Julia Extra 0357
ihrer Zeit in Rio wusste Laura noch, dass dies eine der bevorzugten Shopping-Adressen der Reichen und Schönen war, aber sie war noch nie hier gewesen. Wozu denn auch? In einem Laden wie diesem hätte sie sich nicht einmal ein T-Shirt leisten können.
Ein Page in roter Livree eilte herbei. Gabriel stieg aus und übergab ihm den Autoschlüssel, dann half er Laura aus dem tiefliegenden Ferrari. „Deine Hand ist eiskalt, und außerdem zitterst du“, stellte er fest und blickte ihr prüfend ins Gesicht. „Du wirst doch hoffentlich nicht krank werden?“
„Keine Sorge.“ Rasch entzog Laura ihm ihre Hand. „Ich habe nur Angst, dass ich versage.“
Gabriels ernste Miene ging urplötzlich in ein sinnliches Lächeln über. „Du wirst nicht versagen, vertraue mir.“ Er nahm erneut ihre Hand und legte sie auf seinen Arm, als wäre sie eine mittelalterliche Prinzessin und er ihr ergebener Ritter. In seinen Augen lag ein warmes, zärtliches Leuchten, und obwohl Laura wusste, dass er sich nur auf seine Rolle einstimmte, traf sein Blick sie mitten ins Herz.
Sie selbst würde kaum schauspielern müssen, um als seine liebende Partnerin aufzutreten. Es war ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, das war Laura nur allzu bewusst, aber es war ja nur für ein paar Stunden. Danach würde sie Gabriel nie mehr wiedersehen. Ihre Familie müsste keine Angst mehr davor haben, die Farm zu verlieren, und ihr Sohn wäre bestens versorgt.
Als sie an Gabriels Seite das edel ausgestattete Foyer betrat, kam ihnen eine elegante grauhaarige Frau im maßgeschneiderten roten Kostüm entgegen.
„Willkommen Mr Santos“, begrüßte sie Gabriel in fließendem Englisch. „Wir haben Sie bereits erwartet.“
„Das ist Mrs Tavares“, informierte Gabriel Laura. „Und das …“, fuhr er an Mrs Tavares gewandt fort, „… ist die junge Frau, von der ich Ihnen am Telefon erzählt habe. Laura Parker.“
Mrs Tavares betrachtete Laura eingehend und nickte dann zufrieden. „Mit diesem Material lässt sich ganz wundervoll arbeiten, Sir.“
Material? Laura lag schon ein beißender Kommentar auf der Zunge, aber sie verkniff ihn sich heldenhaft.
„Sie braucht ein Outfit für eine exklusive Poolparty“, setzte Gabriel Mrs Tavares ins Bild. „Es wird alles dort sein, was in Rio Rang und Namen hat, und ich will, dass sie sämtliche anwesenden Frauen in den Schatten stellt.“
Mrs Tavares unterzog Laura einer erneuten Inspektion und rieb sich dabei nachdenklich das Kinn. „Und wie offensichtlich sollen Miss Parkers Vorzüge präsentiert werden?“
„So offensichtlich wie möglich.“
„In dem Fall müssten wir auch die Dienste unseres Kosmetikstudios in Anspruch nehmen. Und die eines Optikers“, fügte Mrs Tavares mit einem kritischen Blick auf Lauras Brille hinzu.
Gabriel hob die Hände zum Zeichen, dass sie seinen Segen hatte. „Tun Sie alles, was Sie für erforderlich halten.“
Lauras Wangen wurden heiß, als die perfekt frisierte, makellos gekleidete Frau langsam um sie herumging und sie dabei musterte wie ein Handwerker, dem man den Auftrag erteilt hatte, ein völlig heruntergekommenes Haus wieder in Schuss zu bringen.
„Nein, Gabriel, das wird nichts!“, platzte sie schließlich heraus. „Ich denke, du solltest ohne mich auf die Poolparty gehen. Ich begleite dich dann später zu diesem Fantasieball.“
Mrs Tavares konnte ihr Erstaunen nicht zurückhalten. „Sie wollen den Fantasia Galaball besuchen?“
„Allerdings“, bestätigte Gabriel. „Das bedeutet, sie braucht auch eine Abendrobe. Und einige informelle Outfits. Aber sie muss in zwei Stunden für die Poolparty fertig sein.“
Das Lächeln der distinguierten Dame gefror. „In zwei Stunden schon …?“
„Ich bin sicher, dass Sie das schaffen.“ Gabriel brachte sein charmantestes Lächeln zum Einsatz. „Die Kosten spielen keine Rolle. Hauptsache, Sie erfüllen meine Erwartungen.“
Mrs Tavares schluckte, dann nickte sie respektvoll. „Natürlich, wie Sie wünschen.“ Sie klatschte in die Hände und erteilte den jungen Verkäuferinnen, die sich inzwischen um sie geschart hatten, einige Befehle auf Portugiesisch. Nach einem zweiten Händeklatschen stoben die Mädchen in alle Richtungen davon.
„Also dann bis später.“ Gabriel küsste Laura flüchtig auf die Wange und wandte sich zum Gehen.
„Aber du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen!“, protestierte sie entsetzt.
„Du bist hier in guten Händen“, versicherte er ihr. „Carlos holt dich
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