Julia Exklusiv Band 0197
küsste sie mit wachsender Glut, und sie erstarrte noch immer nicht. Das war ihr unbegreiflich. Sie bewegte die Lippen unter seinen, mit einem Verlangen, für das sie keine Erklärung fand. Jedenfalls wünschte sie, es würde niemals aufhören, so als wollte sie sich für alle Küsse entschädigen, die sie in ihrem bisherigen Leben versäumt hatte.
Maxim ließ die Hand zu einer ihrer Brüste gleiten, und Cleo stieß einen halberstickten Laut aus. O ja, auch das gefiel ihr, sogar sehr. Heiße Wellen schienen sie zu durchströmen, und ihr Atem ging immer schneller. Nie zuvor hatte sie so etwas empfunden, höchstens in wirren, unruhigen Träumen.
Als er sie behutsam von sich schob, blinzelte sie und verstand nicht, was da geschah. „Genug für jetzt“, erklärte er, selbst ein wenig außer Atem. „Ein Schritt nach dem anderen.“
Langsam kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. Und dann wurde sie von wachsendem Entsetzen erfasst, denn sie wusste, wohin der verführerische Kuss sie beinahe geführt hätte – zu einem Ort, den sie niemals aufsuchen wollte. Das hatte sie schon vor langer Zeit beschlossen. „Das war der erste und letzte Schritt“, entgegnete sie mit ausdrucksloser Stimme. „Es wird nie wieder vorkommen.“
„O doch“, entgegnete er ruhig. „Wenn nicht mit mir, dann mit jemand anderem. Du bist nicht mehr Daddys kleines Mädchen, Cleo. Du musst endlich erwachsen werden und in der realen Welt leben.“
Heftig schauderte sie, denn es gab nichts, wovor sie größere Angst hatte.
7. KAPITEL
Im Haus angekommen, floh Cleo sofort in den Anbau, streifte die Sandaletten von den Füßen und schlüpfte aus ihrem pinkfarbenen Designer-Kleid. Dann duschte sie und kroch ins Bett. Aber sie fand keinen Schlaf. Wann immer sie an den Kuss dachte, an Maxims betörende Zärtlichkeiten, erschauerte sie am ganzen Körper. Und was am allerschlimmsten war – sie hatte jene Augenblicke genossen. Wenn Maxim sie wieder in die Arme nahm, würde sie womöglich gar nicht versuchen, ihn abzuwehren …
Doch diese Gedanken erinnerten sie unweigerlich an ihr altes Problem. Küsse und Liebkosungen mochten sehr erfreulich sein, viel schöner als erwartet, aber sie führten zu einem Weg, dem sie nach wie vor nicht zu folgen wagte. Selbst wenn man noch so aufpasste – mit der körperlichen Liebe verband sich stets das Risiko einer Schwangerschaft. Der Geist ihrer toten Mutter begleitete Cleo unbarmherzig. Und sie lebte schon so viele Jahre mit ihm, dass sie nicht wusste, wie sie ihn verscheuchen sollte.
Endlich brach der neue Tag an, und sie stand erschöpft auf, die Lider bleischwer. Eine weitere Dusche erfrischte sie ein wenig. Geschickt deckte sie die Schatten unter den Augen mit etwas Make-up ab, aber ihren müden Gesichtsausdruck konnten kosmetische Hilfsmittel nicht ganz verbergen.
Zu ihrer Erleichterung schwatzten William und Alice beim Frühstück unentwegt. Das ersparte ihr die Mühe, an der Konversation teilzunehmen. Danach liefen die Kinder in den Garten, und sie blieb mit Maxim allein. „Heute Vormittag möchte ich an deinem Portrait arbeiten“, erklärte er, während er das Geschirr in die Spülmaschine räumte. „Zieh wieder die Sachen an, die du beim ersten Mal getragen hast.“
„Eigentlich möchte ich jetzt nicht Modell sitzen“, erwiderte sie zögernd. „Ich fühle mich nicht danach … könnten wir es auf später verschieben?“
„Nein“, sagte er kategorisch. „Zieh dich um und komm ins Atelier.
Wenn er diesen Ton anschlug, war es unmöglich, ihm zu widersprechen.
Seufzend kehrte Cleo in den Anbau zurück, schlüpfte in die schwarzen Leggings und das violette T-Shirt, dann ging sie ins Atelier. Sie setzte sich auf den Stuhl am Fenster und wartete unbehaglich, in der festen Überzeugung, Maxim würde über die Ereignisse des letzten Abends reden.
Aber er sagte kein Wort, mischte fachmännisch die Farben auf seiner Palette, schaute hin und wieder in Cleos Richtung. Nach einer Weile ließ ihre Nervosität nach. Offenbar konzentrierte er sich ausschließlich auf seine Arbeit, und er hegte nicht die geringste Absicht, über private Dinge zu diskutieren.
Warmer, goldener Herbstsonnenschein strömte in den Raum. Ihre schweren Lider senkten sich, und bald nickte sie ein. Als sie die Augen wieder öffnete, blinzelte sie verwirrt und konnte sich zunächst nicht entsinnen, wo sie war. Dann fiel ihr Blick auf Maxim. Verlegen richtete sie sich auf. „Wie lange habe ich geschlafen?“
„Zwei
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