Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Mailbox. Er wolle sie später noch einmal anrufen.
Als sie abends wieder zu Hause war, ging sie die Post durch, die Lydia im Flur auf einen Tisch gelegt hatte. Die meisten Briefe waren für Ross, aber für sie war auch einer dabei.
In dem Umschlag lag die Fotokopie eines Artikels, genauer gesagt eines Ausschnitts aus einem Artikel.
Ein kleiner Vogel hat mir zugezwitschert, dass ein gewisser umschwärmter Hotelier, der erst kürzlich geheiratet hat, letzte Nacht mit einer berühmten alten Flamme in der Stadt gesehen wurde. Hat es zwischen den beiden wieder gefunkt, oder ist das Feuer nie erloschen?
Später wusste Gina nicht mehr, wie lange sie auf das Papier gestarrt hatte. Natürlich war das eine Anspielung auf Ross und Dione. Was sollte es sonst sein?
Warum auch immer er Dione neulich im Restaurant vor den Kopf gestoßen hatte, die beiden hatten sich offenbar wieder versöhnt. Da spielte es keine Rolle mehr, wer wem nach New York nachgereist war oder ob sie sich dort zufällig getroffen hatten. Vielleicht war die Reise sogar geplant, und es gab gar keine schwierigen Verhandlungen!
Wenn ihr nicht jemand diesen Wisch hätte zukommen lassen, hätte sie es niemals erfahren. Vermutlich war der Artikel aus New York hergefaxt und dann hier abgeliefert worden.
Gina schnaubte vor Wut. Jetzt war alles klar. Es gab nichts mehr zu überlegen.
Noch für denselben Abend buchte sie einen Flug nach New York. Um pünktlich zu sein, hatte sie nicht einmal Zeit, sich umzuziehen. Als sie in der Schlange zum Einchecken stand, trug sie immer noch das elegante limonenfarbene Kostüm und versuchte, darüber hinaus nicht auch noch durch ihre Nervosität aufzufallen.
Endlos und quälend langsam kam ihr der Flug vor. Vor dem Landeanflug verbrachte sie zwanzig Minuten im Waschraum, um sich frisch zu machen. Zwischendurch verließ sie immer wieder der Mut. Doch dann sagte sie sich, dass sie ihm diesen Skandal nicht durchgehen lassen durfte. Auch wenn er sie nicht liebte, durfte er ihr das nicht antun.
Es war noch nicht einmal sechs Uhr morgens, als sie die Ankunftshalle betrat und am ersten Zeitungskiosk noch die gestrige Ausgabe der Zeitung erwischte, die auf dem Fax angegeben war. Ohne Probleme fand sie den Artikel wieder. Also war es kein Trick gewesen. Und da Ross so ein Blatt kaum las, würde er keine Ausrede parat haben.
Wahrscheinlich würde sie ihn sogar in flagranti mit Dione erwischen. Was sie dann täte, darüber wollte sie jetzt lieber noch nicht nachdenken.
Im Hotel gab sie sich an der Rezeption als Ross’ Frau zu erkennen, woraufhin der Angestellte ein betretenes Gesicht machte. Wahrscheinlich wusste hier jeder Bescheid. Stolz hielt sie den Kopf hoch und bat um den Schlüssel, weil sie ihren Mann nicht wecken wolle.
Es war kurz nach sieben, als sie die Suite betrat.
Obwohl die Tür zum Schlafzimmer offen stand, drang von dort kein Ton und auch kein Licht heraus. Mutig ging sie hinein und riss die schweren Vorhänge auf.
Nur langsam setzte Ross sich auf, brummte etwas und schützte seine Augen mit der Hand gegen die Helligkeit. Als Gina ihn so sah, fielen Eifersucht, Enttäuschung und Zorn von ihr ab, und die Vernunft kehrte schlagartig zurück. War sie wirklich Tausende von Meilen geflogen, um ihn der Untreue zu bezichtigen – nur wegen eines Papierschnipsels, auf dem nicht einmal Namen standen? Wer steckte wohl dahinter? Vermutlich ihre Schwägerin. Verdammt, warum hatte sie nicht vorher darüber nachgedacht?
Ihr völlig verschlafener Mann sah sie eine Weile begriffsstutzig an, dann war er plötzlich hellwach. „Was ist Schlimmes passiert?“, fragte er besorgt.
Verlegen suchte sie nach einer Ausrede.
„Nichts. Ich habe ein paar Tage frei und dachte, ich könnte ein bisschen in New York einkaufen gehen, solange du hier verhandelst.“
„Das gibt’s doch nicht!“
„Es war ein spontaner Einfall.“ Sie versuchte zu lachen. „Ein bisschen verrückt vielleicht.“
„Kann man wohl sagen.“ Verschlafen sah er auf den Wecker. „Ich hatte darum gebeten, dass man mich um sieben weckt.“
„Das ist wohl vergessen worden.“ Gina zog ein Gesicht. „Werden nun Köpfe rollen?“
„Schon möglich. Wer hat dich hochgebracht?“
„Niemand. Man hat mir den Schlüssel gegeben.“
„Einfach so?“
„Sie wussten, wer ich bin.“
„Ich werde jetzt kalt duschen. Bitte bestell uns ein Frühstück.“
Als er im Bad verschwunden war, versuchte sie, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Die Tatsache, dass sie
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