Julia Exklusiv Band 0197
ein entsprechendes Stück Band ab.
Michelle warf ihr einen strengen Blick zu. „Kein Tier verlässt diesen Salon ohne seine Schleife. Das ist das i-Tüpfelchen. Cleo weiß das und erwartet es. Sie würde durcheinander sein, wenn man ihr die Schleife plötzlich vorenthalten würde. Richte das Angelinas Bruder von mir aus. Wenn er mit dem Hund klarkommen will, darf er sein Gespür für richtig und falsch nicht verletzen.“
Serena wusste, dass kaum einer so gut mit Hunden umgehen konnte wie ihre Schwester, deshalb nahm sie ihren Rat widerspruchslos an. Aber würde Nic Moretti das auch tun? Die Vorstellung, ihm erneut gegenüberzutreten, weckte gemischte Gefühle in ihr. Allerdings hielt sie es angesichts ihrer veränderten Lebensumstände inzwischen eher für unwahrscheinlich, dass Nic Moretti sie als Lyall Duncans Exverlobte wiedererkennen würde. Und außerdem war sie schon neugierig zu erfahren, ob er zum Schutz des ihm anvertrauten Hundes seine verwöhnte Gespielin losgeworden war.
Lächelnd band Serena Cleo die Schleife um. „Fein siehst du aus“, sagte sie dabei in schmeichelndem Ton, wobei der kleine Hund begeistert hochhüpfte und ihr das Kinn leckte. Cleo hatte offensichtlich in letzter Zeit viel zu wenig Zuneigung und Lob erfahren, und Serena entschloss sich, dem Rat ihrer Schwester noch einige klare Worte hinzuzufügen. Ihr Lächeln wurde breiter. Sie würde Nic Moretti eine Lektion erteilen, die der arrogante Kerl so bald nicht vergessen sollte! „Ich bin jetzt weg“, rief sie Michelle zu und nahm Cleo von der Bank hoch.
„Gut. Vergiss nicht, auf dem Rückweg Muffy in Elina abzuholen.“
„Keine Sorge.“
Es war zwanzig Minuten vor eins. Als Serena Cleo mit dem Hundehalfter auf dem Beifahrersitz sicherte, ging ihr wieder einmal durch den Kopf, wie angenehm es doch war, nicht in der Stadt zu wohnen. Obwohl Michelles Fünf-Hektar-Besitz auch nicht gerade draußen auf dem Land lag, war er doch groß genug, um einem das Gefühl von wirklicher Weite und Freiheit zu vermitteln, und für das Geschäft gerade nahe genug an dicht bevölkerten Bezirken wie Gosford, Erina, Wamberal und Terrigal.
Der Hundesalon war in einer Scheune hinter dem Haus untergebracht, und der dazugehörige Parkplatz nahm einigen Platz weg. Dennoch war noch genügend Land übrig, sodass Michelles siebenjährige Tochter ein eigenes Pony halten konnte, das sie jeden Tag ritt, wenn sie von der Schule nach Hause kam. Alles in allem fand Serena, dass ihre verwitwete ältere Schwester Fantastisches geleistet hatte, indem sie ein eigenes Geschäft auf die Beine gestellt hatte, ohne Erin zu vernachlässigen. Allerdings schien sie sich fast zu sehr mit ihrem Leben als alleinerziehende Mutter angefreundet zu haben. Fühlte sie sich zu verletzlich, um eine neue Beziehung zu wagen?
Michelle war mit zweiunddreißig nur vier Jahre älter als sie, Serena, und immer noch sehr attraktiv. Hellbraunes Haar, große dunkle Augen und eine gertenschlanke Figur ließen sie frisch und jugendlich wirken. Vielleicht fehlte ihr einfach die Gelegenheit, auszugehen und jemanden kennenzulernen. Aber das ließ sich ja jetzt ändern, wo sie, Serena, hier war, um auf ihre Nichte aufzupassen.
Andererseits war das Leben ohne Mann zugegebenermaßen auch um einiges unkomplizierter! Vielleicht waren sie und ihre Schwester ja beide allein besser dran.
Nachdenklich setzte Serena sich hinters Steuer und machte sich auf den Weg zur Villa der Giffords. Zweifellos fing sie allmählich an, dieses völlig andere Leben zu genießen. Sie stand nicht mehr unter dem Druck, sich jeden Tag von Kopf bis Fuß perfekt stylen zu müssen, um dem exklusiven Image von Tys Salon gerecht zu werden, und sie musste auch nicht mehr in gewissen Gesellschaftskreisen mithalten.
Von jetzt an wollte sie nur noch sie selbst sein. Für niemanden mehr wollte sie eine Rolle spielen. Nic Moretti eingeschlossen. Reichtum, Erfolg und gutes Aussehen waren zwar ganz gut und schön bei einem Mann, aber sie würde sich davon nicht noch einmal blenden lassen und in Zukunft stets genau hinterfragen, was für ein Mensch sich dahinter verbarg. Und sie würde sich nicht verbiegen, um einem Mann zu gefallen, nur weil er vielleicht attraktiv war.
Attraktiv war nicht das passende Wort. Atemberaubend sexy traf es eher. Eine Frau musste schon blind sein, um es nicht zu bemerken.
Aber Snobismus ist überhaupt nicht sexy, rief Serena sich energisch ins Gedächtnis. Und deshalb würde sie sich von Nic Morettis
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