Julia Exklusiv Band 0197
hier“, bat sie ihn, als er sich zu ihr herunterbeugte.
„Es fällt mir schon schwer genug, mich zusammenzureißen.“
„Ich finde, du spielst deine Rolle ausgezeichnet“, lobte er sie. Ihre Bitte hatte er jedoch entweder nicht gehört oder nicht hören wollen. Ehe Isobel sich’s versah, hatte er sie gegen die steinerne Balustrade gedrängt, sodass ihr keine Möglichkeit zur Flucht blieb. Wie sein zufriedener Blick verriet, war genau das seine Absicht gewesen.
Allerdings nahm sie es ihm nicht übel – im Gegenteil. Sie musste Leandros nur in die Augen sehen, um zu wissen, wie glücklich sie war. Deshalb nahm sie es als Wink des Schicksals, dass in diesem Moment Musik aus dem Haus drang und den festlichen Rahmen für das Versprechen bildete, das sie sich allein durch ihre Blicke gaben.
„Ich liebe dich“, sagte Isobel spontan.
Was möglicherweise ein Fehler war, denn Leandros war sichtlich überrascht, wenn nicht gar überfordert. Zumindest war er eine Weile sprachlos. „Musst du das ausgerechnet jetzt sagen?“, fragte er schließlich.
Trotz seines schroffen Tons entging ihr nicht, dass ihr Geständnis ihn überwältigt hatte. Genauso klar war sie sich darüber, was für ein großes Risiko sie eingegangen war. Jemanden zu lieben war eine Sache, es ihm zu sagen eine völlig andere. Indem sie es ausgesprochen hatte, hatte sie zugleich eine Grenze überschritten. Von nun an wäre sie ihm schutzlos ausgeliefert, und der Gedanke daran, was das bedeutete, ließ sie ihren Übermut fast bereuen.
Erschwerend kam hinzu, dass Leandros nicht in der Lage war, ihr diese Ängste zu nehmen. Er schien mit sich und der Welt zu hadern, weil ihm die einzige Antwort, die ihm einfiel, versagt bleiben musste. Schließlich waren sie nicht allein, und den Eklat, seiner Frau in aller Öffentlichkeit die Sachen hinunterzureißen, wollte selbst er nicht riskieren.
Doch fürs Erste hätte sie sich auch mit Worten zufriedengegeben. Ein Satz wie „Ich liebe dich auch“ hätte ihr unendlich gutgetan. Dazu konnte sich Leandros aber offenbar nicht durchringen.
„Ich wollte dich nicht zu etwas zwingen, was du nicht …“
„Pst“, unterbrach er sie und legte ihr den Finger auf den Mund. „Merkst du nicht, dass ich nachdenke?“
Was gibt es da lange nachzudenken?, hätte Isobel ihn am liebsten gefragt. Entweder du liebst mich oder nicht. Dass sie nun leiden musste, war allerdings nicht zuletzt ihre Schuld. Warum hatte sie mit ihrem Geständnis nicht gewartet, bis Leandros und sie wieder zu Hause waren? Dort hätte er ihr sicher schon längst eine Antwort gegeben – auf welche Art auch immer.
So aber musste sie sich damit abfinden, dass sie es mit einem Sturkopf zu tun hatte, der nicht über seinen Schatten springen konnte. Umso überraschter war sie, als Leandros unvermittelt ihre Taille umfasste und sie so heftig an sich zog, dass ihr einen Moment der Atem stockte. Erregt, wie er war, rechnete sie jeden Moment damit, dass er sich vergessen und ihr das Ergebnis seines Nachdenkens auf jene Art mitteilen würde, auf die er sich wesentlich besser verstand als aufs Reden.
„Den anderen kannst du vielleicht etwas vormachen“, platzte er schließlich heraus, „aber mir nicht. Du bist und bleibst die reinste Provokation, ganz egal, ob du ein aufreizendes Lederkostüm oder ein züchtiges Kleid trägst. Seit du die Güte hattest, dich nach drei Jahren wieder blicken zu lassen, fühle ich mich wie ein pubertierender Bengel, der zum ersten Mal im Leben verliebt ist.“
„‚Pubertierend‘ könnte stimmen“, bestätigte sie sarkastisch. „Deshalb dürfte ‚verknallt‘ die Sache eher treffen als …“
„Da irrst du dich gewaltig!“, fiel er ihr ins Wort. „Ich liebe dich, seit ich dir zum ersten Mal begegnet bin. Nicht einmal die Tatsache, dass ich mich drei Jahre vor Sehnsucht nach dir verzehrt habe, kann daran etwas ändern.“
Endlich hatte Leandros das Wort ausgesprochen, auf das sie so sehnlich gewartet hatte! Allerdings sah es ihm ähnlich, dass selbst eine Liebeserklärung in einen Vorwurf mündete. „Wenn du dich wirklich so nach mir gesehnt hast, frage ich mich, warum du dich nicht viel eher bei mir gemeldet hast“, erwiderte sie deshalb trotzig.
„Das habe ich dir doch schon alles erklärt“, rechtfertigte er sich ungehalten.
„Dann erklär mir bitte noch, warum du mich nach Athen beordert hast, um dich von mir scheiden zu lassen.“
„Das war nur ein Vorwand“, beteuerte er. „Selbst du hättest das
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