Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
sagte Hanif.
Lucy nickte. „Ich stand gerade vor dem Haus und kehrte die Auffahrt. Er kam die Straße entlang, blieb stehen, warf zuerst einen Blick auf das Schild mit der Aufschrift ‚Zu verkaufen‘ und dann auf mich. Als er mich ansprach, konnte ich kaum fassen, dass er sich an meinen Namen erinnerte.“
Hanif zwang sich, aufzustehen und ein Glas Wasser für Lucy einzuschenken, damit sie ihm seine innere Erregung nicht anmerkte. Für einen Außenstehenden war es so offensichtlich, was geschehen war. Als unerfahrene und einsame junge Frau war Lucy leichte Beute für einen Mann gewesen, der sich seiner Wirkung auf das andere Geschlecht offenbar schon seit Schulzeiten bewusst war.
Hanif musste an das Verschwinden des ausgebrannten Jeeps denken und an die Tatsache, dass man bei Bouheira Tours angeblich noch nie von einer Lucy Forrester gehört hatte. Alles deutete darauf hin, dass Lucys Verschwinden ihrem Ehemann ganz gelegen gekommen war. Dass Lucy sich möglicherweise in ernsthafter Gefahr befand.
Unter keinen Umständen würde Hanif zulassen, dass sie seine Obhut verließ, bevor er nicht sichergestellt hatte, dass ihr Ehemann keine Gefahr für sie darstellte.
Er zwang sich zu einem Lächeln, bevor er sich zu Lucy umdrehte und ihr das Glas Wasser reichte. „Und was ist dann passiert?“
„Er sagte, er habe vom Tod meiner Großmutter gehört, und sprach mir sein Beileid aus. Dann sagte er noch, wie schwer es für mich gewesen sein müsse, die Kranke all die Jahre gepflegt und dafür auf mein Studium verzichtet zu haben.“ Sie nahm einen Schluck Wasser und stellte das Glas anschließend neben sich auf dem Couchtisch ab. „Ich fragte ihn, was er in den letzten Jahren gemacht habe, und er erzählte mir, dass er nach dem Studium für eine Bank in Ramal Hamrah gearbeitet habe. Er habe sogleich erkannt, welche Chancen sich hier für die Tourismusbranche böten, und deshalb nach kurzer Zeit Bouheira Tours gegründet. Ich fand das Thema sehr interessant, und er hat mich gefragt, ob er mir bei einem Abendessen nicht mehr darüber erzählen soll.“
„Waren Sie nicht sehr überrascht über die Einladung?“, wollte Hanif wissen.
„Zunächst schon. Aber dann habe ich mir gesagt, dass alle seine Freunde wahrscheinlich weggezogen sind und ich die einzige Alternative zu einem Fernsehabend mit seiner Mutter bin.“ Sie lächelte schwach. „Das Essen mit ihm war wirklich schön. Er hat viel von Ramal Hamrah gesprochen, und ich hatte das Gefühl, dass er einen geradezu magischen Ort beschreibt. Er hat mich sogar aufgefordert, ihn dort einmal zu besuchen. Ich habe natürlich nicht geglaubt, dass er das ernst meint.“
„Warum nicht?“
„Das ist doch nur so eine Floskel, oder? Ich habe auf jeden Fall gesagt, ich würde es mir überlegen. Anschließend hat er mich nach Hause gebracht und gefragt, ob wir uns am nächsten Tag wiedersehen könnten. Ich war furchtbar aufgeregt.“ Lucy schlug die Augen nieder, so als schäme sie sich ihrer Unerfahrenheit. „Ich war vorher noch nie verabredet gewesen, hatte keine Ahnung, was Männer bei so einem Treffen erwarten. Aber Steve hat sich vollkommen vorbildlich verhalten. Er war ganz anders als zu Schulzeiten. Er sah immer noch genauso gut aus, das stimmt, aber er war viel verständnisvoller, als ich erwartet hatte. Der perfekte Gentleman.“
Hanif schwieg betreten, doch Lucy schien seine Miene problemlos deuten zu können. „Ich weiß, was Sie denken. Eine Frau sollte niemals einem Mann trauen, der ihr nicht an die Wäsche will. Glauben Sie mir, mittlerweile ist mir auch klar geworden, wie naiv ich damals war.“
„Wie lange hat es gedauert, bis er Ihnen einen Antrag gemacht hat?“, wechselte Hanif das Thema.
„Nicht lange.“ Sie atmete tief durch. „Ich hatte das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, dass jemand sich wirklich für mich interessiert. Hinzu kam, dass ich in einer verzweifelten Lage war. Ich hatte keine Ausbildung, keine Arbeit, kein Geld. Die Rente meiner Großmutter hatte gerade einmal zum Leben gereicht, und nun stand ich mit vollkommen leeren Händen da. Das Haus war alles, was ich besaß, und es befand sich in einem sehr schlechten Zustand, sodass ich nur sehr wenig Geld dafür erwarten konnte. Da hat Steve vorgeschlagen, dass wir so bald wie möglich heiraten sollten, damit er für mich sorgen könne. Er wollte das Haus mit mir gemeinsam sanieren und es dann zu einem Preis verkaufen, der seinem wahren Wert entspräche.“
„Er muss Ihnen wie
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