Julia Extra 360
Maxie würde diese Chance beruflich auf die nächste Ebene katapultieren. Und da ihr Einkommen gesichert werden musste, durfte Maxie bei dieser Aufgabe nichts in die Quere kommen.
Der Fremde hatte seine Aufmerksamkeit inzwischen dem Skipper zugewandt. Zwar beherrschte Maxie ein paar Brocken Spanisch, doch es reichte nicht aus, um den Schlagabtausch zwischen den Männern verfolgen zu können.
„Will er uns helfen?“, fragte sie den Bootsmann.
„So ähnlich“, murmelte dieser mit einem schiefen Grinsen.
Maxie hoffte inständig, die Familie Acosta würde über bessere Umgangsformen als dieser Kerl verfügen. Schließlich hätte man auch persönlich zu ihrer Begrüßung erscheinen können. Sie sah ihr Gegenüber kurz an. Irgendetwas in seinen Augen warnte sie davor, ihm zu nahe zu kommen.
Glücklicherweise riet Maxies gesunder Menschenverstand ihr dasselbe, auch wenn sie in beziehungstechnischer Hinsicht ansonsten ein echter Versager war. Dieser Fremde war ausgesprochen attraktiv. Aber Maxies ideales Date war viel eher ein zivilisiertes Gespräch in einem zivilisierten Restaurant mit einem zivilisierten Mann – kein wilder Ritt durchs Schicksal mit einem schwarzhaarigen Barbaren, der einen Ohrring trug. Ihr gefiel sein Aussehen zwar so sehr, dass sich sogar ihre Libido regte, trotzdem gehörte das ausschließlich ins Reich der Fantasie.
„Kommen Sie von der Agentur?“, fragte er mit tiefer, rauer Stimme.
„Ganz richtig“, bestätigte Maxie und war schon auf halbem Weg zu ihm. „Würden Sie mir eben eine Hand reichen?“ Unter ihr schwankte das brüchige Deck immer stärker. Könnte sie dem Mann wenigstens ihren Koffer in die Hand drücken, dann hätte sie beide Hände frei für die Führungsseile an der Reling.
„Versuchen Sie, möglichst aufrecht zu gehen“, riet er ihr. „Schauen Sie nach vorn und nicht nach unten!“
Na, vielen Dank auch, dachte sie grimmig und ärgerte sich darüber, dass er sich jetzt wieder auf Spanisch mit dem Skipper unterhielt. „Falls Sie etwas zu sagen haben, können Sie mich auch direkt ansprechen“, wies sie ihn in seiner Sprache zurecht. „Schließlich habe ich das Boot gechartert und die Entscheidung getroffen, hierherzusegeln.“
Seine Augen wurden schmal. „Sie sprechen Spanisch? Na, schön. Ich finde es ziemlich unklug von Ihnen, einen alten Mann zu überreden, bei diesem Sturm überzusetzen.“ Die nächsten Worte richtete er wieder an Fernando. „Du siehst ganz durchgefroren aus, Fernando. Am besten bleibst du erst einmal im Gästehaus, bis der Wind sich gelegt hat. Ich schicke dir Maria mit einer warmen Mahlzeit und ein paar trockenen Sachen rüber.“
„Si, señor Acosta, y muchas gracias.“
Señor Acosta? Maxie hätte beinahe aufgestöhnt. „Dann sind Sie also Diego Acosta?“
„Korrekt“, antwortete er knapp.
Er sah eher aus wie ein Pirat, nicht wie ein international erfolgreicher Polospieler. Trotzdem brauchte sie seine Kooperation, da diese Insel zum Teil auch ihm gehörte. „Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Señor Acosta“, begrüßte sie ihn und machte erleichtert den letzten Schritt ans sichere Ufer.
Ohne ihre ausgestreckte Hand zu beachten, wandte Diego sich ab. „Wirf mir deine Tasche her!“, rief er und winkte Fernando zu.
Diplomatie war ein wesentlicher Teil ihres Jobs, daher straffte Maxie die Schultern und atmete durch, um Ruhe zu bewahren. Sie hatte es bisher schon mit einigen schwierigen Persönlichkeiten zu tun gehabt, nicht zuletzt mit ihrem eigenen Vater, der vor seiner schweren Krankheit oft ein echter Plagegeist gewesen war.
Sie musste subtil vorgehen, wenn sie sich Diego gefügig machen wollte, so viel stand fest. Die Familie Acosta war extrem einflussreich und konnte Maxies geschäftlichen Ruf mit einem Schlag ruinieren.
„Ich bin Maxie Parrish“, fuhr sie fort und stellte sich ihm in den Weg, sodass er sie nicht länger ignorieren konnte. „Hollys Hochzeitsplanerin.“
Der Name ließ ihn aufhorchen.
„Ich habe noch mit ihr gesprochen, bevor ich das Festland verließ, und …“
„Parrish?“, unterbrach er sie und runzelte die Stirn.
„Ja, Maxie Parrish. Von der Firma Dream Weddings . Holly versicherte mir, sie würde anrufen und mich ankündigen.“
„Stimmt, aber dabei hat sie Ihren Namen nicht erwähnt.“
„Gibt es denn ein Problem damit?“, wunderte sich Maxie.
„Überhaupt nicht.“ Er räusperte sich. „Ich hatte nur jemand Älteren erwartet, nehme ich an.“
„Ich kümmere mich
Weitere Kostenlose Bücher