Julia Extra 260
„Ich habe Kassetten mit Begleitmusik und ein Kleid mitgebracht.“
„Wunderbar, Miranda.“ Spiros strahlte.
„Ich werde heute Abend so rechtzeitig hier sein, dass ich auch in der Küche helfen kann.“
„Du gehörst praktisch schon zur Familie. Zu dem Fest kommen viele meiner Verwandten. Wir sind eine große, glückliche Familie.“ Spiros lachte fröhlich. „So, und nun sehen wir mal, was Agalia uns zum Frühstück gemacht hat.“
Am Abend schlüpfte Miranda in eine Caprihose und eine weite weiße Bluse für die Arbeit in der Küche. Das Kleid und Schuhe für den Bühnenauftritt sowie die Musikkassetten verschwanden in einer großen Tasche.
Aufgeregt stand Miranda auf dem Balkon. In der Taverne war schon Trubel. Schnell band sie das Haar zum Pferdeschwanz und machte sich auf den Weg.
Draußen streifte sie die Sandaletten ab und ging barfuß über den kühlen, feuchten Sandstrand, der vom Vollmond beleuchtet wurde. Sie konnte sich glücklich schätzen, einen so romantischen Weg zur Arbeit zu haben.
Leicht beunruhigt stellte sie fest, wie viele Menschen in die Taverne strömten. Auf dem Parkplatz standen Dutzende von Autos. Spiros musste ja eine riesige Familie haben! Und vor diesem großen Publikum sollte ihr erster Auftritt nach so langer Zeit stattfinden?
Miranda musste sich erst sammeln, bevor sie sich ins Getümmel stürzte. Am Landungssteg klopfte sie sich den Sand von den Füßen und schlüpfte gerade in die Sandaletten, als Spiros die Stufen herunterkam.
„Da bist du ja, Miranda. Komm mit, wir haben schon auf dich gewartet.“ Er küsste sie auf beide Wangen, legte den Arm um Mirandas Schultern und nahm ihr die Tasche ab. „Wir freuen uns sehr, dass du bei uns bist.“ Aufgeregt zog er sie zwischen den vielen Gästen hindurch mit sich. „Ist es nicht wundervoll, wie viele schon da sind?“
Spiros gute Laune war richtig ansteckend. Auch Miranda entspannte sich wieder und lachte über das Chaos, das um sie herum herrschte.
Schwungvoll öffnete Spiros die Küchentür. „Dies ist ein ganz besonderer Abend für uns, Miranda.“
Als die vielen Küchenhelfer – alles Verwandte – lächelnd aufsahen, um den Neuankömmling zu begrüßen, wurde Miranda leicht ums Herz. Sie spürte, dass ihr alle wohlgesonnen waren. Hier gab es keine missgünstigen Musikkritiker, dies war Kalmos, wo das Leben einfach und gut war.
Trotzdem hatte sie ein komisches Gefühl. Lächerlich, dachte sie. Was habe ich denn hier zu befürchten?
Es war heiß in der Küche und laut und fröhlich. Durch die Schwingtüren hindurch, die ständig aufgestoßen wurden, sah Miranda, dass alle Generationen vertreten waren – von Urgroßeltern bis zu Säuglingen. Die größeren Kinder durften ungehemmt herumtollen und wuselten fröhlich durch die Taverne, die immer voller wurde. Die Gäste kamen in die Küche, suchten sich etwas zu essen aus und halfen den Kellnern, die Tabletts zu den Tischen zu tragen.
Als die Hektik in der Küche etwas nachließ, sagte Spiros: „Komm, Miranda, du musst meine Familie kennenlernen.“ An diesem Abend wirkte der Eigentümer des Restaurants besonders stolz und imposant mit seinem blütenweißen Hemd und einer hellroten, reich mit Goldfäden bestickten Weste. Agalia hielt sich lieber im Hintergrund, war jedoch die Alleinherrscherin in der Küche.
„Yaya!“, rief Spiros und schob Miranda vor sich. „Ich möchte euch meine junge Freundin Miranda vorstellen.“ Er beugte sich vor, um eine ältere Frau auf die Wange zu küssen, bevor er sich wieder Miranda zuwandte. „Das ist meine Großmutter“, stellte er stolz vor. „Daneben sitzt mein jüngster Sohn Petros mit seiner Familie.“
Einer nach dem anderen am langen Tisch wurde Miranda vorgestellt. Unwillkürlich wurde sie an ihre eigene Familie erinnert, von der sie sich so weit entfernt hatte.
„Dies ist ein typisches Familienfest“, erzählte Spiros. „Alle haben Spaß. Und du gehörst auch dazu, Miranda. Du musst alle kennenlernen. Komm mit, jetzt stelle ich dir einen meiner besten Freunde vor.“
Miranda folgte ihm lächelnd, doch das Lächeln sollte ihr schnell vergehen.
„Theo, das ist Miranda. Miranda, das ist Theo Savakis.“
„Wir kennen uns schon“, sagte Theo kühl und stand höflich auf.
„Das ist ja wunderbar!“ Spiros strahlte. „Bitte entschuldigt mich, ich muss wieder in die Küche.“
Miranda nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Spiros war verschwunden, und Theo Savakis stand vor ihr. Es gab keine
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