Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
verdanke dir schließlich mein Leben.“ Sie lächelte ihn an. „In mehrfacher Hinsicht. Dir ist es zu verdanken, dass ich mir das in den letzten Monaten alles aufgebaut habe. Ich habe auch meine Mutter gefunden, oder vielmehr hat sie mich gefunden. Und im Herbst fange ich an der Universität in London an.“
„Das ist wundervoll“, sagte er sanft, und in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass ihr neues Leben nicht erst begonnen hatte, als sie ihn verlassen hatte, sondern in dem Moment, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Es hatte in der Sekunde begonnen, als er sie aus dem Autowrack gerettet hatte.
„Hast du schon eine Wohnung in London gefunden?“
„Nein“, antwortete sie, „ich habe noch gar nicht mit der Suche angefangen.“
„Die Residenz des Botschafters von Ramal Hamrah befindet sich in unmittelbarer Nähe der Universität, weißt du. Sie ist sehr geräumig, vollständig eingerichtet, verfügt über alle Annehmlichkeiten des modernen Lebens.“
Lucy hielt den Atem an. Für einen Mann mit Hanifs Überzeugungen konnte es nur einen Grund geben, eine solche Einladung auszusprechen. „Bist du etwa den weiten Weg hierher gekommen, um mir eine Unterkunft anzubieten?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
„Du hast es erraten. Offenbar kannst du meine Gedanken lesen, so wie ich die deinen, Lucy. Es gibt da allerdings noch ein kleines Problem. Du wirst die Wohnung teilen müssen …“
„Wenn das alles ist …“
Seine Hände glitten von ihren Schultern zu ihren Händen. Er ergriff sie und führte sie an seine Brust, legte sie auf sein Herz. „Nein, das ist nicht alles“, sagte er mit bewegter Miene. „Ich möchte, dass du mein Leben mit mir teilst. Meine Zukunft. Ich bin gekommen, um dich zu bitten, meine Frau zu werden. Die Mutter von Ameerah und unserer gemeinsamen Kinder.“
Sie beugte sich vor, um seine Hände zu küssen, und als sie zu ihm aufblickte, standen Tränen in ihren Augen. „Du bist mein Leben, Hanif. Meine einzige Liebe und der Mann meiner Träume. Mein Leben gehört dir.“
EPILOG
„Bist du sicher?“
Lucy streckte den Rücken durch. Sie war fest entschlossen, sich nicht von den Rückenschmerzen unterkriegen zu lassen, die sie die ganze Nacht wachgehalten und auch seit dem Aufstehen geplagt hatten. Nichts, nicht einmal die bevorstehende Geburt ihres Kindes, würde sie davon abhalten, ihre Abschlussurkunde persönlich entgegenzunehmen.
„Du stehst nicht einmal eine ganz normale Mahlzeit durch, ohne zwischendurch auf die Toilette zu verschwinden“, gab Hanif zu bedenken. „Wie willst du da die gesamte Zeremonie durchhalten?“
„Man hat mir einen Platz am Gang zugeteilt, sodass ich kleine Pausen machen kann. Wirklich, du musst dir keine Sorgen um mich machen.“ Ihr Mann sah so besorgt aus, dass sie lächelnd seinen Arm ergriff und ihn beruhigend streichelte. „Sag mir einfach nur, dass diese lächerliche Kopfbedeckung gerade sitzt, und dann setz dich zu den anderen.“
Er betrachtete sie. „Alles ist perfekt. So wie du.“ Nach kurzem Zögern setzte er dann hinzu: „Wenn es dir zu viel wird, steh einfach auf und geh. Alle werden dafür Verständnis haben …“
„Han!“
Er küsste sie und zog sich dann widerwillig zurück, um sich zu Lucys Mutter und all den anderen Familienangehörigen zu setzen, die stolz darauf warteten, dass die feierliche Verleihung der Abschlussurkunden begann.
Die Zeit erschien Hanif endlos, während ein Name nach dem anderen aufgerufen wurde. Lucy, so vermutete er, musste es ähnlich ergehen.
„Ihre Hoheit Prinzessin Lucy al-Khatib …“
Er atmete erleichtert aus. Noch ein paar Minuten, und dann konnten sie gehen …
Lucy stieg die Stufen zum Podium hinauf, anmutig wie eine Elefantendame in einem Abendkleid. Sie ging auf die Präsidentin der Universität zu, die Lucy die Hand reichte und ihre Gratulation aussprach.
Dann, als Lucy nach ihrer Urkunde griff, sah Hanif, wie ihr Gesichtsausdruck sich veränderte.
Er sprang auf und kämpfte sich durch die Zuschauer nach vorne.
Zwei Stunden später beobachtete die vollkommen erschöpfte Lucy, wie die Hebamme Hanif das jüngste Mitglied der Familie al-Khatib in den Arm legte.
„Und?“, fragte Lucy.
Während der Schwangerschaft hatte es zwischen ihnen einen unausgesprochenen Pakt gegeben: Keiner von ihnen hatte wissen wollen, ob ihr Kind ein Mädchen oder ein Junge war. Doch nun spürte Lucy, wie sich eine gewisse Verunsicherung in ihr ausbreitete. Trotz besseren Wissens konnte
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