Julia Extra 260
hinzu.
Auch Miranda rang sich ein Lächeln ab.
Hochzeiten in Griechenland waren eigentlich immer mit langwierigem Papierkrieg verbunden. Das galt allerdings nicht, wenn ein Theo Savakis heiraten wollte, wie Miranda bald herausfand.
Die Hochzeitsplanung drohte sie wie eine Lawine zu überrollen. Obwohl Theo versprochen hatte, sie nicht unter Druck zu setzen, tat er es dennoch. Sie saßen beim Abendessen in der Taverne, als er die Sprache auf den Hochzeitstermin brachte.
„Agalia hat jemanden auf der Insel gefunden, der mein Hochzeitskleid näht“, wich Miranda aus.
„Hier auf Kalmos? Aber ich dachte, wir fliegen nach Paris, damit du dir dort ein Kleid aussuchen kannst.“
„Das ist nicht nötig, Theo.“ Sie streichelte tröstend seine Hand, weil er so enttäuscht wirkte. „Ich kann Agalia doch nicht vor den Kopf stoßen, sie hat sich so um mich bemüht.“ Natürlich passte es Theo nicht, dass er seinen Willen nicht durchsetzen konnte, aber daran würde er sich gewöhnen müssen. Miranda dachte überhaupt nicht daran, sich von ihm herumkommandieren zu lassen.
„Na schön“, sagte er schließlich. „Wenn du es so willst. Ein schlichtes Kleid ist wohl auch geeigneter für eine Hochzeit in kleinem Rahmen.“
Was soll das nun schon wieder heißen?, überlegte Miranda misstrauisch. „Wieso? Meinst du dadurch in besserem Licht dazustehen? Der griechische Großindustrielle, der das einfache Leben liebt und zum Beweis eine Behinderte zur Frau nimmt?“
„Wie bitte?“ Er sah sie entsetzt an. „Ist das dein Eindruck von mir?“
„Ach, ich weiß doch gar nicht mehr, was ich denken soll, Theo. Warum müssen wir so überstürzt heiraten?“
„Das weißt du doch! Weil ich dich liebe und keine Sekunde länger als nötig warten will.“
Miranda war noch nicht zufrieden. Irgendetwas stimmte hier nicht. Warum wollte ein Mann wie Theo Savakis eine Frau, die er kaum kannte, völlig überstürzt auf einer winzigen, abgelegenen Insel heiraten? Und warum ließ sie sich darauf ein? Weiles für sie die einfachste Lösung ihrer Probleme war? Miranda musste zugeben, dass sie durch die Ehe mit einem reichen Mann wahrscheinlich so viel Ablenkung haben würde, dass sie keine Zeit mehr für Albträume hatte. Vielleicht könnte sie dann endlich vergessen, was mit ihrem Arm passiert war.
„Es ist mir völlig gleichgültig, was der Rest der Welt von unserer Heirat hält. Die einzigen Menschen, die zählen, sind du und ich. Deine Zweifel an mir wundern mich sehr. Kennst du mich denn überhaupt nicht?“
„Nein, Theo, und genau darin liegt das Problem.“
Statt zu widersprechen, wie sie es erwartet hatte, hielt er einen Augenblick inne – so, als hätte er selbst seine Zweifel. Doch dann fragte er lächelnd: „Ist dies etwa unser erster Streit?“
Wie konnte sie ihm böse sein, wenn er sie so ansah? Miranda atmete tief durch und gestand, dass die Hochzeitsvorbereitungen sie nervös gemacht hatten.
„Hast du Angst vor der Hochzeitsnacht?“, fragte er scherzhaft und musste erstaunt mit ansehen, wie blass Miranda plötzlich wurde. Sie wirkte sehr jung und verletzlich.
„Nein, natürlich nicht.“
Das klang wenig überzeugend. Seit den Telefongesprächen mit ihrer Familie schien sie alle Energie verloren zu haben.
„Ich verstehe, dass deine Familie Bedenken hat wegen der Hochzeit und des neu erwachten öffentlichen Interesses an dir, aber ich werde ja die ganze Zeit an deiner Seite sein. Dir kann überhaupt nichts passieren. Und was unsere Hochzeitsnacht betrifft …“ Theo verstummte, als er Mirandas furchtsamen Blick auffing, dann umfasste er behutsam ihre Hand und fügte hinzu: „Ich liebe dich. Alles andere wird sich finden.“
Sein Verlangen nach ihr wurde immer leidenschaftlicher, doch er würde sich zusammenreißen. Die Hochzeit war mit großen Vorteilen für ihn verbunden, und er wollte eine glückliche, erfolgreiche Ehe führen. Miranda sollte es an nichts fehlen. Er würde auch dafür sorgen, dass sie sich bald so sehr nach den Freuden des Ehebettes sehnte wie er selbst.
„Bist du nun beruhigt?“ Er sah ihr lange tief in die Augen, dann wechselte er das Thema. „Für Hochzeitskleid und Flitterwochen ist also gesorgt.“
„Flitterwochen?“
„Wenigstens müssen wir nicht weit fahren.“
„Nein, wir sind schon da, oder?“ Zum ersten Mal an diesem Abend lächelte sie unbeschwert.
„Genau. Es gibt auf der ganzen Welt keinen schöneren Ort als Kalmos.“ Theo hoffte, dass sich die tiefe Liebe
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