Julia Extra 0353
immer Lebewohl.“
Im Dunkeln, in seinem Bett, ließ Zale sich viel Zeit beim Liebesspiel und hielt sich selbst zurück, bis er sie gleich zweimal zum Orgasmus gebracht hatte. Jeder Kuss, jede Berührung war von einer ungeheuer zärtlichen Leidenschaft. Hannah schloss die Augen und genoss jede Sekunde mit ihm.
Nachdem sie zum zweiten Mal gekommen war, konnte sie nur mit Mühe und Not die Tränen zurückhalten. Der Schmerz, der ihr der nahe Abschied bereitete, war einfach zu groß.
Sie liebte ihn von ganzem Herzen. Doch das würde er niemals erfahren.
Bitte vergib mir , flüsterte sie in Gedanken und küsste seine Brust, genau an der Stelle, wo sein Herz schlug.
Vergib mir, dass ich nicht diejenige bin, die du brauchst.
Obwohl sein Körper total erschöpft war, konnte Zale nicht schlafen. Sein Kopf kam nicht zur Ruhe. Seine Brust schmerzte.
Ordnung war für ihn immer wichtig gewesen. Mit unsicheren Verhältnissen hatte er nie umgehen können. Unsicherheit bedeutete Chaos. Und aus Chaos entstand Verlust.
Zale musste die Kontrolle behalten. Nur wenige Male in seinem Leben hatte er die Kontrolle verloren, und schlimme Dinge waren geschehen.
Stephens Krankheit.
Der tödliche Unfall seiner Eltern.
Tinnys Anfälle.
Nein, Kontrolle war wichtig. Nur durch Kontrolle und eiserne Disziplin war er zu einem herausragenden Sportler geworden, zu einem guten Herrscher.
Aber bei Emmeline war das ganz anders. Wenn er an sie dachte, waren seine Gefühle wild und chaotisch. Nur mit Mühe konnte er sich in ihrer Nähe unter Kontrolle halten. Am liebsten hätte er sie wie ein Steinzeitmensch in seine Höhle geschleppt und sie ganz für sich gehabt.
Plötzlich seufzte Hannah leise im Schlaf und schmiegte sich enger an seine Brust.
Im selben Moment verspürte er einen stechenden Schmerz.
Wieso nur liebte er sie? Wieso nur wollte er sie festhalten und nie wieder loslassen?
13. KAPITEL
Als Hannah erwachte, brauchte sie einen Moment, um zu erkennen, dass sie allein war. Sie streckte die Hand auf dem Laken aus. Die Stelle neben ihr war kalt und leer.
Zale musste schon länger fort sein.
Traurig rollte sie sich auf den Bauch und vergrub den Kopf in einem Kissen. Es war Morgen. Zale war weg. Es war Zeit für sie zu gehen.
Die Vorstellung, ihm Lebewohl zu sagen, brach ihr fast das Herz.
Obwohl sie ihn liebte, musste sie ihn verlassen.
War das gerecht?
Ihr Herz verkrampfte sich vor Schmerz. Du darfst nicht weinen, sagte sie sich. Um seinetwillen musst du dich zusammenreißen. Du musst ruhig bleiben, bis du von hier fort bist.
Und sie würde ruhig bleiben. Sie würde sich auf ihre Zukunft konzentrieren. Bald würde sie ihr eigenes Leben wiederaufnehmen. Das ganz normale Leben einer fünfundzwanzigjährigen Frau, die arbeiten geht, um ihre Rechnungen zu bezahlen.
Früher hatte ihr das ganz normale Leben gefallen, sie hatte ihre Freiheit und Unabhängigkeit geliebt. Sie ging gern arbeiten und kam danach in ihre kleine Wohnung zurück, wo sie sich ihre Lieblingsserie anschaute oder die Bücher ihrer Lieblingsautorin las.
Und so würde es auch in Zukunft sein!
Entschlossen sprang sie aus dem Bett.
Sie kehrte in ihr Zimmer zurück. Nachdem sie geduscht hatte, klopfte Lady Andrea an die Tür.
„Da heute Abend der Ball stattfindet, gibt es noch viel zu erledigen“, sagte Lady Andrea beim Blick in ihren Terminkalender. „Das Frühstück nehmen Sie mit Seiner Majestät in seinem Arbeitszimmer ein. Gleich danach geht es zur Anprobe bei Monsieur Pierre, der heute Morgen mit dem Ballkleid eingeflogen ist.“
So hat er es also geplant, dachte Hannah. Er bestellte sie in sein Büro, wo er ihr noch ein paar kurze Worte sagte, bevor er sie nach Hause schickte. Wie professionell, wie königlich. „Dann ziehe ich mich schnell an“, sagte sie zu Lady Andrea.
„Eigentlich darf ich nichts verraten“, flüsterte Lady Andrea. „Aber ich habe den Ballsaal schon gesehen. Die Deko ist atemberaubend. Der ganze Saal ist in einen Eispalast verwandelt worden, mit Eisskulpturen bis zur Decke.“
Doch Hannah interessierte sich nicht für den Ball. Sie würde ohnehin nicht daran teilnehmen. Ihr einziger Gedanke galt der Begegnung mit Zale und dem Abschied, der ihr bevorstand.
Zwanzig Minuten später saß sie Zale in seinem Arbeitszimmer gegenüber. Sie nippte an ihrem Kaffee und wünschte, dass er endlich sprechen würde.
Seit sie vor ein paar Minuten das Zimmer betreten hatte, hatte er sie kaum eines Blickes gewürdigt. Er saß nur da und
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