Julia Extra 360
gern persönlich um Aufträge dieser Größenordnung“, erwiderte sie ruhig.
Ihre Haltung – teils äußerst feminin und umgänglich, teils stahlhart und entschlossen – faszinierte ihn. Ob er es zugeben mochte oder nicht.
Es irritierte Maxie, dass Diego sie anstarrte, als wären sie sich schon einmal begegnet. Schließlich vergaß sie niemals ein Gesicht. „Ich kann mich nur entschuldigen, falls der Zeitpunkt ungünstig für Sie ist.“ Ihr Blick fiel auf seinen Stock.
Das konnte natürlich eine Erklärung für sein barsches Auftreten sein. Ein Mann wie er hatte sicherlich damit zu kämpfen, von einer Minute zur nächsten seiner körperlichen Kräfte beraubt zu werden. Maxie erinnerte sich, während ihrer Recherche über die Familie von seinem Reitunfall gelesen zu haben. Aber sie hatte weder gewusst, dass er sich immer noch nicht davon erholt hatte, noch dass er ihr Gastgeber auf der Insel sein würde.
„Ich nehme Ihren Koffer“, bot er an.
Doch als er ihn hochnehmen wollte, geschah es: Sein Stock rutschte über einen Stein, und Diego stolperte nach vorn. Schnell streckte Maxie beide Arme aus, um ihn zu stützen, nur hätte sie in diesem Augenblick offenbar nicht schlimmer handeln können. Fluchend stieß er ihre Hand weg und machte sich humpelnd auf den Weg zum Parkplatz. Dabei zog er das eine Bein nach, weshalb ihn Maxie schon bald eingeholt hatte.
„Ich hoffe, das Juniwetter auf dieser Insel ist besser als heute“, bemerkte sie in einem Versuch, die Wogen doch noch zu glätten. „Auf den ersten Blick wirkt das hier nicht wie die optimale Location, aber ich gebe nicht so schnell auf. Holly behauptet, der Sommer sei hier unbeschreiblich schön, weil man …“
Er drehte sich so blitzschnell um, dass Maxie um ein Haar gegen ihn geprallt wäre. „Und was denken Sie persönlich, Miss Parrish?“
So dicht vor seinem Gesicht fiel es ihr schwer, überhaupt einen Gedanken zu fassen, geschweige denn ihn laut auszusprechen. „Ich habe noch nicht genug gesehen, um mir ein Urteil bilden zu können.“ Diego besaß eine gewisse sexuelle Aura, die Maxie noch bei keinem Mann erlebt hatte.
„Soll ich Sie herumführen?“
„Das wäre sehr nett von Ihnen“, entgegnete sie strahlend und bemerkte, wie er vor Schmerzen zusammenzuckte, als er sein Bein aufrichtete. „Ich kann kaum erwarten, alles über diese tolle Insel zu erfahren.“
„Das wird bestimmt eine interessante Tour werden“, versprach er mit rätselhafter Miene.
Sein Blick ging ihr unter die Haut. „Glaube ich auch.“ Mit einer unsicheren Handbewegung strich sie sich die feuchten Haare aus dem Gesicht. „Soll ich meinen Koffer hinten ins Auto stellen?“
Wieder ein Fehler!
„Den nehme ich schon“, presste er hervor und tat so, als würde ihr Gepäck nicht das Geringste wiegen.
„Vielen Dank. Und machen Sie sich bitte keine Gedanken, Señor Acosta. Ich werde Ihnen nicht zur Last fallen. Dies ist für mich kein Urlaubsausflug, sondern eine reine Geschäftsreise.“
„Was sonst?“
Er ist eigentlich entsetzlich arrogant, aber mein Körper scheint ihn zu mögen, dachte Maxie und spürte, wie es in ihrer Brust immer heißer wurde. „Während meines Aufenthalts bräuchte ich nur eine Landkarte und ein robustes Zweirad.“
„Ein Fahrrad? Bei diesen Bergen?“ Sein stoppeliges Kinn ruhte kurz auf seiner Schulter, als er ihr einen ironischen Seitenblick zuwarf.
„Ich rede von einem Motorrad“, erklärte sie geduldig. „Ihr Bruder Ruiz sagte mir, so etwas gibt es hier auf der Insel.“
„Hat er das gesagt?“ Seine Augen wurden schmaler. „Damit will er doch wohl nicht andeuten, ich soll Ihnen meines ausleihen?“
In ihrem Magen zog es verdächtig, als sich Diego vor ihr zu voller Größe aufrichtete. „Zu Hause fahre ich auch Motorrad.“ Zufrieden nahm sie den Anflug von Überraschung auf seinem arroganten Gesicht zur Kenntnis. Doch um die Geschäftsbeziehung nicht gleich zu gefährden, entschied sie, den Mann nicht unnötig herauszufordern. „Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass Sie ihre Maschine nicht irgendeiner Fremden leihen möchten.“
„Sie haben mein Motorrad noch nicht zu Gesicht bekommen“, sagte er mit der Überzeugung eines Mannes, dem selten eine Frau wie Maxie über den Weg gelaufen war. „Glauben Sie mir, in einem Jeep sind Sie sicherer.“
Mit zusammengebissenen Zähnen ließ sie sich in den Wagen helfen. Aber hier ging es nicht um ihren Stolz. Sie musste einen Job erledigen, um
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