Julia Extra 360
nahm sogar noch zu. Aber wenn der Mann im Hafen für die Acostas arbeitete, denen diese ganze Insel gehörte, würde er auf jeden Fall noch ein Extratraining für das Begrüßen der späteren Hochzeitsgäste bekommen!
Oder ich behaupte vor Holly einfach, die Insel wäre ungeeignet für ihre Feier, überlegte Maxie.
Zerknirscht verwarf sie diesen Gedanken wieder. Maxie hatte schon schlimmere Umgebungen gesehen: Halb verfallene schottische Burgen wurden zu wahren Märchenpalästen, und feuchte französische Chateaus entfalteten plötzlich in der warmen Sommersonne all ihren urigen Charme und verzauberten die eingeladenen Hochzeitsgäste. Außerdem vertraute sie Holly. Die Braut war ein smartes Mädel, und im Juni konnte man zudem ganz hervorragend heiraten. Unterm Strich: Wenn Holly auf der Isla del Fuego vermählt werden wollte, würde Maxie das für sie möglich machen, und der unfreundliche Kerl im Hafen musste sich dem wohl oder übel fügen.
Dios! Was hatte der Sturm da bloß angespült? Eine dünne, tropfnasse Kreatur, die … die einen sehr akkuraten und erstaunlich kraftvollen Schwung besaß, wie Diego erstaunt feststellte, als er den Tampen auffing, den sie ihm zuwarf. Trotzdem, wie kam sie dazu, Fernandos Fischerboot zu steuern? Und dann noch viel zu schnell gegen den Anleger zu krachen, weil sie mit dem hohen Seegang nicht umgehen konnte? Sie sollte von Glück reden, dass sie noch am Leben war, obwohl sie bei diesem Wetter unbedingt zur Insel segeln musste.
„Bereit?“, rief sie ihm zu und machte Anstalten, ein zweites Seil zu werfen.
Mit seinem steifen Bein konnte er sich nur halb so schnell wie sonst bewegen. Also stürzte er hastig vorwärts, sobald die Frau sich abwandte, damit sie ihn nicht wie einen betrunkenen alten Mann schwanken sah.
„Kommt!“, warnte sie ihn mit lauter Stimme, die dennoch leicht und fast ein wenig musikalisch klang. Es nahm dem jaulenden Wind seine Stärke.
Diego fing den Tampen auf und machte das Boot fest. Ironie des Schicksals: Da kam eine hübsche junge Frau auf die Insel, und er war nicht in der Verfassung, die Situation für sich auszunutzen.
Allerdings konnte er nicht verstehen, warum seine Schwägerin in spe eine Hochzeitsplanerin engagieren durfte, der es ganz offensichtlich an Erfahrung und Expertise fehlte. War die Hochzeit seines Bruders etwa so unbedeutend? Diego hatte mit einer älteren Fachkraft gerechnet. Mit jemandem, der kultiviert war und ein untrügliches Bewusstsein für Stil und Klasse besaß – aber doch kein Mädchen in Jeans und Kapuzenpullover mit zerzausten, langen Haaren!
„Gut gefangen“, lobte sie beim nächsten Wurf.
Gut gefangen? Frechheit! Früher hatte ihm keine körperliche Anstrengung etwas ausgemacht. Aber dann hatte sich sein Polopferd bei einem heftigen Sturz auf ihn gewälzt und ihm mehrere Knochen gebrochen. Sein Bein hatte genagelt werden und ganze sechs Wochen in Gips bleiben müssen, auch wenn Diego schnell wieder im Sattel gesessen hatte, stand nun nach mehr als einem Jahr immer noch nicht fest, ob er im professionellen Polosport noch eine Zukunft hatte oder nicht.
„Nix passiert!“, rief die junge Frau, während sie sich weit über die Reling beugte, um den möglichen Schaden zu begutachten.
„Das wäre ein teurer Fehler gewesen“, brummte er zurück. „Dieses Mal haben Sie noch Glück gehabt.“
„Glück?“ Sie lachte hell auf.
Sein Interesse war augenblicklich geweckt, erlosch aber sogleich wieder, als ihm sein angeschlagener Zustand bewusst wurde.
Niemand hat behauptet, dass es ein Kinderspiel werden würde, auf einer einsamen Insel die Märchenhochzeit des Jahres zu organisieren, dachte Maxie und wischte sich die Spritzer vom Seewasser aus den Augen. Mit diesem ungewöhnlichen Begrüßungskomitee hatte sie trotzdem nicht gerechnet.
„Passen Sie auf, wo Sie hintreten!“, bellte der Mann am Ufer, während sie über das schmale Deck balancierte.
„Mach ich!“ Wieso hilft er mir nicht, wenn er so besorgt ist? überlegte sie gereizt.
Egal, sie kam auch sehr gut ohne ihn zurecht. Dieser Auftrag war der Traum eines jeden Hochzeitsplaners, und Maxie hatte nicht vor, ihren großen Auftritt mit einem Sturz ins Hafenbecken zu beginnen.
Ein gesellschaftliches Megaereignis: die Vermählung von Ruiz Acosta, einem unglaublich reichen argentinischen Polospieler, und Holly Valiant, die den notorischen Playboy mit ihrer süßen Art gezähmt hatte. Die Welt der Klatschmagazine hielt buchstäblich den Atem an, und
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