Julia Extra 0357
Gedanken wurde Laura die Kehle eng. Sie schluckte, plötzlich unfähig, noch länger dem Stress all dieser abschätzig auf sie gerichteten Augen standzuhalten.
„Que beleza …“
Als sie Gabriels tiefe, heisere Stimme hinter sich hörte, wirbelte sie herum. Er stand neben Felipe Oliveira, der verschwitzt war und misstrauisch dreinblickte. Doch sie war dermaßen erleichtert, Gabriel zu sehen, dass sie freudig auf ihn zueilte und mit einem strahlenden Lächeln die Sonnenbrille auf den Kopf schob. „Oh Gabriel, ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe. Ich …“
Dann sah sie die Frau, die mit vor der Brust verschränkten Armen dicht hinter Gabriel und Oliveira stand. „Hallo, Miss da Costa“, sagte Laura steif.
Das Supermodel nickte eisig. „Mir scheint, wir sind inzwischen über die Miss-da-Costa-Höflichkeiten hinaus, meinen Sie nicht? Sie müssen mich Adriana nennen“, erklärte sie in einem Tonfall, als würde sie sagen: Fahr zur Hölle!
Laura zuckte innerlich unter ihrem bösartigen Blick zusammen, aber dann dachte sie an Gabriels Worte. Du hast etwas, das Adriana nicht hat. Du hast mich. Sie sah Adrianas verbissene Miene und erkannte, dass ihr Plan funktionierte. Das Supermodel glaubte ganz offensichtlich, dass sie Gabriels Geliebte war. Und hasste Laura dafür!
Laura straffte die Schultern und lächelte Gabriel an. „Tut mir leid, dass ich so spät komme.“
Er küsste zärtlich ihre Wange. „Ich habe neununddreißig Jahre lang auf dich gewartet, querida . Was machen da schon ein paar Minuten mehr aus?“ Er legte den Arm um sie, und nachdem sie einander lange und tief in die Augen geschaut hatten, drehten sie sich um, um die Wirkung in Augenschein zu nehmen.
Felipe Oliveira schien nach wie vor skeptisch. Adriana hatte die volle Unterlippe vorgeschoben und fixierte sie mit schmalen Augen.
„Du kannst mir nicht erzählen, dass du wirklich mit ihr zusammengezogen bist“, sagte die schöne Brasilianerin kalt.
„Es ist bereits geschehen.“
Adriana lachte höhnisch auf. „Gabriel Santos und seine ehemalige Büromaus. Der sexy Tycoon und das kleine Nichts. Was für eine Farce!“
„Du täuschst dich, Adriana. Ich bin derjenige, der nichts ist.“ Gabriel suchte Lauras Blick und hielt ihn fest. „Jedenfalls bin ich das ohne dich.“
Es ist nur eine Show, erinnerte Laura sich, als ihr Herz anfing, wie wild zu pochen.
„Die ganze Zeit über hatte ich die Frau meiner Träume direkt vor meiner Nase …“ Gabriel hob ihr Kinn an und betrachtete sie wie ein kostbares Kleinod. „Um dich zu beschützen, würde ich gegen sie alle kämpfen.“
„Gegen wen ?“, flüsterte Laura verständnislos.
Er grinste und deutete stumm hinter sie. Lauras Blick folgte seiner Geste, und sie sah die mondänen Partygäste in kleinen Gruppen am Pool flüstern und wie sie sensationslüstern zu ihnen herüberstarren.
Natürlich starren sie Gabriel an, dachte Laura. Er ist schön, reich und sexy und einer der begehrtesten Junggesellen der Welt zu sein. Doch die allgemeine Aufmerksamkeit galt ebenso auch ihr, das konnte selbst sie mit all ihrer Unerfahrenheit sehen.
Und dann erkannte sie plötzlich, dass es nicht daran lag, dass man sie hässlich fand!
Ein berauschendes Hochgefühl durchströmte Laura. Sie fühlte sich plötzlich schwerelos, wie elektrisiert. Weil sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben schön fühlte. Weil es ihr gelungen war, die Illusion zu erzeugen, dass sie es wert war, Gabriels Geliebte zu sein. Vor allem aber lag es an ihm . An seinem unergründlichen, hungrigen Blick und dem magischen Echo seiner Worte.
Ich habe neununddreißig Jahre lang auf dich gewartet … Ohne dich bin ich nichts …
Schemenhaft drang Adrianas finstere Miene in Lauras Bewusstsein, aber das kümmerte sie in diesem Moment nicht. Sie und Gabriel waren die einzigen Menschen auf der Welt. Der Blick seiner dunklen Augen ruhte jetzt auf ihren Lippen. Wie in Zeitlupe kam sein Gesicht immer näher. Laura wusste, dass er sie gleich küssen würde, und ihr Herz pochte, als wollte es Kapriolen schlagen.
„Darf ich das so verstehen“, meldete Felipe Oliveira sich in diesem Augenblick zu Wort, „dass dieses Mädchen – Ihre angebliche Geliebte – einmal für Sie gearbeitet hat?“
„Sie war seine Tippse! “, höhnte Adriana.
Widerstrebend riss Gabriel sich von Laura los und wandte sich seinem Rivalen zu. „Adriana hat recht“, gab er offen zu. „Laura war fünf Jahre lang meine Sekretärin. Aber jetzt ist sie
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