Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
fragte sie.
„Das weiß ich noch nicht.“
Den Schmollmund, den Karin Trent daraufhin zog, fand Gina ein bisschen zu mädchenhaft kokett für eine reife Frau. Außerdem bemerkte die Diva nicht, dass ihr Interesse an Ross ganz offensichtlich nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
„Ach, ruf mich doch an.“ Damit drehte sie sich um und stolzierte zurück zu ihrem Team. Mit ausdruckslosem Gesicht sah Ross zu, wie sie verführerisch die Hüften schwang.
„Ich habe viele ihrer Filme gesehen“, sagte Gina. „Sie ist gut.“
„Ja, sie ist eine klasse Schauspielerin.“
„Kennen Sie sich näher?“, wollte Gina wissen.
Misstrauisch zog er eine Augenbraue hoch. „Warum interessiert Sie das?“
„Weil sie so besitzergreifend ist.“
„Offenbar gehen Sie davon aus, dass Frauen, mit denen ich schlafe, ein Recht darauf haben.“
„Na, zumindest mehr als diejenigen, mit denen Sie nicht schlafen.“ Am liebsten hätte sie sich für diesen Satz auf die Zunge gebissen. „Keine schlechte Wahl übrigens. Karin Trent ist schön.“
„Nicht schöner als viele andere.“
„Haben Sie vor, alle auszuprobieren?“
Er lachte. „Soviel Ausdauer habe ich nicht. Und um Karin müssen Sie sich keine Gedanken machen. Sie überlebt alles.“
„Und Sie sind im Grunde Ihres Herzens ein Scheusal“, erwiderte Gina kühl.
„Tatsächlich?“ Ross schien kein bisschen beleidigt, sondern eher amüsiert zu sein. „Wollen Sie mir eine Standpauke halten?“
„Bei einer anderen Gelegenheit vielleicht.“
Als sie am Parkplatz ausstiegen, befestigte sie ihre Haarspange neu.
„Warum tragen Sie das Haar heute nicht offen?“, fragte er. „Das steht Ihnen besser.“
Wütend stellte sie fest, dass sein Kompliment ihr schmeichelte. „Mir ist es nicht so wichtig, wie ich aussehe.“
„Bevor ich Sie wieder nach Hause bringe, muss ich leider noch einmal im Büro vorbeischauen“, sagte er. „Aber es ist nicht weit von hier.“
Unter nah verstanden Amerikaner etwas anderes als Engländer, das hatte Gina inzwischen mehrfach festgestellt. Deshalb war sie nicht überrascht, als er nach ein paar Straßen die Auffahrt zur Schnellstraße nahm.
„Haben Sie schon mit Ihren Eltern gesprochen?“, fragte Ross, während er sich in den dichten Verkehr einfädelte.
„Heute Morgen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich am Wochenende zurückkomme.“
„Heute ist Mittwoch. Haben Sie den Rückflug schon gebucht?“
„Bisher noch nicht. Das sollte aber kein Problem sein. Ich fliege ja erster Klasse. Auf dem Hinflug waren längst nicht alle Sitze belegt.“
„Das hat nichts zu bedeuten. Wenn es Ihnen mit dem Termin ernst ist, sollten Sie ihn sofort fest buchen. Sie können von meinem Büro aus telefonieren.“
„Sie haben es scheinbar eilig, mich loszuwerden“, stichelte sie.
Er zeigte überhaupt keine Regung. „Es war Ihre Entscheidung, bald abzureisen.“
Womit er recht hatte. Sie hatte es ihm von Anfang an immer wieder gesagt.
„Ich muss“, sagte sie. „Barbara glaubt, dass ich Sonntag aus Spanien zurückkomme. Wenn ich Montag nicht im Geschäft erscheine, wird sie Fragen stellen.“
„Warum musste es eigentlich ausgerechnet eine Boutique sein?“, fragte er. „Ich würde Ihnen viel mehr zutrauen.“
„Wir betreiben keinen Ramschladen“, verteidigte sie sich. „Wir verkaufen hochwertige Ware an eine anspruchsvolle Kundschaft.“
„Trotzdem …“
„Ich habe es so gewollt.“
Nach dieser Antwort hatte er offenbar das Interesse an dem Thema verloren. Heimlich betrachtete sie sein prägnantes Profil und fragte sich, was er wohl sagen würde, wenn er wüsste, wie sehr sie die Entscheidung, sich im Einzelhandel selbstständig zu machen, inzwischen bereute. Damals war ihre Partnerin die treibende Kraft gewesen. Gina hatte sich zu wenig Gedanken gemacht und sich von Barbaras Begeisterung mitreißen lassen. Nicht dass das Geschäft schlecht lief, aber Gina konnte sich nicht vorstellen, ihr ganzes Berufsleben damit zu verbringen. Schon eine ganze Weile spielte sie mit dem Gedanken auszusteigen. Aber solange sie Barbara nicht auszahlen konnte, war das unmöglich. Denn sie brauchte Kapital, um etwas Neues anzufangen.
Wenn sie wollte, könnte sie es natürlich von ihrem Großvater bekommen. Aber sie verwarf diese Lösung sofort wieder.
Nachdem sie die Schnellstraße verlassen hatten, fuhren sie auf einem breiten Boulevard in den Geschäftsteil der Stadt. Obwohl Gina ein großes Firmengebäude erwartet hatte, raubte ihr der
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