Julia Extra 260
wolltest dir meiner ganz sicher sein, oder, Theo?“
Er war zusammengezuckt. „Woher hast du diese Ausfertigung von Dimitris Testament?“
„Ich war selbst überrascht, wie einfach es war, sie mir zu beschaffen. Der Name Savakis öffnet einem wirklich Tür und Tor. Ich brauchte nur um eine Kopie zu bitten, schon wurde sie mir ausgehändigt.“
„Wovon redest du?“
„Ich bin einfach in Dimitris Büro geschneit. Du hast doch selbst gesagt, dein Großvater hätte nur Interesse für das Geschäft gehabt. Es war also zu vermuten, dass er auch zu Hause einen Stab von Assistenten und Sekretärinnen beschäftigt, die heute Nacht natürlich alle Überstunden machen. Ich brauchte nur zu sagen, du hättest mich gebeten, eine Kopie des Testaments zu besorgen, schon hielt ich sie in Händen“, erklärte Miranda. „Sie konnten mir die Bitte wohl kaum abschlagen, schließlich hattest du mich selbst zu ihnen geschickt. Ich bin ja nur eine Frau, die einen Botengang für dich erledigt.“
„Miranda …“, Theo fuhr sich erschöpft durchs Gesicht.
„Kein Wunder, dass du meiner Schwester nur den handgeschriebenen Vertrag gefaxt hast. Wenn sie das Testament deines Großvaters gesehen hätte, wäre ihre Reaktion nämlich ganz anders ausgefallen.“
„Du hast das Testament also gelesen?“
„Selbstverständlich.“
Er bückte sich, um den Ehering aufzuheben. „Dann weißt du ja Bescheid: Wir müssen tatsächlich dreißig Tage verheiratet bleiben. Erst dann werden mir die Mehrheitsanteile übertragen. Vorhin hat man mich einstimmig zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. Diese Position kann ich allerdings erst mit Leben erfüllen, wenn ich die Mehrheit an der Reederei halte. Bis dahin bin ich nur die Marionette geldgieriger, skrupelloser Männer.“ Theo spielte mit dem Ehering. „Ich habe mich nicht nur um meiner selbst willen auf Dimitris Forderung eingelassen, sondern auch, um die Arbeitsplätze sehr vieler Menschen zu retten.“
„Dafür warst du bereit, nicht nur dein eigenes Glück, sondern auch das der Frau aufs Spiel zu setzen, die das Pech hatte, dir zum passenden Zeitpunkt über den Weg zu laufen.“
„Ja.“
Wenigstens ist er jetzt ehrlich, dachte Miranda. Trotzdem war das alles ungeheuerlich!
„Ich sehe ein, dass unser Start ins Eheleben nicht gerade perfekt war, aber …“
„Wie bitte?“, fragte sie ungläubig. „Welches Eheleben? Welche Ehe? Es gibt keine Ehe.“
„Bitte setz den Ring wieder auf, Miranda.“
„Machst du Witze?“ Starr sah sie den Ring an, den Theo ihr hinhielt.
„Im Gegenteil. Wir müssen das jetzt durchziehen, weil die Existenz sehr vieler Menschen von mir abhängt.“
„Und was ist mit mir, Theo?“
„Hör auf, nur an dich zu denken. Hilf mir, die Arbeitsplätze dieser Menschen zu retten.“
„Ich bin gern bereit, Opfer zu bringen. Aber dann möchte ich auch von Anfang an wissen, was von mir erwartet wird.“
„Ich habe dich nie um etwas gebeten, was du nicht wolltest, Miranda. Oder siehst du das anders?“
„Was erwartest du von mir?“, wiederholte sie eisig.
„Ich erwarte, dass du so tust, als wäre alles in Ordnung, dassdu mich in den nächsten dreißig Tagen unterstützt und mir hilfst.“
Miranda war hin und her gerissen. Bevor sie die Wahrheit über ihre Heirat erfahren hatte, wäre sie bereit gewesenen, ihr Leben für Theo zu geben. „Ich liebe dich, und du hast mich nur belogen.“
„Ich habe dich vom ersten Moment an geliebt.“
„Das habe ich aber ganz anders in Erinnerung. Du hast mich beschimpft.“
„Wir Griechen sind eben sehr leidenschaftlich“, sagte er leise. „Jedenfalls liebe ich dich jetzt. Wir sind zur Beerdigung meines Großvaters hier. Ist es zu viel verlangt, dass ich meine Frau an meiner Seite wissen will?“
„Dieselbe Frau, der du deinen Posten als Vorstandsvorsitzender verdankst, Theo?“
Darauf ging er nicht ein. „Es ist spät, Miranda, und ich muss noch mit vielen Leuten sprechen. Wenn du willst, werde ich dafür sorgen, dass der Hubschrauber dich zur Yacht zurückfliegt, damit du deine Sachen packen und nach Hause zurückkehren kannst. Oder du begleitest mich hinunter und spielst deine Rolle als Frau an meiner Seite. Die Entscheidung liegt bei dir, Miranda.“
„Können diese Leute nicht bis morgen warten?“
Da kennt sie die Verwandtschaft schlecht, dachte Theo. „Sie reisen morgen gleich nach der Beerdigung ab. Diejenigen, mit denen ich schon gesprochen und die ich ausbezahlt habe, packen wahrscheinlich
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