Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
habe ich einen Anruf von jemandem entgegengenommen, der mit dir sprechen wollte. Er sagte, er wäre ein Scheich.“
Lucy spürte, wie ihre Knie weich wurden. Als sie aus Paris zurückgekommen war, hatte sie gehofft, eine Nachricht von Hanif vorzufinden. Doch es war keine Nachricht da gewesen …
„Davon hast du mir nichts gesagt. Wann hat er denn angerufen?“
„Komm schon, das war doch nur ein Scherz“, winkte die Kollegin ab. „Das war am Dienstag oder am Mittwoch. Ich habe dir einen Zettel auf den Schreibtisch gelegt.“
„Ich habe aber keinen Zettel gefunden.“
„Jetzt reg dich nicht auf, Lucy“, zog Jamie sie auf. „Ich habe zwar keinen schwarzen Schimmel, auf dem ich dich entführen kann, aber vielleicht reicht ja auch ein funkelnagelneues Cabrio …“
„Weiß“, unterbrach sie ihn und drückte erneut den Knopf des Lifts, um wieder nach oben zu fahren und in ihrem Büro nach dem Zettel zu suchen. „Ein Schimmel ist immer weiß.“
„Wie auch immer.“ Jamie zuckte die Achseln. „Willst du mir damit sagen, dass es keinen Zweck hat, weiterhin zu versuchen, dich auf einen Drink einzuladen?“
„So ist es“, bestätigte Lucy, doch Jamie hörte ihr überhaupt nicht mehr zu. Gemeinsam mit den anderen Männern war er stehen geblieben und betrachtete mit großen Augen die Luxuskarosse, die vor dem Gebäude geparkt war.
Lucy folgte den Blicken der Männer und sah, wie die Tür geöffnet wurde und der Fahrer ausstieg. Er trug einen einfachen Kaschmirpullover über einem offenen Hemd, doch niemand hätte ihn auch nur eine Sekunde lang für den Chauffeur gehalten. Er strahlte etwas Wildes und Majestätisches aus.
Seine Augen ruhten auf Lucy, während der Lift sich vor ihr öffnete. Eine Reihe von Leuten stieg aus, doch Lucy rührte sich nicht von der Stelle. Sie stand einfach nur da, während Hanif langsam auf sie zukam.
Sie hatte das Gefühl, als sei auf einmal jede Luft aus ihren Lungen gewichen, und ihre Knie drohten nachzugeben. Hanif fasste sie sanft an der Schulter, wie um zu verhindern, dass sie stürzte. Lucy dachte, dass er sie immer rettete, bevor sie fallen konnte.
„Du hast mich angerufen“, sagte er.
„Ja, und ich habe gerade erst erfahren, dass du mich zurückgerufen hast“, brachte sie mühsam hervor. „Ich war ein paar Tage in Paris …“
„In Paris?“ Er schmunzelte. „Du scheinst ja dieser Tage ein aufregendes Leben zu führen …“
„Nein“, winkte sie ab, „das war nur geschäftlich. Aber was machst du hier? Ist Ameerah bei dir? Wann bist du angekommen?“
Sie redete viel zu schnell, stellte zu viele Fragen, und dabei vergaß sie ganz, die eine Frage zu stellen, auf die es ankam.
Warum bist du hier?
„Du hast mich angerufen, und ich bin gekommen“, erklärte er, so als habe er ihre Gedanken gelesen. „Ich wäre schon früher gekommen, aber ich hatte heute Morgen noch einen Termin beim Court of St. James.“
Lucy runzelte die Stirn. „Bedeutet das etwa …“
„Das heißt, dass ich meinen Bericht an die Vereinten Nationen abgeliefert habe und dass mein neuer Arbeitsplatz hier in London ist.“
„Lass mich raten“, sagte sie lächelnd. „Du vermisst den englischen Regen?“
„Ich vermisse dich. Und da du hier bist, habe ich beschlossen, dass auch ich in England leben werde.“
Ihr fiel auf, dass er sich die Haare hatte schneiden lassen. Seine dichten dunklen Strähnen glänzten im Licht der Straßenlaternen. Instinktiv streckte Lucy die Hand aus, um nach dem Lederband zu greifen, das er ihr damals gegeben hatte. Sie hatte es die ganze Zeit über in Ehren gehalten wie einen Schatz.
„Und da bist du nicht sofort zu mir gekommen?“, fragte sie neckend.
Er grinste breit. „Nun, die Queen ist niemand, den man gerne warten lässt. Aber dafür kann ich mich jetzt ganz auf dich konzentrieren. Ich gehöre ganz dir.“
„Tatsächlich?“
„Oh ja. Mein Geist, mein Körper, alles, was du willst.“
Sie schluckte. „Ist Ameerah auch mitgekommen?“
„Sie ist in London bei ihrem Kindermädchen. Sie kann es gar nicht erwarten, dich zu sehen.“
„Ich habe sie auch furchtbar vermisst.“
„Nur Ameerah?“
Nein. Nicht nur Ameerah.
„Kann es sein“, fragte Hanif mit einem Seitenblick auf die staunend um sie herumstehenden Kollegen, „dass du endlich das Leben gefunden hast, das du immer haben wolltest, und dass jetzt kein Platz mehr darin ist für mich?“
„Nein. In meinem Herzen wird es immer einen Platz für dich geben, Han. Ich
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