Julia Extra 260
sie nicht. Sie war an Markos’ Seite, das war das Wichtigste. Da er sich in mindestens vier verschiedenen Sprachen unterhielt, sie hingegen nur englisch konnte, schwieg sie die meiste Zeit, lächelte und nippte an ihrem Champagner. Allerdings richteten auch nicht viele Gäste das Wort an sie – und wenn, dann waren es Männer.
Männer wie Cosmo Dimistris. Als eine Bewegung in der Gästeschar kurz den Blick auf ihn freigab, wandte Vanessa sich instinktiv ab. Glücklicherweise kam er nicht zu ihr und Markos. Im Moment unterhielt Markos sich auf Französisch mit einem Mann mittleren Alters. Da sie kein Wort verstand, tat sie, was sie immer tat, wenn Markos’ Aufmerksamkeit nicht ihr galt.
Sie sah ihn an. Sie liebte es, ihn einfach nur anzusehen. Den Bogen seiner Augenbrauen, die kleinen Linien um seinen Mund, wenn er lachte, die Art, wie sein dunkles Haar ein ganz klein wenig zerzaust war, seine breiten Schultern … Jedes Detail seines perfekten Körpers nahm sie in sich auf.
„Vanessa?“
Blinzelnd kehrte sie zurück in die Wirklichkeit. Markos hatte sein Gespräch mit dem Franzosen unterbrochen und sah sie an.
„Entschuldigst du mich einen Moment?“
Sofort nickte sie. „Natürlich.“
Nach einem kurzen Lächeln gesellte Markos sich mit dem anderen Mann zu einem Paar, das einige Meter entfernt stand. Einweiterer Mann mittleren Alters und eine sehr exklusiv gekleidete ältere Frau, die eine gewisse vornehme Würde ausstrahlte. Andere Menschen gingen umher, und Vanessa konnte Markos nicht mehr sehen. Einen Moment stand sie ganz still und fühlte sich sehr hilflos.
Dann erklang eine Stimme neben ihr.
„Wie dumm von Markos, dich allein zu lassen!“
Zu ihrem Leidwesen stand Cosmo Dimistris plötzlich an ihrer Seite.
„Ja“, fuhr Cosmo fort, „Markos weiß, wie man die süßesten Früchte pflückt. Wie lange bist du schon bei ihm?“
Vanessa setzte ein knappes Lächeln auf, kaum mehr, als zivilisierte Höflichkeit gebot. „Wir haben uns im September kennengelernt.“
Erstaunt zog Cosmo eine Augenbraue hoch. „Du hast dich lange gehalten. Aber du bist auch wirklich außergewöhnlich.“ Er beugte sich vor. „Und nur die Besten sind gut genug für Markos Makarios.“ Er stieß ein Lachen aus, das Vanessa nicht gefiel. Beunruhigt schaute sie sich um. Markos plauderte immer noch mit der französischen Gruppe. Beinahe wäre sie losgelaufen, zwang sich dann aber doch, stehen zu bleiben. Wenn er sie nicht an seiner Seite behielt, musste es ein geschäftliches Gespräch sein.
„Also“, meinte Cosmo in diesem Augenblick, „ich nehme an, du machst das Beste aus der Zeit, die dir bleibt?“ Dabei streckte er die Hand aus und berührte den Diamantanhänger mit einem seiner dicklichen Finger. „Sehr hübsch.“ Als er seine Hand zurückzog, berührte er kurz ihre nackte Haut. Vanessa musste all ihren Stolz aufbringen, um nicht zurückzuzucken. „Aber ich würde dir Smaragde schenken. Die hätten den dramatischeren Effekt bei deiner Haarfarbe. Sag mir, welche Pläne hast du für die Zukunft? Das würde mich wirklich interessieren.“ Vielsagend glitt sein lüsterner Blicke über ihren Körper.
„Wäre es nicht lustig“, fuhr er fort, ohne eine Antwort abzuwarten, „wenn alles sozusagen in der Familie bliebe? Ich wäre glücklich, mehr als glücklich, dir eine angemessene Lösung für deine missliche Lage anzubieten.“
Über was in aller Welt sprach dieser Mann?
„Ich kann mir vorstellen, dass Markos eine so erlesene Geliebte wie dich nur sehr ungern aufgibt, aber sein Verlust wirdmein Gewinn sein.“ Vertraulich beugte er sich noch ein Stückchen weiter zu ihr. „Ich werde genauso großzügig sein wie er, das versichere ich dir – es wäre also nicht zu deinem Nachteil, wenn du zu mir kommst.“ Zu seinem lüsternen Blick gesellte sich jetzt noch ein anzügliches Grinsen.
„Entschuldigen Sie mich.“ Abrupt drehte sie sich um. Hatte dieser Widerling wirklich gesagt, was sie zu hören geglaubt hatte? Hastig ging sie auf die Gruppe zu, mit der Markos immer noch auf Französisch sprach.
„Markos …“, sagte sie erleichtert, als sie bei ihm angekommen war und eine Hand auf seinen Arm legte.
Der Franzose, der gerade noch gesprochen hatte, verstummte abrupt. Als Vanessa erkannte, dass sie ihn unterbrochen hatte, setzte sie ein zaghaftes Lächeln auf. „Ich bitte um Entschuldigung“, murmelte sie.
Doch der Franzose schwieg weiterhin. Auch von den anderen Anwesenden sagte niemand mehr ein
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