Julia Extra 0353
flüsterte er.
Um jeden Preis wollte sie an ihrer Behauptung festhalten, trotzdem ließ sich nicht verhindern, dass ihr die Knie weich wurden, als sie plötzlich Lucas Zunge zwischen ihren Lippen spürte.
„Luca …“, sagte sie erst, verstummte dann jedoch, da sie seinen Kuss leidenschaftlich erwiderte. Lucas Gier und Intensität waren beängstigend und berauschend zugleich.
Sein spürbares Verlangen reizte ihre Sinne und vor allem stachelte es ihre eigene Lust an. Sie presste sich gegen seinen festen Körper und strafte so ihre Worte Lügen. Natürlich wollte sie ihn, im Augenblick sogar mehr als alles andere!
Innerlich bebte sie so stark, dass sie kaum Luft bekam, als Luca sich schließlich von ihr löste. Er räusperte sich mehrmals und drehte sich dann weg, um Tee aufzugießen, als wäre nichts geschehen. Nur das heftige Heben und Senken seiner breiten Schultern und das Zittern seiner Hände verrieten, wie aufgewühlt er war.
„Falls ich den Eindruck vermittelt haben sollte, ich wollte das da eben“, begann Poppy leise, „dann tut es mir leid. Denn darauf habe ich es sicher nicht angelegt.“
Fast etwas gelangweilt warf er einen scheinbar nachlässigen Blick über die Schulter. „Also küsst du eigentlich keine verheirateten Männer?“
Ihre Miene war wie versteinert, und sie bemühte sich, seinen verletzenden Worten nicht zu viel Beachtung zu schenken. „Nein, normalerweise nicht.“ Was er wohl dazu sagen würde, wenn er über ihre wirklichen intimen Erfahrungen Bescheid wüsste?
Es war zum Lachen. Nicht einmal in Gedanken traute sie sich, den Satz zu formulieren: Ich bin Poppy, fünfundzwanzig Jahre alt und noch Jungfrau!
Luca grinste abfällig und schüttelte den Kopf, ohne Poppy dabei anzusehen.
„Mein Gott, Luca, was hast du dich verändert!“, meinte sie und klang aufrichtig traurig.
Selbst während ihrer Beziehung hatte sie Luca nie auf ein Podest gestellt. Es gab demnach keinen triftigen Grund für sie, jetzt ernsthaft desillusioniert zu sein. Schließlich wurde sie nicht hintergangen, sondern die arme Aurelia.
Poppy schämte sich dafür, Luca zum Flirten ermuntert zu haben. Und dann hatte das Ganze auch noch in einem Kuss geendet, der so intensiv und zauberhaft gewesen war, dass er … Schnell verdrängte sie die Gewissensbisse, obwohl sich ihr Körper immer noch unnatürlich erhitzt anfühlte.
„Für mich gibt es keinen Grund, mit verheirateten Männern zu schlafen, nachdem es doch genügend unverheiratete gibt“, sagte sie schnippisch. Selbstverständlich verschwieg sie, wie knapp die Geduld derer bemessen war, die als Single nach einem schnellen Abenteuer suchten. Sie zeigten verhältnismäßig wenig Verständnis für eine Frau, die sich am Ende eines netten Dates mit einem einfachen Gutenachtkuss begnügen wollte.
„Ich bin nicht verheiratet.“
Damit hatte sie nicht gerechnet.
„Ihr seid geschieden?“ Diese Möglichkeit hatte sie nie in Betracht gezogen, und Poppy wusste nicht genau, was sie empfinden sollte. Bedauern oder übermäßige Freude?
„Nein, nicht geschieden.“
„Was dann?“
„Aurelia ist tot.“
Poppy war schockiert. „Oh Gott! Das … das tut mir schrecklich leid“, stotterte sie betroffen und wusste überhaupt nicht, wie sie reagieren sollte. Ihre Beine gaben nach, und sie fiel rückwärts auf einen harten Küchenstuhl, der dabei ein Stück über den Küchenboden rutschte. Eilig griff sie mit beiden Händen an die Sitzfläche und rückte an den robusten Eichentisch ran.
„Was ist denn bloß passiert? War es ein unerwarteter Tod?“
Er goss den fertigen Tee in zwei Tassen und stellte ein kleines Tonfässchen auf den Tisch. „Ich habe sie auf dem Gewissen. Zucker? Nein, du nimmst doch bestimmt keinen Zucker, oder?“
Fassungslos riss sie die Augen auf. Hatte sie richtig gehört? Meinte er wirklich das, was sie gerade eben verstanden hatte? „Ja, ähm, nein! Du kannst doch nicht einfach so etwas behaupten und dann Tee trinken!“
„Es ist eben kein Kaffee da.“
Von diesem sarkastischen Scherz ließ sie sich nicht beeindrucken. Schweigend sah Poppy zu, wie Luca sich einen Pullover vom Kleiderstapel aussuchte.
„Komm schon, Luca! Du kannst doch nicht so eine Bemerkung ohne jede weitere Erklärung fallen lassen.“ Im Übrigen nahm sie sein angebliches Schuldbekenntnis nicht eine Sekunde lang ernst.
„Was gibt es da noch groß zu erklären?“
Nun musste sie das Gespräch wohl oder übel selbst in die Hand nehmen. „Du hast niemanden
Weitere Kostenlose Bücher