Julia Extra 0357
Sohn zu zahlen, geschweige denn, ihn zu besuchen!“
Tränen liefen Laura übers Gesicht, während sie immer wieder den Kopf schüttelte. „Warum hörst du nicht auf, mich ständig wegen meiner Schwangerschaft zu quälen?“
„Weil sie der Beweis dafür ist, dass ich dich für nichts geopfert habe!“
„ Geopfert ?“ Ihre Stimme überschlug sich fast vor Empörung.
Gabriel packte sie bei den Schultern. „Weißt du denn nicht, wie sehr ich dich die ganze Zeit über begehrt habe? Ich habe in meinem Büro von dir geträumt, in meinem Bett …“ Er verstärkte seinen Griff, dass es sie fast schmerzte. „Wenn ich gewusst hätte, dass du dich mit so wenig zufrieden gibst, wäre ich niemals so dumm gewesen, dich gehen lassen!“
Atemlos standen sie sich im Dämmerlicht seines Schlafzimmers gegenüber. Gabriels Augen waren pechschwarz vor Zorn und frustriertem Begehren.
„Laura …“, flüsterte er rau.
Im selben Moment begann Robby nebenan leise zu weinen. All das Geschrei und das Gepolter mussten ihn geweckt haben.
Entschlossen machte Laura sich von Gabriel los. „Ich bin nicht mehr die, die ich einmal war“, erklärte sie mit fester Stimme. „Und es steht mir auch nicht mehr frei, meine Entscheidungen nach Lust und Laune zu treffen. Ich bin jetzt Mutter, und mein Baby kommt an erster Stelle.“
Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen und ging in ihr Zimmer hinüber.
Robbys Weinen ging in ein begeistertes Krähen über, als Laura den Kleinen aus seinem Bettchen hob.
Jemand klopfte leise an die Tür.
„Laura …?“
„Geh weg!“
„Wir müssen reden.“
„Nein!“
Auf der anderen Seite der Tür wurde es still. Laura setzte Robby auf den Teppich und brachte ihm seine Schmusedecke und seinen geliebten Plüschelefanten. Dann sah sie die Tüten durch, die Mrs Tavares geschickt hatte. Sie nahm Unterwäsche, eine schwarze Jeans und ein weißes Tanktop heraus und tauschte den nassen Bikini gegen die frischen, trockenen Sachen aus. Danach setzte sie sich ihren Sohn auf die Hüfte und öffnete die Tür.
Gabriel lehnte lässig an der Wand. „Hattest du vor, dich klammheimlich davonzuschleichen?“, erkundigte er sich mit trügerisch sanfter Stimme.
Laura atmete tief durch: Warum nur sah er so unverschämt gut aus? Inzwischen hatte Gabriel sich eine ausgewaschene Jeans und ein schwarzes T-Shirt übergezogen, was seiner Attraktivität keinen Abbruch tat.
„Ich wollte gerade mit meinem Sohn spazieren gehen.“
„Du musst dich für den Ball fertigmachen.“
„Das wird wohl noch etwas warten müssen.“
Gabriel schwieg einen Moment, dann nickte er. „Schön. Dann werde ich euch begleiten.“
Ehe Laura wusste, wie ihr geschah, trat er zu ihr und nahm ihr Robby aus dem Arm. Sie wollte gerade scharf protestieren, als sie sah, dass Robby nicht die Spur von Unwohlsein oder gar Angst zeigte. Mit seinen großen Augen, die denen seines Vaters so sehr glichen, blickte er fasziniert zu Gabriel auf.
Die Andeutung eines Lächelns huschte über Gabriels männlich schönes Gesicht. Dann drehte er sich um, öffnete eine Schranktür und nahm einen zusammenklappbaren Kinderwagen heraus. Es war eine Luxusmarke, die Laura sich nie hätte leisten können. Robby sicher auf einem Arm haltend, zog er den Wagen mit einer einzigen geschickten Bewegung auseinander.
Laura beobachtete ihn verblüfft. „Woher weißt du, wie das geht?“, fragte sie ihn. „Hattest du schon einmal mit einem Baby zu tun?“
„Wir sind in Rio. Draußen ist die Hölle los“, sagte Gabriel statt einer Antwort. „Ihr seid meine Gäste, und ich sorge dafür, dass euch nichts passiert.“
„Was sollte uns schon passieren? Wir wollen doch bloß einen Spaziergang machen.“
„Gut. Ich ebenfalls.“
Er setzte Robby in den Wagen, befestigte den Sicherheitsgurt und schob ihn ohne ein weiteres Wort zum Fahrstuhl. Laura seufzte entnervt und folgte ihm.
Auf der Straße war tatsächlich die Hölle los. Ganz Rio schien auf den Beinen zu sein, um sich die Seele aus dem Leib zu feiern, aber am Strand fanden Laura und Gabriel eine Zone, wo es nicht ganz so turbulent zuging. Dort hielten sich vor allem Familien auf, die unter großen Sonnenschirmen saßen oder mit ihren Kindern im flachen Wasser spielten.
Laura hob Robby aus dem Kinderwagen, während Gabriel zu einem Strandverkäufer hinüberschlenderte, der einige Meter entfernt von ihnen seine Waren feilbot. Kurz darauf kehrte er wieder zurück.
„Ich dachte, Robby würde vielleicht gern
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