Julia Extra 0353
Amethystohrringe, deren Einfassung aus Platin mit kleinen Diamanten verziert war. Am Arm von Zale fühlte sie sich jetzt tatsächlich wie eine echte Prinzessin.
„Du siehst heute Abend aus wie eine Göttin“, sagte Zale, als sie zusammen den Ballsaal betraten und die glitzernde Winterlandschaft um sich herum bestaunten. „Schöner, als es einer Frau erlaubt sein dürfte.“
Vor Freude errötete sie. „Ich weiß gar nicht, was ich darauf antworten soll.“
Zale trug einen schwarzen Frack, ein weißes Hemd, eine weiße Weste und eine weiße Krawatte und sah absolut atemberaubend aus. „Sag einfach ‚Danke‘.“
In diesem Moment wurde ihre Ankunft verkündet, und sofort fanden sie sich inmitten der Gäste wieder. Für den besonderen Abend war der Saal ganz in Weiß gehalten worden, und Eisskulpturen und mit Kunstschnee überzogene Bäume säumten die Wände. Die einzigen Farbtupfer waren die eleganten Abendroben der Damen, die gemäß dem Motto in Violett und Lavendel gehalten waren.
Auf ihrem Weg zu dem kleinen Podest mit dem Tisch des Königs drehten Zale und Hannah eine Runde durch den Saal. Zale hatte die Hand auf ihren Rücken gelegt, und sie spürte die besondere Wärme, die von ihm ausging.
„Wie findest du den Ball?“, fragte er, nachdem sie sich auf die Ehrenplätze gesetzt hatten.
„Absolut fantastisch. Ich fühle mich wie eine Märchenprinzessin.“
Er lächelte. „Welche meinst du genau?“
„Aschenputtel.“ Sie berührte eine der Blüten an ihrem Kleid. „Die Modedesignerin hat gezaubert, und hier bin ich.“
Livrierte Diener brachten Champagnerflöten. „Auf meine Prinzessin“, sagte Zale und hob das Glas.
„Auf meinen König.“ Sie stießen an und tranken.
„Haben alle Könige aus Raguva eine Adlige zur Frau genommen?“, fragte sie und stellte die Sektflöte auf den Tisch. „Hat noch nie einer eine … Bürgerliche geheiratet?“
„In den letzten 200 Jahren ist das nur einmal vorgekommen. Und dieser König musste abdanken.“
„Warum ist es so wichtig, dass die Braut blaues Blut hat?“
„Unsere Monarchie ist vor fast eintausend Jahren gegründet worden, und das raguvanische Volk hat immer aufseiten des Königs gestanden. Heute allerdings sind wir eine konstitutionelle Monarchie.“
Hannah wusste, was eine konstitutionelle Monarchie war – hier wurde in der Verfassung festgelegt, wie viel Macht der König verliehen bekam.
„Schreibt eure Verfassung vor, dass du eine Adlige heiraten musst?“
„Ja.“
„Du dürftest also niemals eine Bürgerliche heiraten?“
„Dann müsste ich auf den Thron verzichten.“
„Würdest du das tun?“
„Das kann ich nicht.“
„Warum nicht?“
„Ich könnte niemals so egoistisch sein und mein persönliches Glück vor das Wohl meines Landes stellen.“
Sie zog mit dem Finger einen Kreis um den Boden des Sektkelchs und beobachtete, wie die kleinen Champagnerperlen nach oben stiegen und zerplatzten.
Selbst wenn König Patek in Hannah Smith verliebt wäre, er würde sie niemals zur Frau nehmen. „Hattest du je eine bürgerliche Freundin?“, fragte sie leise.
„Alle meine Freundinnen waren Bürgerliche. Du bist meine erste Prinzessin.“
Bevor Hannah etwas erwidern konnte, wurde das Essen serviert. Schweigend saßen sie sich gegenüber, doch wann immer Zale ihr in die Augen sah, vergaß sie die Welt um sich herum.
Nachdem die Diener abgeräumt hatten, stand er auf und reichte ihr die Hand. „Schenkst du mir diesen Tanz?“
„Sehr gern.“
Er führte sie zur Tanzfläche, wo das Orchester gerade ein Liebeslied anstimmte, das sie als Teenager stundenlang gehört hatte.
„Dein Lieblingslied“, murmelte er und zog sie an sich.
Hitze stieg in ihr auf. Woher wusste er?
Doch als er seine Hand auf ihren Rücken legte, fiel es ihr ein: Er meinte nicht sie, sondern Emmeline.
Aber Emmeline würde nicht kommen. Heute Nacht wäre der Traum zu Ende. Am nächsten Morgen würde sie aufbrechen und einen Brief für ihn hinterlassen. Er würde sie hassen. Und sie würde sich selbst niemals verzeihen können, dass sie ihn belogen hatte.
„Du bist ein toller Tänzer“, flüsterte sie.
„Weil du die perfekte Partnerin für mich bist.“
Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen zu sehen. Sofort war sie verloren. Sie liebte diesen Mann so sehr. Zu sehr.
Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten sie an. „Bitte heirate mich.“
„Ich dachte, das sei längst abgemacht.“
„Ich mache dir noch einmal einen
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