Julia Extra 260
dem Erbe meiner Großeltern gekauft. Neben ihrem Haus, das nun verkauft und sozusagen in dieses Haus geflossen ist, haben sie mir auch ein paar Ersparnisse hinterlassen. Zusammen mit den Mieteinnahmen aus der oberen Wohnung und dem, was ich hin und wieder mit modeln verdienen kann, habe ich genug Geld zum Leben. Ich brauche keine ‚finanzielle Sicherheit‘ von dir oder von sonst einem reichen Mann – also habe ich auch absolut keinen Grund, dich zu heiraten.“
Ihre ruhige präzise Antwort machte ihn nur noch wütender.
„Hier geht es nicht um dich, Vanessa! Es geht um mein Kind! Und, so wahr mir Gott helfe, ich werde nicht zulassen, dass mein Kind als Bas…“
„Wage es nicht, dieses Wort zu sagen!“, herrschte sie ihn an, während ihre Augen wütend funkelten. „Heutzutage ist es überhaupt kein Problem mehr, als alleinerziehende Mutter mit einem unehelichen Kind zu leben. Zumal ein Kind mit dir als Vater sehr viele Probleme hätte!“
„Was meinst du damit?“, knurrte er. „Mein Kind würde alles haben, was es sich wünscht.“
Die Verachtung, die jetzt in ihrem Blick lag, ging ihm durch und durch. Durch die Lagen der Wut und anderen vergifteten Gefühle hindurch, die in ihm brodelten, verletzte sie ihn.
„Du sprichst von Geld. Das ist alles, woran du denken kannst, nicht wahr, Markos? Du und dein kostbares Geld! Du warnst mich davor, schwanger zu werden. Du glaubst, ich wäre zu einem anderen reichen Mann gelaufen. Du nennst mich deine Geliebte, als wäre ich eine Art Kurtisane! Du informierst mich zähneknirschend und unerträglich arrogant darüber, dass mir jetzt, da ich dein Kind erwarte, die Ehre zuteil wird, dich doch heiraten zu dürfen. Auf dein Angebot kann ich verzichten. Ich und mein Kind sind ohne dich besser dran.“
Undurchdringlich war seine Miene, aber sie gab sich auch gar nicht die Mühe, genauer hinzuschauen, da Müdigkeit und Traurigkeit so schwer auf ihr lasteten.
„Darum geht es also? Mich zu bestrafen, weil ich gesagt habe, ich werde dich niemals heiraten? Ich verstehe ja, dass du wütend auf mich warst, nachdem Constantia Dimistris dir diesen Unsinn erzählt hat, dass ich ihre Tochter heiraten würde. Aber mittlerweile weißt du doch, dass es ein Lügenmärchen war. Warum bist du dann immer noch böse auf mich?“ Stirnrunzelnd sah er sie an. „Was ist mit dir passiert, Vanessa? Ich dachte, du wärst froh, mich zu heiraten!“
„Froh?“, wiederholte sie. „Meinst du nicht eher dankbar? Denn das ist es doch, was eine Geliebte sein sollte, wenn ihr Beschützer ihr eine Ehe anbietet, seinen Namen und lebenslange finanzielle Sicherheit. Sie sollte dankbar sein. Allerdings sollte sie bereits dankbar sein, deine Geliebte sein zu dürfen. Und weißt du was, Markos? Ich war dankbar. Ich konnte kaum fassen, dass du von all den wunderschönen Frauen der Welt mich ausgewählt hast. Ich war überglücklich. Und dankbar.“
Als sie ihn jetzt ansah, schimmerten ihre Augen hell und hart.
„So dankbar, Markos, dass ich alles getan habe, was du wolltest. Und ich habe nicht eine Sekunde gedacht, dass ich für dich nur eine Geliebte war!“
„ Thee mou , du bist ja von dem Wort besessen!“
„Nein, du bist davon besessen“, schleuderte sie ihm aufgebracht entgegen. „Du hast dieses schreckliche Etikett um meinenHals gehängt!“ Die Wut, die schon so lange in ihr schwelte, brach nun wie eine Flutwelle aus ihr heraus. Schon vor langer Zeit hätte sie dieses Gespräch mit ihm führen sollen, in dem Moment, als er zum ersten Mal dieses Wort gebraucht hatte. Aber damals war sie zu verliebt gewesen, um sich mit der Bedeutung zu beschäftigen. „Für dich war ich nur deine Geliebte! Ein Spielzeug, das du überallhin mitgenommen hast, damit es dir immer zur Verfügung stand.“
„Das ist nicht wahr! Ich habe dich mit Achtung behandelt, mit Respekt …“
„So sehr, dass du mich davor gewarnt hast, schwanger zu werden! Du hast geglaubt, ich würde dich damit zur Ehe zwingen wollen! Nun, ich habe dich nie gebeten, mich zu heiraten! Ich habe dich nie um irgendetwas gebeten. Nicht um die Kleider und nicht um den Schmuck. Ich wollte nur dich, Markos. Nur dich. Wie in einem Märchen habe ich gelebt, wie in einem wahr gewordenen Traum. Bis du mich aufgeweckt hast. Und es ist gut, dass du das getan hast, denn sonst hätte ich vielleicht mein restliches Leben so verbracht und wäre dir immer noch dankbar.“
Einen Moment hielt Vanessa inne und betrachtete ihn vollkommen
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