Julia Exklusiv Band 0197
geworfen, damit es endlich aufhörte zu winseln.“
„Ein Hühnerbein?“ Serena blieb stehen und sah Justine entsetzt an. „Die Knochen könnten dem Hund im Hals stecken bleiben!“
„Kommen Sie, wir wollen uns beeilen“, drängte Nic nun.
Er hatte recht. Es war nicht der Zeitpunkt, um irgendjemand eine Lektion zu erteilen. Außerdem würde Justine Cleo sowieso keine Träne nachweinen. Aber Nic Moretti wirkte zumindest ehrlich besorgt, als er Serena eilig durch eine ultramoderne Profiküche führte.
„Cleo!“, rief er in Befehlston und betrat eine Art Durchgangsraum, der einen Ausgang zum Garten besaß und mit Regalen für Gummistiefel und Garderobenhaken für Hüte und Regenjacken bestückt war. Ein schrilles Bellen hinter der Waschküchentür ließ Nic aufatmen. Sichtlich erleichtert stieß er die Tür auf, und der kleine Terrier schoss heraus, Nic durch die Beine, an Serena vorbei, ehe diese reagieren konnte, und ab in die Küche.
„Verdammt!“, stieß Nic aus, als er die Bescherung in der Waschküche sah.
Auch ein kleiner Hund konnte, wenn er eingesperrt und zu allem entschlossen war, beachtlichen Schaden anrichten. Serena zog es vor, dazu zu schweigen und sich ganz auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, den Hund zu fangen, dessen hysterisches Bellen jetzt aus dem Wohnzimmer zu kommen schien. Vermutlich hatte er dort die Frau erblickt, die ihn so schlecht behandelt hatte.
„Du schreckliches kleines Monster!“, hörte man Justine kreischen.
Serena zögerte keine Minute und kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Justine nach Cleo trat, die erschrocken zur Seite sprang. „Cleo …“, rief Serena mit schmeichelnder Stimme, kniete nieder, um für den kleinen Hund nicht so erschreckend groß zu wirken, und warf ihm ein Leckerli zu.
Cleo hielt inne, schnüffelte, kam vorsichtig näher und schnappte sich den Leckerbissen. Serena warf einen zweiten, nicht mehr ganz so weit von sich entfernt, dann noch einen und noch einen … und schließlich nahm sich Cleo ein Leckerli direkt aus Serenas Hand und ließ sich sogar hinter den Ohren kraulen. Serena nutzte die Gunst der Stunde, drückte den Hund an sich und trug ihn geradewegs zur Haustür. Nic Moretti folgte ihr bis hinaus zu ihrem Wagen.
„Welche Tür soll ich öffnen?“, fragte er dienstbeflissen.
„Die auf der Fahrerseite. Ich werde Cleo auf den Beifahrersitz setzen, damit ich sie beruhigend streicheln kann. Am Sicherheitsgurt ist ein Hundehalfter angebracht.“
Nic öffnete die Fahrertür und sah zu, wie Serena Cleo das Halfter anlegte. „Sie ist doch okay?“, fragte er besorgt.
„Bereit, jeden Kampf aufzunehmen“, antwortete Serena vielsagend.
„Ich glaube … Justine ist Hunde nicht gewöhnt.“
„Vielleicht sollten Sie sie öfter anknurren.“ Dieser bissige Rat ließ ihn sichtlich zusammenzucken, aber Serena hatte ihren Vorrat an Diplomatie bereits überstrapaziert. Sie nahm hinter dem Steuer Platz, zog die Tür zu und wandte sich durch das offene Seitenfenster an Nic Moretti. „Normalerweise würde ich Cleo um ein Uhr zurückbringen. Passt Ihnen das?“
„Ja, in Ordnung.“ Er betrachtete sie nachdenklich.
„Wird Ihre Freundin dann noch da sein?“
Seine dunklen Augen blitzten auf. Entschlossen presste er die Lippen zusammen. „Nein, das wird sie nicht“, antwortete er kategorisch.
Was bei Serena ein angenehmes Gefühl von Genugtuung hervorrief. „Schön, dann sehen wir uns um eins.“
Der Kleintransporter bog von der Auffahrt auf die Straße ein und verschwand aus dem Blickfeld. Nic Moretti verwünschte die Art und Weise, wie die freche Kleine am Steuer ihm unter die Haut gegangen war. Eine Hundefriseuse … der die Hunde offensichtlich wichtiger waren als die Menschen. Obwohl er einräumen musste, dass er an diesem Morgen keine besonders beeindruckende Figur abgegeben hatte. Und Justine noch weniger.
Was ihn zu dem ernüchternden Schluss brachte, dass der verächtliche Ausdruck in diesen lebhaften blauen Augen gerechtfertigt gewesen war. Höchste Zeit, sein Handeln neu zu bewerten und sich von Ballast zu befreien, den er sich nur aufgehalst hatte, um in gewissen Kreisen mitzumischen. Es war ein heikler Balanceakt, der ihm oft widerstrebte und auf der Annahme beruhte, dass kein Mensch perfekt war. Und wenn ein Mensch ihm zu irgendeinem Zweck nützlich sein konnte, war es dann so schlimm, wenn er in anderer Hinsicht erhebliche Mängel aufwies?
Tag der Abrechnung … Nic schüttelte den Kopf angesichts der Ironie,
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