Julia Exklusiv Band 0194
die Botschaft verlassen. Eine echte Ehefrau wäre mir am Ende nach Hause gefolgt.“
„Wovon, zum Teufel, redest du?“ Faye konnte seine Argumentation beim besten Willen nicht nachvollziehen. „Warum hätte ich dir nach Hause folgen sollen? Ich war nie wirklich deine Frau. Wieso sagst du so etwas? Du hast mich verstoßen …“
„Das habe ich nicht.“ Seine tiefe Stimme klang eiskalt.
„Nein?“ Sie war erschüttert – schließlich hatte sie immer gedacht, die Trennung sei noch am selben Tag vollzogen worden.
„Damals nicht“, erklärte er.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und heuchelte eine Gelassenheit, die sie keineswegs empfand. „Woher hätte ich an diesem Tag wissen sollen, was du tust? Du bist wie ein gereizter Löwe auf und ab gelaufen und hast hauptsächlich auf Arabisch geschimpft.“
Seine Miene wurde undurchdringlich. „Ich habe bis zu einem gewissen Grad die Beherrschung verloren.“
Omeir stellte sich zwischen sie und nahm ihr den Blick auf Sharif. Sie umrundete den Hengst. „Du hast vor Wut geschäumt.“
„Das ist also dein wahrer Charakter, den du damals so sorgsam vor mir verborgen hast.“ Seine Geringschätzung schüttete nur weiteres Öl ins Feuer. „Du benimmst dich wie eine Furie.“
„Wenn ich wirklich eine wäre, hättest du überall Bisswunden und wärst nicht ungeschoren davongekommen!“
Omeir warf schnaubend den Kopf zurück und scharrte mit den Hufen im Sand.
„Was ist mit ihm?“, fragte Faye verwundert.
„Alle Tiere reagieren auf Spannungen. Omeir ist bei mir seit seiner Geburt. Er kennt jede meiner Stimmungen, und im Moment ist meine Laune nicht besonders gut.“
„Ich will dir nur noch eines sagen.“ Jetzt ging es ihr nur noch darum, ihren Stolz zu retten. „Ich war wirklich froh, als ich dachte, du hättest dich von mir getrennt. Bereits eine Stunde nach Verlassen der Botschaft wurde mir klar, wie viel Glück ich gehabt hatte! Ich kann mir kein größeres Elend vorstellen, als mit einem so selbstherrlichen Heuchler wie dir verheiratet zu sein!“
Sharif betrachtete sie forschend. Die Luft in der Höhle schien vor Spannung zu knistern. „Ist das wahr?“
Trotzig warf Faye das silberblonde Haar über die Schultern. „Verletzt das dein Ego, Sharif?“
„Keineswegs.“ Er näherte sich ihr wie ein Raubtier auf der Jagd nach seiner Beute. „Du gehörst mir, wann immer ich dich will, und ich habe nicht vor, dich als Ehefrau zu behalten.“
„Wann immer du mich willst?“ Ihre empörte Wiederholung seiner Äußerung endete in einem Aufschrei, als er ihre Hände nahm und Faye an sich riss.
Er presste sie unerbittlich an sich. „Ja.“
Dann bedeckte er ihre Lippen fordernd mit seinem Mund. Heiße Wogen durchrannen sie. Schock und Erregung kämpften in ihr, und ihr verräterischer Körper erlag der sinnlichen Versuchung.
Sie legte Sharif die Arme um den Nacken und ließ die Finger durch sein seidiges schwarzes Haar gleiten, das sie so liebte. Mit jeder Sekunde wuchs ihre Sehnsucht, wurde durch seine leidenschaftlichen Küsse angefacht. Sie schmiegte sich hilflos an ihn, um das Pochen zwischen ihren Schenkeln zu lindern.
Unvermittelt schob Sharif sie von sich. „Dies ist weder der richtige Zeitpunkt noch der rechte Ort für solche Freuden.“
Entsetzt über ihre eigene Schwäche, wandte Faye sich mit glühenden Wangen ab. Ihre Gedanken jagten sich. Er hatte gesagt, sie gehöre ihm, wann immer er sie wolle. Hatte sie ihm so hemmungslos zeigen müssen, wie recht er hatte?
„Wohin wolltest du, als du fortgelaufen bist?“, fragte er.
Verblüfft und zugleich erleichtert über den Themenwechsel, erwiderte sie: „Zum Flughafen, wohin sonst?“
„Der Flughafen ist viele Meilen von hier entfernt.“
„Das kann nicht sein …“ Faye bückte sich nach ihrem Rucksack, holte die Karte heraus und reichte sie Sharif. „Jedenfalls nicht nach diesem Plan.“
„Die Karte ist über sechzig Jahre alt. Außerdem ist sie auf Arabisch.“
„Ich brauche keine besonderen Sprachkenntnisse, um das Symbol für einen Flughafen zu identifizieren.“
„Das hier ist das Zeichen für eine Rollbahn, die während des Zweiten Weltkriegs angelegt wurde und längst außer Betrieb ist.“
„Unmöglich.“ Faye studierte erneut die Karte. „Hier ist die Stadt …“
„Wir haben mehr als eine Stadt“, erklärte er trocken. „Und das ist nicht Jumar City, sondern Kabeer an der Golfküste. Allah sei gepriesen, dass ich dich vor dem Sandsturm gefunden
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