Julia Exklusiv Band 0197
Fotos in Händen hielt, war ihm schmerzlich bewusst, dass er ein großes Problem hatte.
Ehe er einen klaren Gedanken fassen konnte, klingelte das Telefon. Auch Dianthas Vater hatte einen anonymen Umschlag erhalten, und der Inhalt hatte ihn so in Rage gebracht, dass Leandros große Mühe hatte, ihn zu besänftigen. Kaum hatte er aufgelegt, rief seine Mutter an. Und als sich schließlich der Reporter einer Athener Boulevardzeitung meldete, weil er eine Story witterte, war Leandros klar, dass es sich um eine infame Intrige handelte.
Unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln steuerte er den Ferrari durch den dichten Verkehr. Da sein Handy unaufhörlich klingelte, schaltete er es irgendwann aus und legte es zu den Fotos auf den Beifahrersitz. Wer auch immer außer ihm Abzüge bekommen hatte, sollte selbst sehen, wie er damit klarkam. Zweifellos gehörte Isobel zu den Empfängern, und Leandros’ einzige Sorge war, dass sie längst ihre Schlüsse gezogen hatte – auch wenn diese noch so falsch sein mochten.
Als er endlich die Villa erreicht hatte, nahm er sich nicht einmal die Zeit, die Wagentür zu schließen. „Wo ist meine Frau?“, rief er Allise zu, die ihm in der Halle entgegenkam. Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er auf die Terrasse. Seine vage Hoffnung, dass Isobel den Umschlag noch nicht geöffnet hatte, verflog, als er die Fotos sah, die auf dem Boden verstreut lagen.
„Sie ist im Anbau.“
Einen Moment sah er Allise ungläubig an, so unbegreiflich war ihm, dass Isobel nicht längst in ihrem Zimmer war und die Koffer packte. Schließlich erwachte er aus seiner Erstarrung und wagte sich in die Höhle des Löwen – oder besser der Löwin, die sicher schon darauf lauerte, ihn zu zerfleischen.
Entsprechend schockiert war er, als er Isobel sah. Sie lag zusammengekrümmt auf Silvias Bett und wirkte wie ein kleines Kind, das sich am liebsten irgendwo verkrochen hätte.
Der Anblick steigerte seinen Hass auf die Person, die ihr das angetan hatte. Doch wichtiger als Rache war zunächst etwas anderes.
„Isobel“, sagte Leandros leise, als er vor dem Bett stand, aber Isobel reagierte nicht.
„Isobel“, wiederholte er deshalb lauter und legte ihr die Fotos, die er aus dem Büro mitgebracht hatte, direkt vors Gesicht. „Nichts davon entspricht den Tatsachen, und ich erwarte von dir, dass du mir glaubst.“
„Findest du nicht, dass du ziemlich viel von mir verlangst?“
Endlich öffnete sie die Augen. Ihre Frage ließ ihn allerdings erahnen, wie schwer es sein würde, sie zu überzeugen.
„Als Fotografin solltest du am besten wissen, wie leicht es heutzutage ist, ein Foto zu fälschen“, sagte er mahnend. „Mit einer geschickten Fotomontage kann man alles beweisen – selbst wenn nicht ein Fünkchen Wahrheit daran ist.“
„Lass mich in Ruhe“, erwiderte sie matt.
Er sah ein, dass er zu anderen Mittel greifen musste. Deshalb umfasste er ihre Arme und zwang sie mit sanfter Gewalt, sich aufzurichten. Dann kniete er sich hin und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Sie war aschfahl und ihr Blick so leer, als hätte sie Drogen genommen.
Deshalb überraschte es Leandros, dass sie plötzlich zum Angriff überging und mit Fäusten auf ihn einschlug. Doch lange reichte ihre Kraft nicht, sodass Isobel schließlich aufhörte – allerdings nicht ohne laut zu fluchen.
„Hörst du mir jetzt endlich zu?“, fragte er ungeduldig.
„Du lügst mich ja doch nur an!“, platzte sie verzweifelt heraus und nahm angewidert die Fotos in die Hand. „Wie oft hast du mir geschworen, dass sie dir nichts bedeutet! Wie soll ich dann das hier verstehen?“, erkundigte sie sich sarkastisch und hielt ihm das oberste Bild direkt vors Gesicht. „Stehst du etwa nicht an Deck deiner Jacht und hältst sie in deinen Armen? Ist sie bis auf diesen lächerlich knappen Tanga etwa nicht nackt?“
„Ich gebe ja zu, dass es so wirkt …“
Eine schallende Ohrfeige ließ ihn verstummen, ehe Isobel ihn mit der nächsten Aufnahme konfrontierte. „Ist es vielleicht dein Doppelgänger, der mit ihr in deiner Kabine liegt und Siesta hält?“
Bevor sie erneut zuschlagen konnte, umfasste Leandros ihr Handgelenk und nahm die Fotos an sich. „Wie oft soll ich denn noch sagen, dass es sich um Fälschungen handelt?“, fragte er wütend, weil Isobel sich nicht überzeugen ließ.
„Du verschwendest deine Zeit“, erwiderte sie unversöhnlich. „Ich glaube dir ohnehin kein Wort mehr.“
„Das solltest du aber“, entgegnete er
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