Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
sie nahm sich fest vor, nicht mehr eifersüchtig zu sein. Wenn sie mit ihm zusammen sein wollte, musste sie darauf vertrauen, dass er seine Freiheit nicht ausnutzte.
Am nächsten Morgen rief Meryl an, um sich für den Abend zu bedanken. „Schön, dass ich dich erreiche, ich hatte schon befürchtet, du sitzt im Büro.“
„Ich habe mich aus der Firmenleitung zurückgezogen“, gab Gina zu. „Ich bin zwar inzwischen über alles seit der Gründung des Unternehmens informiert, finde aber, dass es keinen Sinn hat, richtig einzusteigen. Ich unterstütze lieber Elinor bei ihrer Wohltätigkeitsarbeit.“
„Du weißt hoffentlich, was du tust“, sagte Meryl. „Ich meine, was dich und Ross angeht. Auch wenn die Umstände euch zur Heirat getrieben haben, solltest du um euer Glück kämpfen. Es wäre unklug, Ross so schnell allein zu lassen, um nach England zu fahren.“
War das vielleicht eine heimliche Warnung? überlegte Gina nach dem Gespräch. Aber sie schob den Verdacht beiseite, bevor er sich in ihr breit machen konnte.
In diesem Moment kam Ross mit seinem Aktenkoffer die Treppe hinunter. „Und was hast du heute vor?“
„Nichts außer faulenzen.“
„Dann hast du ja Zeit, mit mir essen zu gehen. Hol mich doch bitte um halb acht ab. Wenn es später wird, rufe ich dich rechtzeitig an.“ Er küsste sie zum Abschied.
Später ging Gina zum Pool, legte sich in den Schatten und schloss die Augen. Nach dem nächtlichen Gewitter war die Luft sehr angenehm. Eine leichte Brise streichelte ihre Haut. Warum konnte sie dieses Leben nicht uneingeschränkt genießen? Ihr war wohl bewusst, dass sie es gut hatte und die meisten Menschen gern mit ihr tauschen würden. Sie war für den Rest ihres Lebens versorgt und konnte tun und lassen, was sie wollte. Aber irgendwann käme der Abschied von Ross, und sie konnte sich nicht vorstellen, diesen Verlust jemals zu verschmerzen.
Als ihr Name gerufen wurde, fuhr sie erschrocken hoch. Neben ihrer Liege saß Roxanne.
„Genießt du das, was du mir gestohlen hast?“, fragte sie schnippisch.
„Ich habe dir nichts gestohlen“, entgegnete Gina mit Nachdruck. „Bist du allein gekommen?“
„Allerdings. Den Typen, mit dem ich zusammen war, habe ich rausgeworfen. Wo ist meine Mutter?“
Offenbar wusste sie noch nichts von den räumlichen Veränderungen, und nun hatte Gina die undankbare Aufgabe, es ihr zu sagen.
„Im Beverly-Harlow. Sie ist in Ross’ Apartment gezogen, und wir leben jetzt hier.“
„Was?“, rief Roxanne und riss die Augen auf.
„Wir haben getauscht. Deine Mutter wollte das Haus aufgeben, und da hatte Ross die Idee …“
„Diese Villa gegen eine Wohnung! Ich fasse es nicht.“
„Sie hat natürlich alles renovieren lassen und neue Möbel gekauft. Du wirst es nicht wiedererkennen. Es ist schön geworden, sehr wohnlich.“
„Das habe ich alles dir zu verdanken“, presste Roxanne zwischen den Zähnen hervor. „Du denkst wohl, du bekommst alles. Und Ross dazu! Bilde dir bloß nicht ein, dass du ihn in jeder Beziehung an dich ketten kannst.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Gina hatte Schwierigkeiten, ihr zu folgen. „Ich denke, du solltest jetzt gehen, Roxanne.“
„Keine Sorge, das werde ich. Und mach dir ja nichts vor, Ross tut das alles nur, um das verdammte Unternehmen zu retten. Bilde dir bloß nicht ein, dass du eine Chance gegen Dione hast“, fauchte ihre Schwägerin, drehte sich um und marschierte ohne ein weiteres Wort davon.
Zitternd stand Gina auf und sprang ins Wasser. Sie schwamm, bis ihre Arme und Beine lahm wurden. Aber es half nichts. Gerade hatte Roxanne ihr bestätigt, was sie die ganze Zeit befürchtet hatte.
Als sie aus der Dusche kam und sich für den Abend anziehen wollte, stand Ross mit finsterer Miene im Schlafzimmer.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du nach England fahren willst?“, fragte er ohne Einleitung. „Warum muss ich das von fremden Leuten erfahren?“
„Wer hat dir das gesagt?“
„Meryl.“
„Und ich dachte, sie sei die einzige Freundin, die ich außer deiner Mutter hier habe“, sagte Gina enttäuscht.
„Sie ist davon ausgegangen, dass ich von der Reise weiß, und hat mich aus Sorge angerufen. Ihr liegt nämlich viel daran, dass wir glücklich miteinander sind.“
„Du hast sie hoffentlich beruhigt. Oder willst du, dass alle Welt erfährt, dass wir uns bald scheiden lassen?“
„Ich glaube, du schätzt Meryl falsch ein“, sagte er scharf. „Ich habe übrigens nichts dagegen,
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