Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Drink?“
„Den habe ich irgendwo abgestellt. Kein Durchkommen mit zwei vollen Gläsern. Aber wie ich sehe, hat dich inzwischen jemand anderes versorgt.“
„Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Frau“, sagte ein älterer Herr aus der Runde freundlich.
„Danke. Eigentlich habe ich sie nicht verdient.“
„Das kann man wohl sagen“, zischte sie leise und erntete dafür einen fragenden Blick von Ross.
„Was meinst du?“
„Ich dachte, du wärst schon nach Hause gegangen. Du hattest dich in Luft aufgelöst.“
„Kein Wunder bei diesem Gedränge. Hast du etwas dagegen, wenn wir jetzt gehen, oder möchtest du bis zum Ende bleiben?“
Statt sofort zu antworten, starrte Gina auf eine Doppeltür, durch die Dione gerade trat. Wie eine Katze bewegte sie sich, und ihre Lippen glänzten, als hätte sie an der Sahne geschleckt. Gina konnte sie förmlich schnurren hören.
„Ich möchte gern noch bleiben“, antwortete Gina. „Es ist so aufregend hier.“
Überrascht sah Ross sie an. „Wie du meinst.“
In dieser Sekunde war der Gedanke, mit ihm allein zu sein, für sie unerträglich. Wahrscheinlich würde sie ihn mit Vorwürfen überschütten. Natürlich konnte sie ihm nichts beweisen, aber sie war sich sicher, dass er mit Dione zusammen gewesen war.
Zu Tode gelangweilt hielt sie die endlosen Gespräche über das Filmgeschäft aus, bis der allgemeine Aufbruch nahte. Ross hatte keinerlei Anstalten mehr gemacht, sie zum Gehen zu bewegen, aber sie spürte seine zunehmende Irritation.
Als sie bei ihrer Limousine ankamen, schlief der Chauffeur. Weil sie ihn so lange hatten warten lassen, hatte Gina ein schlechtes Gewissen und entschuldigte sich bei ihm.
„Das müssen Sie nicht, Madame.“
„Du bist dem Mann zu nahe getreten“, sagte Ross, als sie hinter der Trennscheibe saßen.
„Was ist denn schlimm daran, wenn man sich bei einem Angestellten entschuldigt?“
„Du hast seine Berufsehre angetastet. Er wird für das Warten gut bezahlt. Außerdem hat er nicht die ganze Zeit im Wagen verbracht. Alle Chauffeure haben im Hinterhaus etwas zu essen und zu trinken bekommen.“
„Das wusste ich nicht.“
„Warum wolltest du überhaupt so lange bleiben? Du hast dich doch gar nicht amüsiert.“
„Seit wann kannst du Gedanken lesen?“
„Es reicht, wenn ich deine Körpersprache verstehe. Du warst den ganzen Abend über gereizt.“
Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Ich bin müde. Weck mich, wenn wir angekommen sind.“
10. KAPITEL
Tagelang schmollte Gina, und auch Ross machte keine Anstalten, sich ihr zu nähern. Abends knipste er das Licht aus und drehte sich auf die andere Seite, während Gina noch lange wach lag, sich heimlich nach ihm sehnte oder vor Wut und Eifersucht schäumte.
Tagsüber lenkte sie sich ab, half Elinor beim Einrichten, beseitigte die Spuren ihres Auszugs in Buena Vista und plante mit der Haushälterin die Dinnerparty.
Das Essen wurde ein großer Erfolg. Mit dem Menü übertraf Lydia sich selbst. Die Männer fachsimpelten über Golf, die Frauen lästerten darüber und planten den nächsten Urlaub. Eher beiläufig bemerkte Gina, dass sie noch nichts geplant hatten, sie aber mit dem Gedanken spiele, demnächst ihre Eltern in England zu besuchen.
Als die Gäste gegen Mitternacht aufbrachen, zog ein Gewitter herauf. Erste Blitze durchzuckten den Himmel. Lächelnd winkte Gina den abfahrenden Wagen nach.
„Bist du mit dem Abend zufrieden?“, fragte Ross.
„Ja, bin ich.“
Mehr fiel ihr nicht ein. Zwischen ihnen herrschte Sprachlosigkeit. Auch Ross machte einen ratlosen Eindruck. Und sie fühlte, dass sie auf ihn zugehen musste, um die Vertrautheit wiederherzustellen.
Vielleicht hatte sie sich ja auch geirrt. Vielleicht war die Beziehung zu Dione längst vorbei. Schließlich hatte sie nichts als vage Vermutungen. Fest stand, dass es mit ihr und Ross so nicht weitergehen konnte.
„Können wir die vergangenen Tage nicht einfach vergessen?“, fragte sie und strich dabei über sein Revers. „Du weißt doch, Frauen sind manchmal verstimmt. Das liegt an den Hormonen.“
Skeptisch hob er eine Augenbraue. „Aber doch nicht vierzehn Tage lang.“
„Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren war.“ Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Ich jedenfalls nicht. Darf ich dich so verstehen, dass wir uns wieder vertragen?“
„Wenn du es auch möchtest.“
Glücklich legte er den Arm um sie. Als er sie küsste, durchströmte Gina ein Gefühl der Erleichterung, und
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