Julia Extra 260
Terrasse, dieselben kleinen Fenster, dieselben zwei Stufen, die zum Eingang hinaufführten, dieselben bunten Blumen in den Kästen neben der Tür. Markos lenkte den Wagen auf denselben Parkplatz wie beim letzten Mal und schaltete den Motor aus. Ob sie zu Hause war? Oder einen Spaziergang am Strand machte?Vielleicht hatte sie auch einen Termin bei ihrem Frauenarzt?
Er stieg aus. Steif wie ein Roboter ging er auf die Haustür zu, drückte auf die Klingel und wartete.
Gerade als er die Hand hob, um noch einmal zu klingeln, öffnete sie die Tür.
Stumm starrte sie ihn an. Er sah, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sah, wie sie die Tür langsam wieder schließen wollte.
Rasch setzte er einen Fuß auf die Schwelle.
„Ich muss mit dir sprechen.“
„Du hast letztes Mal genug gesprochen. Ich will nichts mehr hören. Ich brauche nichts mehr zu hören. Lass mich in Ruhe.“
„Ich muss mit dir sprechen“, beharrte er. „Ich muss wissen …“
„Nein!“, entgegnete sie scharf. „Nein, das musst du nicht. Du musst überhaupt nichts wissen – keinen Namen, keine Adresse, nichts.“
„Darum geht es gar nicht!“
Seine Worte brachten sie zum Schweigen. Instinktiv machte er einen Schritt auf sie zu. Er musste ins Haus gelangen. Dieses Gespräch würde er nicht zwischen Tür und Angel führen. Als hätte er eine tödliche Krankheit, schrak sie zurück.
Tief in seinem Inneren löste ihre Bewegung einen Stich aus. Doch er konnte es sich nicht leisten, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen.
„Eine Antwort. Ich will nur eine einzige Antwort“, sagte er mehr zu sich selbst als zu ihr.
Schweigend ließ sie ihn ins Haus. Um sie anzusehen, drehte er sich um. Um ihren gerundeten Bauch zu sehen, in dem ihr Geheimnis ruhte.
Urplötzlich empfand er nur noch das überwältigende Bedürfnis, sie in die Arme zu schließen, sie festzuhalten, sie so eng er konnte an sich zu ziehen, zu halten und zu halten und für immerzu halten …
„Nun?“
Kalt und distanziert war ihr Tonfall. Ruhig schaute sie ihn an, ihre Arme hingen locker neben ihrem Körper. Und erst jetzt fiel ihm auf, dass sie fast genauso aussah wie damals, als er sie in Paris das erste Mal gesehen hatte. So natürlich und schön, dass ihm der Atem stockte, ohne Makeup oder Designerkleider oder Schmuck.
Nur Vanessa. Nur sie selbst.
Emotionen, die er sogleich wieder zurückdrängte, drohten ihn zu überwältigen.
Markos holte tief Luft.
„Ist es von mir?“
Vanessa rührte sich nicht. Keinen Muskel, keinen Finger, nichts.
„Das Baby“, brach es aus ihm heraus. „Ein einfaches Ja oder Nein genügt.“
Obwohl sie ihn nach wie vor ansah, konnte er nichts in ihren Augen lesen.
„Das Baby gehört mir, Markos“, sagte sie nach langem Schweigen. „Falls du gekommen bist, um mir diese Frage zu stellen, hast du deine Antwort. Und jetzt geh, bitte. Ich will dich nicht wiedersehen. Ich will nicht, dass du noch einmal herkommst. Es ist vorbei.“
„ Bin ich der Vater?“
Ihre Miene verhärtet sich. „Ich habe dir gesagt, das Baby gehört mir. Du bist vom Haken. Jeder Mann in der Welt ist vom Haken.“
„Das ist nicht witzig!“
Wut flackerte in ihren Augen auf. Doch er kam ihr zuvor.
„Vanessa, es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dir Vorwürfe gemacht habe. Ich verstehe, warum du mich in dem Glauben gelassen hast, es sei von einem anderen Mann. Du hast gedacht, ich würde heiraten. Aber das werde ich nicht. Also gibt es keinen Grund mehr, mir noch länger etwas vorzumachen. Sag mir nur, ob das Kind von mir ist. Das ist alles, was ich wissen muss. Obwohl …“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Gott, ich verstehe das alles nicht! Ich habe dich gefragt, ob du schwanger bist oder nicht, und zwar noch bevor Constantia ihre Intrige eingefädelt hat! Damals hast du noch nicht geglaubt, dassich heirate. Und trotzdem hast du mir gesagt, du wärst nicht schwanger. Hast du gelogen? Oder hast du es selbst noch nicht gewusst? Oder warst du es zu dem Zeitpunkt gar nicht?“ Wieder dachte er laut. „Denn wenn du damals nicht schwanger warst, kann es nicht von mir sein – was immer Leos Ehefrau auch behaupten mag. Aber Anna meinte, wenn deine Schwangerschaft jetzt deutlich sichtbar ist, musst du bereits schwanger gewesen sein, als du noch bei mir …“
„Anna? Leos Ehefrau? Anna Delane hat Leo geheiratet? Deinen Cousin Leo? Sie konnte ihn nicht ausstehen!“
„Offensichtlich hat sie ihre Meinung geändert“, erwiderte Markos
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