Julia Extra 360
kleineren Weg ein, und Maxie wurde unsanft gegen die Beifahrertür gedrückt. „Warum sollte ich deine Webseite lesen, wenn du doch genau neben mir sitzt?“
Na, weil ich meinen Lebenslauf unglaublich beschönigt habe, dachte sie. „Ich beantworte gern alle Fragen, die du hast“, spielte sie auf Zeit.
Dabei gab es eine Menge Dinge, die sie auf keinen Fall erzählen wollte. Zum Beispiel, dass sie erst seit der Erkrankung ihres Dads selbstständig arbeitete, weil sie in einer Festanstellung nicht genügend Geld für seine Pflege verdienen würde. Sie war mit einem festen Ziel ins kalte Wasser gesprungen: Die Würde und die Privatsphäre ihres Vaters mussten um jeden Preis gewahrt bleiben. Und bis jetzt hatte sie das geschafft. Und es würde ihr auch weiterhin gelingen, egal welche Steine Diego Acosta ihr noch in den Weg legen mochte.
2. KAPITEL
„Ich richte schon ewig Hochzeiten aus, anfangs jedoch nur für Freunde“, erzählte Maxie.
„Und warum haben deine Freunde ausgerechnet dich mit ihren Hochzeiten betraut?“
„Wahrscheinlich, weil ich schon in der Schule alle möglichen Veranstaltungen mitorganisiert habe. Sich auf Hochzeiten zu spezialisieren war für mich da die natürliche Folge“, erwiderte sie achselzuckend.
„Seit wann gehst du nicht mehr zur Schule?“
„Ich bin jetzt sechsundzwanzig.“ Genug war genug. „Und ich bin bereits seit über fünf Jahren Hochzeitsplanerin und habe ein eigenes Unternehmen.“
„Mein Bruder ließ mich glauben, er habe jemanden mit viel Erfahrung engagiert. Entschuldige, wenn ich das sage, aber …“ Er klang überhaupt nicht, als würde ihm irgendetwas leidtun. „Du wirkst viel zu jung, um einen Auftrag dieser Größenordnung erfolgreich zu stemmen.“
„Jede einzelne Trauung liegt mir am Herzen. Und auch wenn du noch nie von mir gehört hast, solltest du keine voreiligen Schlüsse ziehen. Ich trage auf Reisen nicht unbedingt ein Businesskostüm, aber trotzdem nehme ich meinen Beruf sehr ernst. Entschuldige, wenn ich jetzt mal direkt werden muss! Ich bin nicht der Hochzeitsplaner für dich oder deinen Bruder. Ich wurde von Holly Valiant engagiert.“
„Sicherlich stimmst du mir zu, wenn ich behaupte, dass Holly diese Insel mehr oder weniger durch eine rosarote Brille betrachtet.“
„Wie ich schon sagte, ich kann mir noch kein Urteil erlauben. Im Augenblick bin ich unparteiisch.“
Diese Einstellung gefiel ihm. Weniger amüsant fand er die Tatsache, dass sie hier seinen Frieden störte …
„Ich frage mich, warum du dich zur Genesung hierher zurückgezogen hast, obwohl dir die Insel anscheinend gar nicht gefällt.“
„Wie bitte?“ Diego hielt den Atem an. Niemand durfte ihn auf seine Verletzung ansprechen. Seine Brüder vielleicht, seine Schwester Lucia sogar ganz bestimmt – aber eine Fremde?
„Tut mir leid, wenn das neugierig klingt“, sagte sie ohne großes Bedauern. „Ich wundere mich einfach, was dich hierher verschlagen hat.“
„Kindheitserinnerungen“, entgegnete er knapp und hoffte, sein unverhohlener Sarkasmus würde sie endlich zum Schweigen bringen. Seit dem Unfall behandelte man ihn mit Samthandschuhen, doch diese Frau schien kein Pardon zu kennen!
„Woah, immer mit der Ruhe!“, mahnte sie und griff nach seinem Arm, als er das Gaspedal weit durchtrat.
Er sah auf die kleine Hand hinunter, und Maxie zog sie hastig zurück. „Ich dachte, du stehst auf Geschwindigkeit?“
„Ich bin eine höchst verantwortungsbewusste Fahrerin“, gab sie milde zurück.
Wieder einmal stellte er fest, dass sie ihm ständig Kontra gab.
Die Hochzeitsplanerin zu verführen hatte Diego eigentlich nicht vorgehabt. Er war wirklich zu wenig ausgelastet, wenn ihm jetzt plötzlich derart abstruse Gedanken kamen! Seine Frauen waren normalerweise um einiges älter und erfahrener. Sie wussten, wie man sich kleidete und was man sagte. Vor allem aber wussten sie, wann man besser den Mund hielt. Und sie sahen nicht aus wie ein Wildfang in Teenagerkleidung und hatten keinen Ton am Leib, der besser zu einem Mann passen würde.
„Geht es Ihnen gut, Fernando?“, fragte Maxie über die Schulter, nachdem der ältere Mann ein paar undefinierbare Geräusche von sich gegeben hatte.
„Entschuldige, wenn ich dich geweckt habe“, brummte Diego und warf einen Blick in den Rückspiegel.
Aber der Skipper schien sich nur für seine Beifahrerin zu interessieren. „Soy muy bien, Maxie. Gracias“ , antwortete er mit solch sanfter Stimme, wie Diego es noch nie
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