Julia Extra 0353
zulassen, dass jemand so mit Ihrer Hoheit spricht?“
Lady Andrea hob bestürzt die Hand an den Mund. „Bitte, verzeiht, Euer Majestät. Ich wollte gerade eingreifen …“
„Wann?“, fuhr er dazwischen. „Ich habe vor der Tür gestanden und alles mit angehört.“
Lady Andrea wischte eine Träne weg, die über ihre Wange rollte.
„Das genügt mir als Antwort. Packen Sie Ihre Sachen!“
Er sah zu Hannah, die noch immer regungslos in der Mitte des Zimmers stand. „Bitte verlassen Sie jetzt alle das Zimmer, ich möchte allein mit der Prinzessin reden.“
Nachdem alle blitzschnell aus dem Zimmer verschwunden waren, ging er zu ihr. „Dreh dich um“, befahl er.
Er zog den Reißverschluss nach unten, damit sie aus dem Kleid steigen konnte.
„Wie konntest du nur zulassen, dass er so mit dir redet?“
„Man erwartet nun einmal von mir, dass ich dünn bin“, flüsterte sie.
„Völliger Unsinn. Du bist perfekt. Ich würde keinen Zentimeter an dir ändern wollen.“
In ihren Augen brannten Tränen. „Ja, aber die Modedesigner entwerfen ihre Kleider eben für superdünne Models.“
„Was interessieren mich Kleider? Du interessierst mich.“
Ihr Herz machte einen kleinen Freudensprung. „Stimmt das?“
„Ist dir das nicht aufgefallen? Seit du hier bist, kann ich kaum die Finger von dir lassen.“ Plötzlich verfinsterte sich seine Miene. „Mein Gott, wie konnte Pierre es bloß wagen, so mit dir zu reden. Am liebsten würde ich mir den Kerl einmal richtig vornehmen …“
„Aber was ist mit dem Ball? Ich brauche heute Abend etwas zum Anziehen“, unterbrach sie ihn.
„Ich kenne eine Modedesignerin aus Raguva, die deinem Pierre allemal den Rang abläuft. Ich werde nach ihr schicken, damit sie das Kleid ändert. Sie wird aus diesem nichtssagenden Fetzen ein Fest für die Augen machen. Du bist eine außergewöhnliche Frau und solltest ein außergewöhnliches Kleid tragen.“
„Danke schön.“ Vor Freude über das Kompliment überschlug sich ihre Stimme fast.
Er zog sie in seine Arme und küsste sie. Verlangend schlang sie ihm die Arme um den Nacken.
Als er sie an sich zog, spürte sie, wie hart und hungrig seine Männlichkeit war. Aber nach einem weiteren langen Kuss schob er sie sanft von sich. „Wenn ich jetzt nicht nach der Modedesignerin schicke, hast du beim Ball wirklich nichts zum Anziehen.“
Sie lachte aufreizend. „Dann gehe ich eben nackt.“
„Oh, nein, das wirst du nicht“, antwortete er mit gespielter Eifersucht.
Nachdem Zale das Zimmer verlassen hatte, warf sich Hannah auf ihr Bett. Lächelnd sah sie noch einmal vor sich, wie Zale ins Zimmer gestürzt war und Pierre hinausgeworfen hatte. Fast wie ein Ritter in einem alten Film.
Als sie an Lady Andrea dachte, verging ihr allerdings das Lachen. Sie musste unbedingt noch einmal mit Zale sprechen und sich für Andrea einsetzen.
Sie lag immer noch auf dem Bett, als ihr Handy im Nachttisch vibrierte. Eine SMS. Sofort wusste sie, dass diese nur von Emmeline kommen konnte.
Sie nahm das Handy aus der Schublade.
Ich komme nicht nach Raguva. Hochzeit fällt aus. Sobald du weg bist, werde ich es Zale sagen. Sorry.
Verdutzt las sie die Nachricht ein zweites Mal. Sie hatte sich nicht geirrt.
Alles war vergeblich gewesen.
Emmeline wollte Zale nicht heiraten. Zale würde außer sich vor Zorn sein.
Kleine Punkte tanzten vor Hannahs Augen. Jetzt musste sie wirklich fort.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Es war Celine. „Euer Hoheit, darf ich hereinkommen?“
Hannah war unfähig zu sprechen.
„Euer Hoheit?“
Tränen sammelten sich in Hannahs Augen. Sie musste fort. Aber nicht heute Abend, schließlich fand in wenigen Stunden der Ball statt. Das konnte sie Zale nicht antun. Nein! Erst morgen würde sie abreisen.
„Ja“, erwiderte sie endlich. „Kommen Sie bitte herein.“
Celine öffnete die Tür und sah Hannah verstohlen eine Träne wegwischen. „Ist alles in Ordnung, Euer Hoheit?“
„Ja, alles in Ordnung.“
14. KAPITEL
Die große Stunde des Balls war gekommen.
Die Modedesignerin aus Raguva und ihre erfahrenen Helferinnen hatten ein wahres Wunder an Hannahs Abendkleid bewirkt. Der weiße Stoff war mit perlenbesetzten Blumen bestickt worden, die sich unterhalb der Hüfte zu einem wahren Wasserfall aus violetten Perlenblüten ergossen.
Dazu trug Hannah ebenfalls perlenbesetzte Slingpumps, ihr Haar war hoch aufgetürmt und mit Haarspangen aus Amethyst festgesteckt. In ihren Ohren hingen rechteckige
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