Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Fathia darauf bestand, den Rollstuhl zurück ins Haus zu schieben. In Lucys Zimmer angekommen, half die ältere Frau ihr, sich auf das Bett zu legen, und nahm dann Ameerahs Hand, um das Mädchen aus dem Raum zu führen.
„Bis später, Schätzchen“, rief Lucy dem Kind hinterher. „Bashufak bahdain.“
An der Tür ließ Ameerah die Hand ihres Kindermädchens los, lief noch einmal zu Lucy und drückte ihr eines der Bilder in die Hand, das sie zuvor gemalt hatte. Dann verschwand sie, bevor Lucy sich das Bild genauer ansehen konnte.
Es handelte sich um eine typische Zeichnung, wie sie die meisten dreijährigen Kinder anfertigten. Drei Strichmännchen waren darauf zu sehen. Das größte davon war der Vater mit einem geraden Strich als Mund, daneben eine lächelnde Mutter und ein Mädchen, das von einem Ohr bis zum anderen grinste.
Während Lucy das Bild betrachtete und das Gefühl hatte, ihr müsse das Herz brechen, hörte sie, wie sich jemand näherte. Rasch versteckte sie die Zeichnung in dem Gedichtband. Doch es war nicht Hanif, der kurz darauf eintrat, sondern ein Diener, der eine Karaffe mit frischem Wasser brachte und eine kleine Schale mit Datteln. Nachdem der junge Mann den Raum unter zahlreichen Verbeugungen wieder verlassen hatte, ließ Lucy ihren Kopf auf das Kissen sinken und schloss die Augen.
Als sie aufwachte, stand die Sonne tief am Himmel. Lucy gähnte und richtete sich müde auf. Auf dem Boden vor ihrem Bett standen mehr als ein Dutzend Tragetaschen, auf denen die Namen der teuersten Designer zu lesen waren.
Aufgeregt angesichts der Aussicht, endlich wieder etwas anderes anziehen zu können, griff Lucy nach den Krücken, stand auf und begann den Inhalt der Taschen zu untersuchen. Seidenunterwäsche, edle Designerblusen und elegant geschnittene Hosen. Aber es gab auch traditionellere Kleidung, bestickte Kaftane und prächtige Seidenschals. Unzählige Schuhe, exklusive Handtaschen. Und das war noch nicht alles.
Wer auch immer diesen Einkauf getätigt hatte, hatte seine Sache gründlich gemacht. In einer weiteren Tragetasche fand Lucy allerlei Kosmetikartikel und Pflegeprodukte, eine Haarbürste, Haarnadeln und Spangen.
Überwältigt ließ sie sich auf das Sofa sinken. Alles war so wunderschön. Und so unendlich teuer.
Sie hatte Hanif zwar gesagt, dass sie ihm das Geld für die Kleidung erstatten würde, aber sie hätte ihm besser erklären sollen, dass ihre Versicherung nur die Kosten für die einfachsten Produkte übernehmen würde. Diese Sachen hier würde sie sich nicht einmal leisten können, wenn sie den Rest ihres Lebens dafür arbeitete.
Sie musste es Hanif erklären. Sofort. Mit stillem Bedauern legte Lucy die silberne Haarspange weg, die sie in der Hand gehalten hatte, und griff nach ihren Krücken, um sich auf den Weg zu Hanifs Arbeitszimmer zu machen.
Er saß mit dem Rücken zur offenen Tür, den Blick auf das Fenster gerichtet, hinter dem die Sonne bereits unterging. Lucy blieb zögernd in der Tür stehen.
„Ich werde Sie wohl niemals dazu überreden können, die Glocke zu benutzen“, sagte er, ohne sich zu ihr umzudrehen.
„Schließlich muss ich ja üben, mit den Krücken zu laufen“, antwortete Lucy.
Lächelnd erhob er sich und führte sie zu einem Sofa, war ihr dann beim Setzen behilflich. „Was kann ich für Sie tun?“
„Es geht um die Kleidung, die Sie für mich haben kaufen lassen. Ich fürchte, es muss alles umgetauscht werden.“
Er runzelte die Stirn. „Die Sachen gefallen Ihnen nicht?“
„Nein, sie sind wunderschön. Es ist nur …“
„Sie passen nicht?“ Er machte eine wegwerfende Bewegung. „Das können wir ändern lassen.“
„Nein. Ich weiß nicht, ob mir die Kleider passen oder nicht, weil ich sie nicht anprobiert habe. Ich kann mir solche teuren Sachen einfach nicht leisten.“
„Das spielt keine Rolle“, gab er zurück. „Ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie dafür bezahlen.“
„Ich kann sie aber auch nicht als Geschenk annehmen“, antwortete Lucy leise.
„Ich verstehe. Sie haben recht, es gehört sich nicht, dass eine verheiratete Frau ein solches Geschenk von einem anderen Mann akzeptiert. Ich werde Ihrem Ehemann umgehend eine Rechnung schicken.“
„Nun …“ Lucy lächelte bitter. „Wenn ich Ihnen einen Rat geben kann, nehmen Sie keinen Scheck von ihm.“
Sie wollte sich gerade erheben, doch Hanif kam ihr zuvor und schob die Krücken außer Reichweite. Dann drückte er sie sanft wieder auf das Sofa und ließ sich neben
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