Julia Exklusiv Band 0197
Wiedersehen mit ihrer Schwiegermutter konnte tatsächlich warten. Insoweit musste sie Leandros recht geben. Doch dass er sie an ihrem ersten Abend allein ließ, war ein denkbar schlechtes Omen – vor allem weil seine Begründung unglaubwürdig war. Diantha höchstpersönlich hatte von dem Abendessen erzählt, und wenn Leandros das Haus verlassen wollte, dann nur, um sich mit ihr zu treffen.
„Wenn du möchtest, kannst du gern mitkommen“, schlug er unvermittelt vor, als hätte er ihre Gedanken erraten. Gleichzeitig beugte er sich vor, um ihr Champagner einzuschenken.
Allerdings ließ Isobel sich von seiner Freundlichkeit nicht täuschen. Er wusste genau, dass sie den Vorschlag nicht annehmen würde. Am liebsten hätte sie ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und begeistert zugestimmt. Doch dieses Vergnügen musste sie sich leider versagen. „Das geht nicht“, erwiderte sie. „Ich habe Silvia versprochen, dass ich mir nach dem Essen ein Video mit ihr ansehe.“
Umso besser, schien sein Gesichtsausdruck zu sagen. „Hat sie alles, was sie braucht?“, erkundigte sich Leandros. „Dann sollten wir jetzt anstoßen“, schlug er vor, als sie bestätigend nickte, und hob sein Glas. „Auf uns.“
Mit einiger Überwindung erwiderte sie den Toast, als ihr plötzlich ein ungeheuerlicher Gedanke kam. „Wo ist eigentlich Lester?“, fragte sie rundheraus.
„Er hat das Haus kurz nach unserer Ankunft verlassen“, erwiderte Leandros mit einem jungenhaften Lächeln.
„Hast du ihn etwa ins Apollo zurückgeschickt?“
„Zurückgeschickt schon“, gab er unumwunden zu, „aber nicht ins Apollo, sondern nach London.“
„Und wie ist er dorthin gekommen?“
„Mit dem Flugzeug.“
„Das sollte mich wundern“, wandte sie ein. „Heute sind alle Maschinen ausgebucht. Ich habe mich selbst erkundigt.“
„Das war hoffentlich, bevor wir miteinander geschlafen haben“, sagte Leandros triumphierend. „Ich habe ihm ein Firmenflugzeug zur Verfügung gestellt“, fuhr er fort, weil sie nicht antwortete. „Der Bodybuilder war übrigens auch an Bord. Ich glaube kaum, dass wir für die beiden Herren noch Verwendung haben.“
Leandros konnte von Glück sagen, dass in diesem Augenblick Allise ins Zimmer kam und das Essen servierte. Isobel wusste nicht, wie sie sonst reagiert hätte.
So rächte sie sich, indem sie während des gesamten Essens kein Wort mehr sprach. Kaum hatte sie das Besteck weggelegt, stand sie auf, um den ungastlichen Ort zu verlassen. Immerhin sagte sie im Hinausgehen noch „Gute Nacht“.
Ihr Versprechen, sich mit ihrer Mutter einen Film anzusehen, hielt sie. Doch anschließend zog sie sich in das Gästezimmer zurück, in das sie sich am Nachmittag einquartiert hatte. Als sie endlich unter der Bettdecke lag, konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten.
Sicher stand Leandros in diesem Augenblick mit Diantha in einer dunklen Nische seines Elternhauses, um ihr die neue Situation zu erklären. Würde sie weinen? Flehen? Ihm drohen?
Viel wichtiger war, ob er sich erweichen lassen und die Nacht bei ihr verbringen würde!
Bis in den Schlaf verfolgten Isobel die entsetzlichen Bilder, die ihre Fantasie in grellen Farben zeichnete. Und noch im Traum machte sie sich schwerste Vorhaltungen, weil sie Leandros nicht daran gehindert hatte, sein Netz auszuwerfen, in dem sie sich nun schon zum zweiten Mal hoffnungslos verfing.
Wie schlimm es um sie stand, wurde ihr vage bewusst, als sie einen Arm zu spüren glaubte, der sich unter ihre Beine drängte. Erst als sich eine Hand um ihren Nacken legte, wurde ihr klar, dass sie keinesfalls träumte.
7. KAPITEL
„Lass mich sofort runter, du brutaler Kerl!“, forderte Isobel energisch, als Leandros sie aus dem Zimmer trug.
„Das tue ich gleich“, erwiderte er, „aber erst, wenn wir unser Ehebett erreicht haben. Oder hast du wirklich geglaubt, ich würde zulassen, dass du woanders schläfst? Schlaf wirst du in dieser Nacht allerdings nur wenig bekommen“, fügte er hinzu.
Die Tür zu seinem Schlafzimmer schloss er mit einem Fußtritt. Mit derselben grimmigen Entschlossenheit machte er seine Drohung wahr und legte Isobel aufs Bett. Ehe sie sich das Nachthemd über die Knie ziehen konnte, hatte er seinen seidenen Morgenmantel ausgezogen und sich neben sie gelegt.
Während er ihr eine Hand um den Nacken legte, ließ er die andere vom Hals zu den Hüften und wieder zurück gleiten – mit dem Resultat, dass das Nachthemd nun nicht einmal mehr ihre
Weitere Kostenlose Bücher