Julia Exklusiv Band 0197
Auseinandersetzung gewollt, und in einem Punkt musste sie ihm recht geben. Es wurde höchste Zeit, dass einige Dinge beim Namen genannt wurden, ehe sie denselben Fehler ein zweites Mal machten und perfekten Sex mit Liebe verwechselten.
„Mir ist bis heute nicht klar, warum du mich überhaupt geheiratet hast“, sagte Isobel bitter. „Was dich an mir am meisten interessierte, hast du doch schon nach wenigen Stunden bekommen. Alles andere hättest du uns lieber ersparen sollen – und vor allem deiner Familie“, fügte sie verächtlich hinzu. „Thea hat schon nach einer Woche eingesehen, wie aussichtslos es ist, mir Manieren beibringen zu wollen.“
„Sie wollte dir nur helfen, dich in einer fremden Welt zurechtzufinden“, nahm Leandros seine Mutter in Schutz.
„Dressieren wollte sie mich!“, widersprach Isobel energisch. Allmählich war sie es leid, dass alles, was sie sagte, an ihm abprallte. Verstand er das unter „sich der Vergangenheit stellen“? „Zum Glück habe ich auf meinen Streifzügen durch die Stadt Menschen kennengelernt, die mich so akzeptiert haben, wie ich bin.“
„Vassilou und Konsorten.“
„Woher nimmst du nur die Stirn, dich für etwas Besseres zu halten?“, fragte sie empört. „Natürlich haben sie weniger Geld als du, und so geschliffen reden können sie vielleicht auch nicht. Aber keiner von ihnen käme auf die Idee, seine Frau, die soeben ein Kind verloren hat, mit den Worten zu trösten: ‚Vielleicht ist es das Beste so.‘“
Dieses Mal widersprach Leandros nicht. Stattdessen verließ er das Bett, zog seinen Morgenmantel über und stellte sich ans Fenster. Draußen war es stockfinster, und was er sah, war Isobel ein Rätsel. Doch es interessierte sie auch nicht, denn sie war zu sehr mit den quälenden Erinnerungen beschäftigt, die er heraufbeschworen hatte.
„Ich weiß ja, dass ich mich unverzeihlich benommen habe“, sagte er unvermittelt.
„Umso besser“, erwiderte sie unversöhnlich. „Dann wird es dich nicht überraschen, dass ich nicht vorhabe, dir zu verzeihen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte Isobel sich um und ging ins Bad. Die Tür ließ sie wohlweislich unverschlossen. Alles andere würde Leandros ihr ohnehin nur als Fluchtversuch auslegen.
Noch ehe sie das Wasser in der Dusche aufdrehen konnte, stand er auf der Schwelle. „Versuch wenigstens, mich zu verstehen“, bat er sie bedrückt. „Du warst am Boden zerstört, und ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich dir helfen sollte.“
„Dafür warst du doch viel zu beschäftigt“, erklärte sie, ohne sich umzudrehen. „Wenige Monate vorher hattest du die Leitung des Konzerns übernommen, und dahinter musste alles zurückstehen – selbst dein eigenes Kind“, fügte sie in dem Wissen hinzu, dass sie damit seinen Widerspruch provozierte.
Umso überraschter war sie, als er sich hinter sie stellte und ihr zärtlich die Hände auf die Schultern legte. „Ich gebe ja zu, dass ich dich sträflich vernachlässigt habe“, gestand er. „Und vielleicht habe ich mich unbewusst gegen das Kind gesträubt.“
Dass er sich zu solchen Worten durchrang, traf sie gänzlich unvorbereitet. Unwillkürlich drehte sie sich um und sah sprachlos zu ihm auf. Trotz seiner Sonnenbräune war er aschfahl, und die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Wir waren noch so jung“, fuhr er bedrückt fort, „und unsere Ehe ein ziemliches Chaos. Wir haben kaum noch miteinander geredet, und selbst im Bett hatte ich zunehmend das Gefühl, mit einer Fremden …“
„Danke, gleichfalls“, unterbrach Isobel ihn sarkastisch.
„Glaubst du, es wäre mir leichtgefallen, dich nicht zu berühren?“ Von einer Sekunde auf die andere hatte sein Gesicht wieder Farbe bekommen. Verzweifelt war er allerdings immer noch, wie ihr klar wurde, als er die Hände von ihren Schultern zu den Armen gleiten ließ und sie so energisch umfasste, dass es ihr fast wehtat.
„Nach der Fehlgeburt hast du so zerbrechlich gewirkt, dass ich fürchtete, du würdest zu Staub zerfallen, wenn ich dich auch nur anfasse“, erklärte er aufgewühlt. „Damals hat sich gerächt, dass wir uns nie die Zeit genommen haben, unsere Ehe auf eine solidere Basis zu stellen, als selbst der erfüllendste Sex es ist. Denn mit dir zu schlafen war mir nie genug – auch wenn ich in den Wochen, in denen es nicht ging, genauso gelitten habe wie du.“
Ebenso unvermittelt, wie er ihre Arme umfasst hatte, ließ Leandros sie wieder los. Dann drehte er sich
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