Julia Exklusiv Band 0197
widersprach er sanft.
„Und selbst wenn, so ist das nicht Ihr Problem. Sie haben Ihre eigenen Schwierigkeiten. Zwei kleine Kinder großzuziehen und gleichzeitig einen anspruchsvollen Beruf auszuüben, das kann nicht einfach sein.“ Cleo stand auf. „Es wird kühl, ich gehe jetzt lieber hinein.“
Sie wandte sich ab, und da blieb ihr Fuß in einem Grasbüschel hängen. Als sie stolperte, fiel sie gegen Maxim, der sofort aufsprang, um sie zu packen und vor einem Sturz zu bewahren. Cleo schnappte nach Luft, völlig unvorbereitet auf die Nähe seines kraftvollen Körpers. „Ihre Haut fühlt sich gut an“, sagte er leise und strich mit den Fingern über ihren nackten Arm.
„Was?“, flüsterte sie verwirrt.
„Zart und weich, aber trotzdem fest.“ Da erinnerte sie sich, dass er Maler war. Offenbar zeigte er nur ein künstlerisches Interesse an ihr. „Jetzt sollten Sie mich loslassen.“
„Ich halte Sie ja gar nicht fest.“
Erschrocken erkannte sie, dass er recht hatte. Sie lehnte immer noch an ihm, hätte sich aber leicht von ihm lösen können, wenn sie es gewollt hätte. Natürlich will ich es, sagte sie sich nervös.
Seine Finger glitten zu ihrem Handgelenk hinab. „Hübsche, feine Knochen.“
Ihr Gelächter wirkte ziemlich unecht. „Das klingt wie eine anatomische Lektion.“
„Ich versuche nur, Ihre Vorzüge zu würdigen. Offenbar glauben Sie, dass Sie keine haben, aber da täuschen Sie sich.“
Etwas Unbekanntes schwang in seiner Stimme mit, und Cleo wurde sich der hereinbrechenden Dunkelheit bewusst, der verführerischen abendlichen Stille.
„Auch Ihr Mund ist sehr schön“, fuhr Maxim fort, und seine Worte erschienen ihr so samtweich wie die Berührung seiner Finger auf ihrer bloßen Haut. „Ich werde es genießen, ihn zu malen.“ Behutsam strich er über ihre Lippen, und Cleo presste sie fest zusammen, um ein verräterisches Zittern zu überspielen.
Gleich wird er mich küssen, dachte sie unbehaglich. Und ich werde erstarren, so wie immer. Dann wird er wissen, was sonst noch alles nicht mit mir stimmt.
Nachdenklich beobachtete er sie. Einige Sekunden verstrichen, bevor er den Kopf hinabneigte. Nur ganz leicht berührten seine Lippen ihren Mund. Instinktiv verkrampfte sie sich, und er wich sofort zurück. Prüfend schaute er in ihre Augen. „Probleme, Cleo?“
„Warum glauben die Männer immer, eine Frau hätte Probleme, wenn sie nicht geküsst werden will?“, konterte sie herausfordernd.
„Sie brauchen nur Nein zu sagen.“
„Gut, dann sage ich es – nein!“
„Nur zu mir? Oder sagen Sie es auch zu anderen?“ Seine Einfühlsamkeit erschreckte sie. „Das geht Sie nichts an.“
„Solange Sie in meinem Haus wohnen, geht mich alles, was Sie betrifft, sehr viel an. Erzählen Sie mir davon, Cleo.“
Alles in ihr drängte sie, der Aufforderung zu folgen. Und gerade das jagte ihr die größte Angst ein. „Es gibt nichts zu erklären“, erwiderte sie mit belegter Stimme. „Und wenn Sie eine Erklärung dafür verlangen, dann muss ich gestehen, dass ich keine abgeben kann. Auch das gehört zu den vielen Dingen, die meine Fähigkeiten übersteigen.“ Um weiteren Fragen auszuweichen, wandte sie sich rasch ab und rannte zum Haus.
5. KAPITEL
Cleo eilte geradewegs in den Anbau und warf die Tür hinter sich zu, dann ging sie ins kleine Wohnzimmer und sank in einen Sessel. Dieser Tag war eine einzige Katastrophe gewesen. Sie hatte Maxims Kinder aus deren Heim zu jagen versucht, das Dinner verdorben – und schließlich auch noch den Augenblick jenes Kusses. Wahrscheinlich wäre es ein sehr netter Kuss gewesen.
Hätte sie sich doch nur entspannen und den Moment genießen können … Sicher verstand Maxim sehr viel vom Küssen. Sie seufzte tief auf. Auch in diesem Bereich ihres Lebens musste sie einiges ändern. Wie sollte sie jemals Freude an der Liebe finden, wenn sie wahre Todesängste vor einer Schwangerschaft ausstand?
Lange saß sie da und blickte verzweifelt an die Wand. Niemand kannte das Geheimnis ihrer Furcht. Sie vermochte nicht, darüber zu reden, und so blieb alles in ihrem Inneren verschlossen. Ein paarmal hatte sie erwogen, bei einem Psychologen Hilfe zu suchen, war aber immer wieder davor zurückgeschreckt, weil sie glaubte, sie müsste dieses Problem allein lösen. Aber wie?
Etwa eine halbe Stunde später klopfte es leise an der Tür. Cleos Herz begann, schneller zu schlagen. Sie musste sich zwingen, aufzustehen und Maxim hereinzulassen. Seine dunklen Augen, die
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