Julia Extra 360
Seeluft und das wundervolle Essen schienen Amanda zu beruhigen und zu entspannen. Oder war sie ausgeglichener, weil ihre Tochter sich verändert hatte? Denn jetzt, da sie Unterstützung hatte, war Charlotte gern mit ihrer Mutter zusammen und konnte ihr helfen, die Zeit zu genießen, die ihr noch blieb.
Und Charlotte wollte mehr.
Gerade als sie Amanda einen Abschiedskuss gegeben hatte und Agira sie zurück ins Haus begleitete, sah Charlotte, wie das Wasserflugzeug zur Landung ansetzte. Sie spürte, dass der Wind ihre Tränen trocknete, und schalt sich selbstsüchtig. Alle ihre Wünsche hatten sich erfüllt, sie hatte so viel. Da war es falsch, jetzt noch mehr Zeit mit ihrer Mutter verbringen zu wollen.
Sie beobachtete, wie das Flugzeug am Landungssteg anlegte, der inzwischen beiden Brüdern gehörte. Die Partnerschaft, die man erst für unmöglich gehalten hatte, war Wirklichkeit geworden.
Alt und Neu waren im Süden von Xanos vereint, in der Taverne drängten sich wieder die Einheimischen, in den Geschäften und Restaurants herrschte Hochbetrieb, und das Ravels war das Juwel der Inselhotels.
Ein schwarzhaariger Mann im Anzug stieg aus dem Wasserflugzeug. Obwohl er wie ihr Ehemann aussah und dessen Gang hatte, schlug Charlottes Herz nicht höher. Es war Nico.
Constantine erkannte ihn auch. Mit Klein Leo auf dem Arm kam sie an den Strand hinunter, winkte ihrem Mann zu und stellte sich neben Charlotte, deren Herz jetzt einen Sprung machte, als noch ein schwarzhaariger Mann im Anzug ausstieg. Es war einfach … Was machte den Unterschied aus?
So oft hatte sie schon versucht, es herauszufinden. Sicherlich, einer hatte den Wirbel im Haar nach links, der andere nach rechts, doch aus dieser Entfernung war das unmöglich zu erkennen. Ihr Herz sagte Charlotte, dass er es war.
Für Roula war es genauso gewesen. Charlotte würde nie das ungläubige Lächeln der Frau vergessen, als sie zum ersten Mal ihre erwachsenen Söhne gesehen hatte. Sofort hatte sie beide – richtig – beim Namen genannt, Zanders maskenhaft starres Gesicht umfasst und ihn geküsst, ihm versichert, wie sehr sie ihn vermisst habe.
Kummer hatte sich unter die Freude gemischt, während sie endlich wieder den Sohn in den Armen hielt, den zurückzulassen sie gezwungen worden war. Mehr als drei Jahrzehnte hatte sie sich nach ihnen verzehrt, und es stand außer Frage, dass ihre Söhne ihr alles bedeuteten. Wenn Zander noch Zweifel gehabt hatte, so waren sie in dem Moment verschwunden, als er auf seine Mutter zugegangen war.
„Wie, glaubst du, ist es gelaufen?“, fragte Constantine, während sie offenbar versuchte, es einzuschätzen.
Obwohl beide Männer auf der Insel wohnten und gemeinsam Geschäfte machten, war es zu früh, um zu sagen, was passieren würde. Jeder von ihnen war eine starke Persönlichkeit und die Beziehung neu und manchmal überwältigend, denn seelische Verletzungen brauchten Zeit, um zu verheilen.
„Tja, sie reden noch miteinander“, erwiderte Charlotte.
Nico und Zander gingen den Landungssteg entlang, und Zander nickte zustimmend zu etwas, was sein Bruder geäußert haben musste. Und dann sah er auf und entdeckte Charlotte. Sein Lächeln glitt über den Strand wie ein Sonnenstrahl und wärmte sie an einem kühlen Frühlingstag.
Inzwischen fuhren die Brüder regelmäßig zu ihrer Mutter. Machen Sie langsam, hatten die Ärzte gewarnt, weil Roula noch immer sehr schwach war. Aber die zuerst kurzen Besuche wurden länger, und in der vergangenen Woche hatten die Söhne ihre Mutter zum ersten Mal nach Hause geholt.
Es war ergreifend gewesen, mitzuerleben, wie die zerbrechliche Frau zitternd Nicos Haus betrat, das früher einmal ihrem Vater gehört hatte, und das Bild von den Babys anstarrte, den beiden Kindern, die über dreißig Jahre für sie verloren gewesen waren.
Nur gelegentlich fuhren Charlotte und Constantine mit, wenn Nico und Zander ihre Mutter besuchten. Eines Tages, dessen war sich Charlotte sicher, würden sie Roula ganz nach Hause holen.
„Wie geht es ihr?“, fragte Charlotte.
„Gut“, sagte Zander. „Ihr Gesundheitszustand hat sich erneut gebessert. Sie hat sich nach dir erkundigt.“
„Möchtet ihr zum Abendessen kommen?“, fragte Constantine.
Normalerweise überließ Charlotte es ihrem Mann, die Einladung anzunehmen oder auszuschlagen, doch dieses Mal antwortete sie. „Wir wären gern gekommen, aber heute Abend haben wir etwas vor.“
Sie verabschiedeten sich. Zander gab Klein Leo einen Kuss und
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