanager, der sie bei ihrer Ankunft begrüßt hatte. Jetzt verbeugte er sich so tief, als wäre Faye plötzlich sein wichtigster Gast.
„Eine
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