Julia Exklusiv Band 0194
Wasserbecken bildete. Als sie Schritte hörte, drehte sie sich um und sah Sharif eine Treppe herunterkommen.
Zu ihrer größten Verwunderung war er für einen Ausritt gekleidet: ein weißes Polohemd, hautenge helle Breeches, die seine schmalen Hüften und muskulösen Beine betonten, und glänzende braune Stiefel.
Sie hatte ganz vergessen, wie groß Sharif ibn Zachir war und welch überwältigende Ausstrahlung er besaß. Seine athletische Gestalt und die geschmeidigen Bewegungen waren unverwechselbar. Im Sonnenlicht verkörperte er den Inbegriff männlicher Schönheit. Sein volles schwarzes Haar glänzte, die sonnengebräunte Haut strahlte vor Gesundheit, und die goldbraunen Augen glichen polierten Edelsteinen. Er war so atemberaubend attraktiv, dass Faye all ihre Willenskraft aufbieten musste, um ihn nicht anzustarren. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, heiße Röte stieg ihr in die Wangen.
„Ich danke dir, dass du so schnell in ein Treffen eingewilligt hast“, flüsterte sie.
„Leider habe ich nicht viel Zeit. In einer Stunde muss ich an einem Wohltätigkeitspolospiel teilnehmen.“
Sharif lehnte sich an den Steintisch neben dem Wasserbecken. Er warf den Kopf zurück und betrachtete sie so herablassend, dass sie sich klein und hässlich fühlte. „Percy hat dir sicher nicht geraten, zu dem Gespräch mit mir eine Hose anzuziehen, oder?“, meinte er spöttisch. „Oder soll das triste Outfit an mein Mitleid appellieren?“
Sharifs scharfsinnige Einschätzung ihres Stiefvaters ließ Faye noch tiefer erröten. „Ich weiß wirklich nicht, wie du darauf kommst“, erwiderte sie beschämt.
„Spiel nicht die Unschuldige“, warnte er sie mit trügerisch sanfter Stimme. „Die errötende Jungfrau hast du mir im letzten Jahr im Übermaß präsentiert. Ich hätte den Köder sofort wittern müssen, als du ihn ausgelegt hast und mit einem tiefen Dekolleté erschienen bist, aber wie die meisten Männer war ich mit deinem Anblick viel zu beschäftigt, um vorsichtig zu sein.“
Erschüttert über seine Verachtung – die, wie sie zugeben musste, teilweise berechtigt war –, atmete Faye tief durch. „Sharif, es tut mir unendlich leid, was zwischen uns geschehen ist.“
Sein kaltes Lächeln erinnerte nicht im Entferntesten an das betörende Lächeln, das sie so geliebt hatte. „Das glaube ich gern. Damals wäre dir nie in den Sinn gekommen, dass dein kostbarer Bruder schon bald in einer Gefängniszelle in Jumar sitzen könnte.“
„Natürlich nicht.“ Trotz ihres Kummers war sie froh, dass er das leidige Thema sofort anschnitt. „Aber du magst Adrian. Du weißt, dass er ohne eigenes Verschulden eingesperrt wurde.“
„So?“, unterbrach er sie ruhig. „Ist unser Justizsystem so ungerecht? Das hatte ich nicht geahnt.“
Zu spät erkannte sie, dass es ein Fehler gewesen war, die Behörden zu kritisieren. „So habe ich es nicht gemeint. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass Adrian nichts Kriminelles …“
„Nein? Hier in Jumar ist es ein Verbrechen, Angestellte und Lieferanten nicht zu bezahlen und Kunden mit Häusern im Stich zu lassen, die nicht vertragsgemäß fertig gestellt wurden. Wir sind allerdings für solche Fälle sehr praktisch veranlagt.“ Sein Lächeln war keine Spur herzlicher. „Adrian muss nur seine Gläubiger befriedigen, dann bekommt er seine Freiheit zurück.“
„Aber dazu ist er nicht in der Lage“, gestand Faye unbehaglich. „Adrian hat sein Haus verkauft, um die Baufirma zu gründen. Er hat alles, was er hatte, in dieses Unternehmen gesteckt.“
„Und als er in meinem Land war, hat er wie ein König gelebt. Ja, ich bin über die Umstände informiert, die zum Scheitern deines Bruders geführt haben. Adrian war dumm und leichtsinnig.“
Sharifs vernichtendes Urteil ließ sie erblassen. „Er hat Fehler gemacht, ja … Aber nicht aus bösem Willen oder vorsätzlich.“
„Du hast doch sicher schon vom Prinzip der kriminellen Verantwortungslosigkeit gehört.“ Lässig wie ein Raubtier, das sich in seiner Überlegenheit sonnt, beobachtete er sie. „Verrate mir eines: Warum hast du mir das hier geschickt?“
Der unvermittelte Themenwechsel erschreckte Faye fast genauso sehr wie seine totale Emotionslosigkeit. Als sie Sharif das letzte Mal gesehen hatte, war er außer sich vor Zorn gewesen. Verstört blickte sie auf den Ring in seiner Hand. Er warf den Ring in die Luft. Funkelnd fing das schimmernde Metall das Sonnenlicht ein. Nachdem er den Ring geschickt wieder
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