Julia Extra 0353
entsprichst, Luca.“
Das war ein Schuss ins Blaue gewesen, aber Poppy war damit der Wahrheit offensichtlich näher gekommen, als Luca lieb war. Er schien sich ertappt zu fühlen, aber das überraschte sie nicht besonders. Es war unwahrscheinlich, dass der Luca von früher sich in einen Mann verwandelt hatte, dem es emotional ausreichte, zahlreiche oberflächliche Affären einzugehen.
„Ich denke, wir haben mein Privatleben nun als Gesprächsthema hinreichend erschöpft“, sagte er tonlos.
Dabei fand Poppy, sie hatten nicht viel mehr getan als lediglich an der Oberfläche gekratzt. Luca war immer ein ausgesprochen tiefgründiger Mann gewesen – mit einem hochkomplexen Innenleben. Eine anziehender und interessanter Charakter, der nicht immer leicht im Umgang gewesen war.
Luca lächelte schief. „Wir sollten uns ein paar schmutzige Einzelheiten für morgen aufheben. Falls uns der Gesprächsstoff ausgeht …“
„Morgen?“ Vor Schreck sprang Poppy auf. „Du meinst, wir sind morgen noch hier?“
„Hast du denn keinen Wetterbericht gehört?“, fragte er und schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. „Dieses Horrorwetter soll mehrere Tage anhalten.“ Mit stiller Genugtuung beobachtete er, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich.
„Aber so lange bleiben wir beide nicht hier!“ Es gelang ihr kaum, die Panik in ihrer Stimme zu unterdrücken.
„Diese Möglichkeit besteht.“ Luca senkte den Blick und spürte, wie sich neues Verlangen in ihm regte. „Wie ich sehe, erfüllt dich diese Aussicht nicht gerade mit Vorfreude.“
„Nein, sie erfüllt mich mit Schrecken! Und wenn du nicht komplett verrückt bist, würde es dir genauso gehen.“ Frustriert atmete sie durch und setzte ein schiefes Lächeln auf. „Wetterberichte sind auch nicht immer verlässlich. Wir könnten morgen aufwachen und strahlenden Sonnenschein haben. Ist alles schon vorgekommen.“
In dem Fall musste sie trotzdem eine gemeinsame Nacht überstehen, und Poppy machte dieser Gedanke extrem nervös.
„Vielleicht“, antwortete er und sah zum Fenster, gegen das gerade ein neuer Hagelschauer prasselte, „vielleicht aber auch nicht.“
„Könnten wir uns über etwas anderes als das Wetter unterhalten?“
Daraufhin zeigte Luca ihr ein teuflisches Grinsen. „Wie unbritisch von dir, Poppy!“, bemerkte er trocken und tat schockiert. „Schön, dann erzähl doch mal, wie es dir so geht! Bist du in einer festen Beziehung?“
Auf diese Wendung war sie nicht gefasst.
„Ich?“ Zögernd hob sie die Schultern. „Nicht wirklich …“
Ihm gefiel, dass es Poppy ebenso unangenehm wie ihm selbst war, ihr Privatleben offenzulegen. Er hasste die Tatsache, ihr gegenüber sein Herz ausgeschüttet zu haben. So etwas tat er normalerweise nicht!
„Ich war sozusagen mit jemandem zusammen.“
Eine widerwärtige Erfahrung, wie sich herausgestellt hatte. Schlimm genug, dass Poppys mutmaßliche Jungfräulichkeit Gegenstand einer Wette geworden war, aber dass der nette Typ, mit dem sie ausgegangen war, diese Wette abgeschlossen hatte, hatte sie am meisten verletzt.
Rupert war ihr eigentlich sofort sympathisch gewesen. Poppy hatte sich in seiner Gegenwart wohlgefühlt und nichts von seinen finsteren Absichten geahnt. Im Gegenteil, insgeheim hatte sie sich sogar oft gefragt, ob er nicht eventuell der Richtige sei, um mit ihm … Und Rupert hatte genau gewusst, was für Hoffnungen sie sich gemacht hatte, denn er hatte eine eindeutige E-Mail an seine widerwärtigen Freunde geschickt, die Geld auf seine Verführungskünste gesetzt hatten.
Heute Nacht ist es so weit , hatte er darin triumphierend verkündet. Und dann: Heute Nacht ist „sie“ so weit! Poppy hatte sich diese Nachricht schockiert durchgelesen, ebenso wie alle anderen Personen im Bürogebäude. Ruperts E-Mail-Verteiler hatte versehentlich viel mehr Adressen angeschrieben als beabsichtigt.
Am Ende hatte er seine Wette verloren, und Poppy hatte im Mittelpunkt des allgemeinen Mitgefühls gestanden. Oberflächlich benahm man sich ihr gegenüber rücksichtsvoll, und zum Teil war man auch bestürzt über die Ereignisse, aber hinter ihrem Rücken zerriss man sich das Maul über ihre angebliche Jungfräulichkeit. Vor allem fragten sich alle, wieso sie bisher niemanden an sich herangelassen hatte.
Bei mehr als nur einer Gelegenheit musste Poppy sich buchstäblich dafür rechtfertigen, und das nervte sie ganz gewaltig! Sie hatte sich nie viele Gedanken um ihr Liebesleben gemacht, sondern einfach
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