Julia Exklusiv Band 0197
Jedenfalls damals nicht. Ich konnte mich nirgendwo sicher fühlen, sondern war von dem unbändigen Drang erfüllt, einfach im Augenblick zu leben … alles mitzunehmen und jede Zukunftsplanung zu vergessen, weil sie mir ja sowieso im nächsten Moment entrissen werden könnte.“
„Das kann ich gut nachvollziehen.“ Nic lächelte ermunternd. „Also hast du es dank deines überzeugenden Auftretens geschafft, dir einen lukrativen Job zu ergattern.“ Angewandte Psychologie … Nic glaubte, ihren weiteren Werdegang vor Augen zu sehen, und vermutete, dass sie in der PR-Branche Fuß gefasst hatte.
Sie lachte, doch es klang eine Spur verächtlich. „Ist dir das so wichtig, Nic?“, fragte sie hart. „Mich in einem angesehenen, beeindruckenden Beruf zu wissen?“
Schlagartig hatte sich die Atmosphäre gewandelt. Es herrschte plötzlich wieder Eiszeit zwischen ihnen. Serena lehnte sich zurück und sah ihn herausfordernd an. Nics Herz pochte heftig. Er glaubte den bevorstehenden Angriff vorherzuahnen. Gleichzeitig wusste er mit unumstößlicher Gewissheit, dass es ihm völlig egal war, in welchen Jobs sie gearbeitet hatte. Er wollte diese Frau. Der Gedanke, sie jetzt noch zu verlieren, war einfach undenkbar.
Nic hob beschwörend die Hände. „Es tut mir leid, wenn ich vorschnell etwas Falsches vermutet habe. Bitte … ich möchte wirklich wissen, wie dein weiterer Lebensweg ausgesehen hat.“
Ihre Wangen waren vor Erregung gerötet. „Ich habe bei dem vermutlich exklusivsten Friseursalon in Sydney angefangen. Ist dir der Name Ty Anderson ein Begriff?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Nie gehört.“
„Nun, wie auch immer, Ty ist sehr gefragt in der Schickeria, bei Models und Filmstars, weil er ganz individuell arbeitet. Meine erstklassigen Referenzen aus London haben ihn beeindruckt. Also stellte er mich ein, bestand allerdings darauf, dass ich mich ‚Renée‘ nannte, weil es besser zum Flair seines Salons passen würde. So wurde aus mir ‚Renée Fleming‘.“
Sie sah ihn erwartungsvoll an, als müsste ihm dieser Name etwas sagen, aber Nic zuckte entschuldigend die Schultern.
„Ich kenne mich in diesen Modebranchen nicht so aus, Serena … Ich meine, ich bin ein Mann. Wenn mein Haar zu lang wird, gehe ich einfach zum nächsten Herrenfriseurladen und lasse es schneiden.“
„Oh, glaub mir, wir hatten viele reiche männliche Kunden“, erwiderte Serena spöttisch. Dann verstummte sie einen Moment nachdenklich, als müsste sie über seine Antwort nachdenken. „Weißt du, ich habe damals den Lebensstil der Schickeria kennengelernt und jeden Cent, den ich verdiente, darauf verwendet, in den richtigen Lokalen und mit den richtigen Leuten zu verkehren … und natürlich die richtigen Klamotten zu tragen, die ich mir relativ preiswert in Secondhand-Boutiquen besorgte. Man könnte sagen, ja … ich war ein brillanter Lehrling.“
Der Zynismus in ihren Worten war nicht zu überhören. Offenbar war sie als „Emporkömmling“ nicht glücklich geworden. „Was ist passiert?“, fragte Nic ruhig.
„Nun ja, eine Weile ließ ich mich auf dieser Welle treiben und redete mir ein, mich bestens dabei zu amüsieren. Ich verkehrte mit den Reichen und Schönen und ergatterte schließlich sogar einen Heiratsantrag von einem Millionär“, antwortete Serena betont beiläufig. „Ich bildete mir sogar ein, ihn zu lieben, und hätte ihn vermutlich wirklich geheiratet.“
Nic sah den Ausdruck von Schmerz und Desillusionierung in ihren schönen Augen. „Was ist passiert, dass du dich anders entschieden hast?“, fragte er sanft.
Sie hielt seinem forschenden Blick unbewegt stand. „Du“, sagte sie schlicht.
„Ich?“ Das ergab keinen Sinn. Sie hatte Sydney doch verlassen, bevor sie sich überhaupt kennengelernt hatten!
„Ich habe auf einer Party zufällig ein Gespräch zwischen dir und meinem damaligen Verlobten belauscht.“ Sie sah, dass er sich immer noch nicht erinnerte, und lächelte spöttisch. „Ich gewann den Eindruck, dass deiner Ansicht nach eine ‚bloße Friseuse‘ als Ehefrau für Lyall Duncan nicht gut genug sei. Und seine Erwiderung auf deine diesbezügliche Bemerkung beraubte mich aller Illusionen.“
Ein eiskalter Schreck fuhr Nic ins Herz, als er sich schlagartig an alles erinnerte. Was er zu Lyall gesagt, was dieser geantwortet hatte. Das Gefühl, Serena von irgendwoher zu kennen, das ihn von Anfang an irritiert hatte. Der Zynismus, mit dem sie ihn und Justine bedacht hatte. Ihre Fragen nach
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