Julia Exklusiv Band 0197
fruchtbaren Boden zu fallen“, warf Maxim ein.
„Was soll ich denn sonst auf mein Müsli tun?“, fragte Cleo den kleinen Jungen.
„Rosinen oder Bananen oder Äpfel. Im Sommer haben wir manchmal Erdbeeren.“
„Das klingt natürlich viel besser. Morgen werde ich eine Banane nehmen und übermorgen einen Apfel.“
„Und überübermorgen?“, wollte Alice wissen, die der Konversation interessiert gelauscht hatte.
„Rosinen“, erwiderte Cleo.
„Und am Tag danach? Erdbeeren gibt es erst wieder im nächsten Jahr.“
„Sie könnte verkohlte Hamburger essen“, schlug William vor, und beide Kinder fingen zu kichern an.
„Das reicht jetzt!“, mahnte Maxim gespielt streng. „Ihr seid fertig mit dem Frühstück. Warum geht ihr nicht in den Garten? Aus den nächsten Tagen solltet ihr das Beste machen. Bald fängt die Schule wieder an.“
Laut und übertrieben stöhnten sie auf, dann stürmten sie zur Tür hinaus. Allein mit Maxim, fühlte sich Cleo längst nicht mehr so entspannt wie zuvor. Um ihre plötzliche Nervosität zu überspielen, bemerkte sie: „Offenbar haben Alice und William vergessen, dass unsere Bekanntschaft mit einem Misston begonnen hat.“
„Kinder sind nicht nachtragend, nur Erwachsene.“ Er schaute auf seine Uhr. „Heute Vormittag habe ich zwei Stunden Zeit. Kommen Sie ins Atelier, wenn Sie gefrühstückt haben. Allmählich sollte ich Ihr Portrait in Angriff nehmen, sonst müssen Sie vielleicht den ganzen Winter hier verbringen.“
„Vorher will ich mich frisieren, Make-up auftragen und was anderes anziehen …“
„Bleiben Sie so, wie Sie sind“, unterbrach er sie ungeduldig.
„Sie können mich doch nicht in einem alten T-Shirt und Leggings malen“, wandte sie ungläubig ein.
„Warum nicht? Heute Morgen sehen Sie zum ersten Mal seit Ihrer Ankunft natürlich aus.“
„So ein Portrait will mein Vater sicher nicht haben.“
„Wieso wissen Sie das? Wahrscheinlich sieht er Sie viel lieber so, wie Sie wirklich sind. Ihre Glamour-Fotos in diversen Zeitschriften kennt er ja zur Genüge.“
„Er stellt sich ein formelles Bild vor“, beharrte sie.
„Mir gegenüber hat er keine bestimmten Wünsche geäußert.“
Cleo dachte an das Portrait ihrer Mutter, neben dem ihr eigenes hängen sollte. „Das verstehen Sie nicht …“, begann sie, dann verstummte sie, denn es widerstrebte ihr, Erklärungen abzugeben, die etwas zu persönlich ausfallen würden.
„Was verstehe ich nicht?“ Maxim sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. „Welches große Geheimnis verbergen Sie vor mir?“
„Es gibt kein Geheimnis. Ich weiß eben nur, was mein Vater will, das ist alles.“
Sein durchdringender Blick ließ ihre Nerven flattern. Als sie schon glaubte, sie könnte diese eingehende Musterung keine Sekunde länger ertragen, flog die Küchentür auf. William rannte herein, dicht gefolgt von Alice, und schrie: „Draußen steht ein roter Sportwagen!“
„Der gehört mir“, teilte Cleo ihm mit. „Habt ihr ihn nicht gesehen, als ihr gestern von eurer Tante nach Hause gebracht worden seid?“
Er schüttelte den Kopf und fragte sichtlich beeindruckt: „Ist das wirklich Ihrer?“
„Ja.“
Nun war sie offenbar ganz gewaltig in seiner Achtung gestiegen. „Können Sie uns nächste Woche damit zur Schule fahren?“, bat er aufgeregt, dann wandte er sich seinem Vater zu. „Stell dir mal vor, was Dean und Robert sagen werden, wenn wir in so einem Schlitten aufkreuzen! Sicher fallen ihnen die Augen aus dem Kopf.“
„Hoffentlich nicht“, erwiderte Maxim. „Und ich weiß gar nicht, ob Cleo nächste Woche noch hier sein wird. Sobald ihr Portrait fertig ist, reist sie ab.“
„Dann mal ganz langsam!“, wies William ihn an, ehe er mit seiner Schwester wieder aus der Küche stürmte.
Inzwischen hatte Cleo ihr Müsli aufgegessen und Kaffee getrunken. „Ich bin bereit.“ Sie wusste, wie sinnlos es wäre, erneut zu erklären, sie würde sich lieber zurechtmachen.
Während des restlichen Vormittags arbeitete Maxim an Cleos Portrait. Nachdem er verschiedene Posen ausprobiert hatte, veranlasste er sie, in entspannter Haltung auf dem Stuhl am Fenster zu sitzen, den Blick zum See gerichtet. Er bedeckte die Leinwand mit gebrannter Umbra, malte in schnellen, gekonnten Linien die Umrisse des Kopfes und des Körpers, dann begann er, an den Details zu feilen. Immer wieder betrachtete er Cleo mit einer Intensität, die ihr fast den Atem nahm.
„Darf ich reden?“, fragte sie schließlich, weil
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