Julia Extra 0357
mit den Hochzeitsvorbereitungen begonnen hätte.“
„Warum sagen Sie ihr nicht die Wahrheit?“
„Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht. Sie ist so glücklich. Statt darüber zu reden, in welchem Kleid sie bestattet werden möchte, überlegt sie jetzt, was sie zu meiner Hochzeit tragen soll. Ihr Favorit ist ein zartrosa Organdykleid. Sie hat es in einer Zeitschrift entdeckt und mir den Ausschnitt geschickt. Übrigens soll ich einen Frack tragen. Sehr gediegen und zeitlos, findet sie.“
Sein etwas ratloses Lächeln rührte Elizabeth. Da hat er sich ja wirklich in eine Sackgasse hineinmanövriert, dachte sie mitfühlend. „Dann sollten sie die Sache so bald wie möglich klarstellen“, meinte sie.
„Darüber habe ich wirklich intensiv nachgedacht. Das können Sie mir glauben. Aber ich befürchte, Nana Jo würde dann sofort wieder über ihren nahenden Tod und meine ungewisse Zukunft klagen und mir Grabsteinprospekte schicken.“
„Aber Sie haben doch gar nicht vor zu heiraten“, gab Elizabeth zu bedenken. „Irgendwann wird Ihre Großmutter Ihnen sowieso auf die Schliche kommen.“
„Ich weiß.“ Nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Deshalb will ich ihr nach einem angemessenen Zeitraum erzählen, dass unsere Beziehung in die Brüche gegangen ist.“
„Und natürlich bin ich dafür verantwortlich.“
Thomas lächelte schuldbewusst. „Tut mir leid. Wahrscheinlich wird sie zunächst traurig sein, dass es mit uns nicht geklappt hat. Aber dann wird die Erleichterung überwiegen, weil ich es immerhin fast bis zum Altar geschafft habe.“
„Mit anderen Worten, dass Sie Ihre Bindungsängste überwunden haben.“
„Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, Elizabeth. Ich hätte Sie für diplomatischer gehalten.“
Sie lachte amüsiert. „Beruflich bin ich das auch. Schließlich kann ich es mir nicht leisten, jemanden zu beleidigen, der bereit ist, meine Stiftung zu unterstützen.“
„Anwesende ausgeschlossen.“
Verlegen senkte sie den Blick. „Ihr Scheck …“
„Schecks. Der eine kommt von meiner Firma, der andere von mir privat.“
„Das spielt keine Rolle. Jedenfalls sind sie an eine Reihe von Bedingungen geknüpft“, gab sie zu bedenken.
„Das Geld von Waverly Enterprises wird Ihrem Konto in jedem Fall gutgeschrieben, weil ich Ihre Stiftung für sehr wichtig halte und Ihre Arbeit respektiere.“
Sie war sofort besänftigt. „Vielen Dank“, sagte sie leise.
„An den anderen Scheck sind tatsächlich Bedingungen geknüpft. Wir könnten sie als ganz normale Klauseln zwischen Geschäftspartnern betrachten, wenn Ihnen das lieber ist.“
Eigentlich klang das sinnvoll. Trotzdem … „Bevor ich mich – vielleicht – darauf einlasse, muss ich genauer wissen, was Sie von mir erwarten.“
„Zunächst etwas von Ihrer wertvollen Zeit, Elizabeth. Wir müssen schnellstens möglichst viel übereinander lernen. Schließlich kennen wir uns angeblich schon seit einigen Monaten. Bisher weiß ich von Ihnen nur, dass Sie einen Hund namens Howie haben und gleich nach dem Studium Ihren gemeinnützigen Verein gegründet haben.“
„Ich könnte Ihnen einige Stichwörter aufschreiben“, schlug sie vor.
„So eine Art Spickzettel?“ Er schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln.
„Bislang war so etwas nie nötig.“ Sie bedauerte diesen Kommentar sofort, als Thomas beleidigt die Lippen zusammenpresste.
„Um das ein für alle Mal klarzustellen: Ich bin ein grundehrlicher Mensch, dem Lügen und Täuschen verhasst sind. Natürlich nehmen Sie mir das jetzt nicht ab. Das kann ich verstehen. Deshalb ist es ja so wichtig, dass wir bis zum Wochenende möglichst viel Zeit miteinander verbringen.“
„Vorausgesetzt ich nehme Ihr Angebot an.“
„Genau.“
„Ich soll am Wochenende also mit Ihnen einen Besuch bei Ihrer Großmutter machen?“
„Richtig. Sie ist sehr umgänglich und es macht Spaß, sich mit ihr zu unterhalten. Außerdem spielt sie ausgezeichnet Cribbage. Wer weiß, vielleicht genießen Sie das Wochenende sogar.“
„Falls ich mitmache.“
„Ja, falls Sie mitmachen.“
„Ich werde sie nicht belügen, Thomas.“ Sollte er das von ihr erwarten, war der Deal sofort gestorben. „Was Ihre Großmutter annimmt, ist ihre Sache. Aber wenn sie mir eine Frage stellt, die ich nicht wahrheitsgemäß beantworten kann, kenne ich kein Pardon.“
„Falls Sie auf mein Angebot eingehen.“ Dieses Mal kam er ihr mit der Einschränkung zuvor.
„Das würde ich sowieso nur meiner Stiftung
Weitere Kostenlose Bücher