Julia Extra 0357
Aussicht, dass ihre Interessen je zusammenkommen würden.
„Die Zeiten, in denen ich dir in allem willig zu Diensten war, sind vorbei“, erklärte sie unumstößlich. „Und wage es bloß nicht, mich noch einmal zu küssen.“
„Oh doch, querida , das werde ich.“
Laura schenkte ihm einen entnervten Blick. „Wie arrogant muss man sein, um …“
Bevor sie den Satz beenden konnte, küsste Gabriel sie erneut. Rücksichtslos. Besitzergreifend. Gekonnt. Und so peinlich es auch war: Laura brachte es auch dieses Mal nicht fertig, seinen heißen, fordernden Lippen zu widerstehen. Nach einigen halbherzigen Versuchen, sich aus seiner Umarmung zu befreien, gab sie jede Gegenwehr auf – und küsste ihn schamlos zurück.
„Ich will dich, Laura“, murmelte Gabriel dicht an ihrem Mund. „Und ich werde dich bekommen. Wenn nicht jetzt, dann eben heute Nacht.“
Sie drückte ihre Hände gegen seine Brust, um ihn von sich zu schieben. Vielleicht war es aber auch weniger ein Schieben, sondern eher ein Streicheln. Mit glühenden Wangen taumelte Laura zurück.
„Nichts in der Richtung wird geschehen“, stieß sie atemlos hervor. „Sex war nie Teil unserer Vereinbarung.“
„Stimmt.“
„Ich muss also nicht mit dir schlafen.“
Unbeeindruckt musterte Gabriel sie mit einem durch und durch sinnlichen Blick. „Und dennoch wirst du es tun.“
„Ach, geh doch zum Teufel!“
Wütend verließ Laura die Terrasse und ging in die Küche, wo Robby auf dem makellos sauberen Fußboden saß und vergnügt mit einem Kochlöffel auf einen Topf einschlug, während Maria Geschirr spülte.
Laura kniete sich neben ihn und trommelte eine Weile mit, dann hob sie den Kleinen hoch und trug ihn ins Wohnzimmer zu dem bequemen Schaukelstuhl. Als Gabriel hereinkam, warf sie ihm einen herausfordernden Blick zu. Sollte er es nur wagen, ihre gemeinsame Zeit mit ihrem Sohn zu stören!
Doch er tat nichts dergleichen. Nach einem kurzen Blick auf die beiden zog er nur leicht die Brauen hoch und verschwand in den Flur.
Laura stillte Robby und wiegte ihn in ihren Armen, bis er eingeschlafen war. Es war ganz still im Raum, und auf einmal war ihr nach Weinen zumute. Sie sehnte sich mehr denn je danach, Gabriel nah zu sein, von ihm berührt zu werden, aber sie durfte nicht einmal daran denken, diesen Gefühlen nachzugeben.
Gabriel würde sich niemals ändern. Sobald sie die Distanz zu ihm aufgab und ihm ihr Herz öffnete, würde er ihr wieder wehtun, und nicht nur das: Wenn sie mit ihm ins Bett ging, bestand die große Gefahr, dass sie ihm auch ihr streng gehütetes Geheimnis preisgab.
Vorsichtig stand Laura auf und trug ihren schlafenden Sohn in ihr Zimmer. Eine Weile stand sie noch an seinem Bettchen und lauschte seinem Atem, bis sie plötzlich spürte, dass jemand an der offenen Tür stand.
„Es wird Zeit zu gehen“, hörte sie Gabriels Stimme in ihrem Rücken.
Laura strich noch einmal zärtlich über Robbys schwarzen Haarschopf. Dann verließ sie widerstrebend den Raum und zog leise die Tür hinter sich zu.
„Maria wird sich gut um ihn kümmern“, versicherte Gabriel ihr. „Und vergiss nicht, dass dieser eine Abend Arbeit es dir ermöglicht, ihm ein sorgenfreies Leben zu bieten.“
Laura atmete tief durch und nickte. „Du hast recht.“ Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: „Eine Million Dollar wären es vermutlich sogar wert, eine Nacht mit dir zu verbringen.“
Wieder dieses sinnliche Lächeln. „Eine Nacht, die du nie vergessen würdest.“
„Zu der es aber nie kommen wird.“
Gabriel lächelte mild. „Wir werden sehen.“
Eine halbe Stunde später saß Laura in Gabriels Ferrari und blickte fasziniert aus dem Wagenfenster.
Jedes Jahr zur Zeit des Carnaval schien die ganze Stadt den Verstand zu verlieren und zum wilden Zentrum ihres Herzens zu finden. Auch dieses Jahr war es nicht anders. Heiße Sambamusik erfüllte die Luft, Hörner tröteten, Trommeln dröhnten, während überall improvisierte Paraden durch die Straßen zogen. Selbst diejenigen, die nicht zu den Festwagen der berühmten Sambaschulen gehörten, trugen mit funkelnden Pailletten besetzte Kostüme, die meist nur das Allernötigste bedeckten und beim besten Willen nicht mehr „anständig“ genannt werden konnten.
Laura atmete bewusst ruhig und langsam, um das wilde Flattern in ihrem Magen zu beruhigen. Alle schienen sich in eine gewagte, sexy Version ihrer selbst verwandelt zu haben, und in Kürze würde das Gleiche auch mit ihr geschehen. Ihr grauste
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