Julia Extra 260
Vielleicht hat mich ja der charmante Cosmo Dimistris mit seinen teuren Smaragden verführt?“
„Findest du es witzig, mich auch noch mit deiner Untreue aufzuziehen?“
„Untreue? Das sagst du mir? Mein Gott, du hast wirklich Nerven!“ Plötzlich senkte sie den Kopf und schloss die Augen. „Aber natürlich siehst du das nicht so. Für dich war es nur eine Nebensächlichkeit. Ich weiß es.“
Ein paar Sekunden später öffnete sie wieder die Augen. Nun war jegliche Aggression aus ihrer Stimme verschwunden.
„Markos, es gibt für dich keinen Grund, hier zu sein. Bitte geh jetzt.“
„Ich werde erst gehen, wenn ich die Wahrheit von dir gehört habe. Sag mir seinen Namen. Ich muss wissen, zu wem du gegangen bist … für wen du mich verlassen hast. Ich muss es wissen!“
„Das ist doch absurd“, erwiderte sie. „Völlig absurd.“
Doch plötzlich, als hätte jemand einen Schalter gedrückt, verstand sie alles. Für ihn war die ganze Angelegenheit völlig logisch. Er konnte sich mit einer anderen Frau verloben. Konnte die Frau, mit der er über ein halbes Jahr sein Leben geteilt hatte, als seine Geliebte betrachten, der er nichts schuldig war – nicht einmal, ihr seine Heiratspläne mitzuteilen. Wohingegen er von seiner Geliebten erwartete, allein ihrem Beschützer zur Verfügung zu stehen. Sie hatte ihm treu zu sein – für ihn existierte dieses Wort überhaupt nicht. Warum auch? Die Verlobte oder die Frau eines Mannes gingen seine Geliebte nichts an. Sie war für sein Vergnügen da, bis er genug von ihr hatte. Wenn sie ihn verließ, hatte er das Recht, sich betrogen zu fühlen – betrogen von der Frau, der er die Ehre hatte zuteil werden lassen, sein Bett mit ihm zu teilen.
Bei diesen Gedanken stieg Ekel in ihr auf. Aber sie wusste, es war die Wahrheit.
„Sag es mir. Wer ist es!“ Seine Stimme unterbrach ihre Gedanken. „Ich verspreche dir, ich werde ihm nichts tun. Aber du schuldest mir einen Namen.“
Vanessa sah ihn an. Emotionslos. Mitleidslos.
„Ich schulde dir gar nichts, Markos.“
„Nicht einmal die Wahrheit?“
Sie hob den Kopf. „Wahrheit und Ehrlichkeit beruhen auf Gegenseitigkeit, auch wenn du das Gegenteil denkst.“
„Was meinst du damit?“, fragte er verwirrt.
Sie legte eine Hand flach auf die Tischplatte.
„Ich werde mir das nicht länger anhören. Ich werde mich nicht mit deiner … deiner mittelalterlichen Einstellung auseinandersetzen. Und wenn du mich immer als deine Geliebte angesehen hast – nun, dann kann ich das nicht ändern. Ich kann dich nicht ändern, und ich will es auch gar nicht. Du kannst glauben, was du willst, Markos. Aber ich muss nicht dasselbe glauben. Und weißt du was? Das tue ich auch nicht. Du kannst mich für deine Geliebte halten, aber ich habe mich nie so gesehen und werde es auch nicht tun. Es ist vorbei. Also kümmert esmich auch nicht mehr, ob es Dinge gibt, die du deiner Geliebten sagst, und andere, von denen du glaubst, sie gingen sie nichts an. Schließlich ist sie ja nur eine Geliebte. Nur jemand, der dir das Bett wärmt, jemand, der dich gut aussehen lässt, jemand, den du an deinem Arm vorzeigen kannst, ein mit Juwelen geschmücktes Accessoire! Nur das Spielzeug eines reichen Mannes! Nicht jemand, dem man etwas Wichtiges sagen würde!“
„Wovon sprichst du?“
In seiner Stimme lag so viel Unverständnis, dass sie gelacht hätte, wenn sie in der richtigen Stimmung gewesen wäre. Aber das war sie nicht.
„Ich spreche davon, was für dich wichtig ist, Markos! Von der kleinen Tatsache, dass du heiraten wirst.“
Jetzt war er an der Reihe, einen Schock zu erleiden.
„ Was?“ , stieß er völlig verwundert hervor. Dann verengten sich seine Augen zu schmalen Schlitzen. „Wer hat dir das gesagt?“
Weil sie sich nicht an die schrecklichen Ereignisse erinnern wollte, die ihre glückliche Welt zum Einsturz gebracht hatten, schwieg Vanessa einen Moment. Doch warum sollte sie ihn vor dem beschützen, was sie hatte erleiden müssen?
„Deine Schwiegermutter“, entgegnete sie also.
„Meine was?“ Noch ein Schock schüttelte Markos’ Körper.
„Sie wollte …“ Ihre Stimme war fest, der Tonfall hingegen vollkommen teilnahmslos. „Sie wollte deine Hochzeitsvorbereitungen beschleunigen. Sie war der Meinung, meine Anwesenheit in deinem Leben sei … überflüssig.“
„Wann hat Constantia Dimistris mit dir gesprochen?“
Langsam atmete Vanessa ein. Er hatte sofort gewusst, wer ihr gesagt hatte, sie würde seine zukünftige
Weitere Kostenlose Bücher