Julia Extra 0353
ein Kind haben, war aber körperlich nicht in der Lage dazu, eines auszutragen. Außerdem haben die Fehlgeburten Aurelias Gesundheit geschadet. Nicht so sehr wie eine Flasche Alkohol und zwei Packungen Tabletten, aber immerhin …“ Stöhnend warf er den Kopf in den Nacken und rieb sich die Stirn. „Und weißt du, was das Verrückteste an der ganzen Angelegenheit war? Sie mochte Babys nicht einmal.“
Da Poppy nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte, blieb sie weiterhin stumm.
„Doch sie wusste, dass ich Kinder liebe, und hielt es deshalb für ihre Aufgabe, ein Kind zu gebären.“ Seine Miene wirkte gequält und verzerrt. „Aurelia hat immer versucht, alles und jeden zufriedenzustellen.“
Es war ein grauenvolles Szenario, das Luca da beschrieb, und Poppy musste schwer schlucken. Ganz offensichtlich hatte Aurelia, die Arme, unter einer ernst zu nehmenden geistigen Störung gelitten. Demnach war ihre Beziehung zu Luca nicht die märchenhafte Ehe gewesen, wie Poppy immer geglaubt hatte. Jahrelang hatte sie die beiden um ihr perfektes Leben beneidet, und nun erfuhr sie von diesem Drama!
„Es war ein tragischer Unfall, Luca, aber es war nicht deine Schuld. Das musst du doch einsehen.“
Jeder hatte ihm das gesagt, doch alle irrten sich. „Wessen Schuld sollte es dann sein?“
„Muss denn unbedingt jemand dafür verantwortlich gemacht werden?“
„Allerdings! Ich war ein schrecklicher Ehemann!“ Seine harten Worte ließen keinen Widerspruch zu. „Manche Männer sollten lieber allein bleiben, ich bin einer von ihnen.“
Er blinzelte mehrmals, um zu verhindern, dass ihm Tränen aus den Augen traten. Und er starrte Poppy so eindringlich an, als würde ihm erst jetzt klar werden, mit wem er gerade sprach. Man konnte praktisch dabei zusehen, wie er sich innerlich wieder verschloss und auf Abstand ging.
„Davon willst du bestimmt nichts wissen“, murmelte er und fuhr sich mit dem Handrücken rasch über die Augen. „Keine Ahnung, warum ich dir das alles erzähle.“
„Manchmal hilft es, über etwas zu sprechen“, erwiderte sie sanft.
Hatte er sich in den vergangenen Monaten überhaupt mal mit jemandem über seinen Kummer ausgetauscht oder einfach alles in sich hineingefressen? Allein die Vorstellung, er könnte mit seinem Schuldkomplex beladen hilflos umhergeirrt sein, brach Poppy das Herz.
„Andererseits kann man sich aber auch im Griff haben“, brummte er.
Poppy nahm ihre Teetasse vom Tisch und drehte sie nachdenklich in den Händen. „Dann hältst du es für besser, deine Sorgen zu ignorieren, damit sie wie von selbst verschwinden? Leider funktioniert das nicht.“
„Wir haben alle unsere Wege, mit solchen Dingen umzugehen. Nicht jeder will unbedingt seine Gefühle mit anderen teilen oder einen Seelenklempner dafür bezahlen, sie sich anzuhören.“
„Wie ist denn deine persönliche Strategie, Luca? Einmal abgesehen davon, alles unreflektiert zu schlucken?“ Das Problem vieler Männer besteht darin, dass sie Schweigen mit Stärke verwechseln, dachte Poppy.
„Sex. Ich habe die Vorteile des One-Night-Stands für mich entdeckt.“ Was könnte praktischer sein, um ein menschliches Grundbedürfnis zu befriedigen, als sich von jemandem befriedigen zu lassen, der rein gar nichts von einem erwartete? Die Genugtuung war zwar nur von kurzer Dauer – gefolgt von einer nagenden, unterschwelligen Unzufriedenheit –, aber ein Mann konnte eben nicht alles haben.
Poppy dagegen schien alles andere als überzeugt davon zu sein, dass Luca mit seinem Leben zufrieden war.
Er legte den Kopf schief. „Du wirkst schockiert.“
„Das bin ich auch.“
Seine Lippen wurden schmal und einen Ton heller. „Für so prüde hätte ich dich nicht gehalten.“
„Ich finde nur, dass es irgendwie … nicht ganz dein Stil ist, Sex als Sport zu betrachten oder Frauen wie Spielzeug zu behandeln.“
Natürlich wusste sie aus eigener Erfahrung, wie stark seine Libido war. Als sie angefangen hatten, miteinander auszugehen, hatte er gleich freimütig zugegeben, seine Jungfräulichkeit schon früh verloren zu haben. Gleichzeitig hatte er aber behauptet, die Partnerinnen nicht so oft zu wechseln wie die Unterhosen, und Poppy hatte ihm das abgenommen.
Ein sehr sexueller Mann zu sein machte ihn nicht automatisch zu einem rücksichtslosen Weiberhelden!
5. KAPITEL
„Tut mir leid, wenn ich deinen hohen Erwartungen nicht entspreche, cara .“
„Vielleicht sind es eher deine eigenen Erwartungen, denen du nicht
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