Julia Extra 360
gehört hatte.
Die junge Frau neben ihm drückte sich zurück in ihren eigenen Sitz und sah Diego eindringlich an. Wollte sie ihm zu verstehen geben, dass es Fernando wirklich gut ging? Oder hatte der Blick etwas anderes zu bedeuten? Sie wirkte zwar recht jugendlich, aber wer wusste schon, welche Überraschungen diese Miss Parrish noch auf Lager hatte?
„Und wann genau hast du gelernt, ein Boot zu lenken?“
„Ich habe mal auf einer Jacht ausgeholfen, zusammen mit einer Schulfreundin. Ihr Vater war begeisterter Segler.“
Nun war es an Diego, sie fassungslos von der Seite anzustarren. Er konnte kaum glauben, was für ein Risiko sie an diesem Tag eingegangen war. Andererseits verriet ihm das etwas über ihren Charakter. Sie scheute offensichtlich vor keiner Herausforderung zurück.
Unter seiner scharfen Musterung färbten sich ihre Wangen langsam rot. Auch das verriet ihm etwas: Er beeindruckte sie, auch wenn sie sich vorlaut geben mochte.
Der Kunde ist grundsätzlich König, betete Maxie sich in Gedanken vor. Das Gleiche gilt für den Bruder oder den Schwager des Kunden, solange dieser mich nicht einfach wie einen Fußabtreter behandelt!
Nicht weiter schlimm, wenn Diego Zweifel an ihren beruflichen Fähigkeiten hatte. Schließlich durfte es ruhig etwas dauern, das Herz eines Kunden zu gewinnen. In diesem Fall schien es eine besonders enge Bindung zwischen den Brüdern zu geben, gemessen an dem Interesse, das Diego am Planungsprozess an den Tag legte.
„Ich hatte schon einige Trauungen ausgerichtet, als mich eines Tages eine Freundin engagierte, die beim Fernsehen arbeitet. Und nach ihrer Hochzeitsreise war sie so hingerissen von meinen Diensten, dass sie mich bat, in einer Reportage zum Valentinstag mitzuwirken. Die Reportage drehte sich natürlich um Hochzeiten. Der perfekte Tag , so hieß sie, glaube ich. Seitdem floriert mein Geschäft, und ich kann mich über mangelnde Aufträge nicht beschweren.“
„Aber noch hast du kein Fest auf einer einsamen Insel organisiert, wo es nicht überall und nicht immer Strom gibt und man nicht sicher sein kann, dass Lieferungen auch ankommen“, wandte er ein.
„Das stimmt. Allerdings kann man Generatoren mieten und alle benötigten Dinge rechtzeitig vor dem Termin auf die Insel bringen lassen. Ich kümmere mich gern persönlich darum.“
„Das glaube ich sofort. Und du scheinst ja auch grundsätzlich optimal vorbereitet zu sein.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete er ihre durchnässte Kleidung.
„Hätte ich gewusst, dass ich heute segeln muss, wäre ich bestimmt anders angezogen.“
„Warum hast du eigentlich das Ruder übernommen?“ Wieder ein prüfender Blick in den Rückspiegel. Doch Fernando schnarchte schon wieder.
„Fernando ging es nicht gut, und da habe ich eben spontan ausgeholfen.“ Mehr verriet sie nicht. Wahrscheinlich wollte Diego Acosta sie in Verlegenheit bringen. Falls dem so war, wollte sie es ihm nicht zu leicht machen. Und vor allem würde sie Fernando nicht an den Pranger stellen. „Es war eine eindrucksvolle Erfahrung“, schloss sie, als wäre es eine Kleinigkeit gewesen, sich im Sturm gegen Wind und Wellen zu behaupten.
„Du wirst in erster Linie dafür bezahlt, Hollys Hochzeitsfeier vorzubereiten“, erinnerte Diego sie.
„Stimmt.“ Ihr fiel auf, wie er ständig nach einer Position suchte, in der sein Bein nicht schmerzte. Wieso nahm er keine Schmerzmittel, wie jeder andere Mensch auch? Stattdessen wirkte er zunehmend gequält.
„Falls diese Aufgabe dich überfordert, brauchst du es nur zu sagen“, bot er an.
„Ich prüfe meine Aufträge gründlich, bevor ich endgültig zusage“, beruhigte Maxie ihn.
Es war nicht das erste Mal, dass ein Klient Zweifel anmeldete, ob sie wohl auch in der Lage sei, die gewünschten Ideen umzusetzen. Diego mochte nicht direkt ihr Kunde sein, trotzdem wollte sie ihn als solchen behandeln.
„Und ich habe doch schon versprochen, dich während meines Aufenthalts hier nicht zu belästigen.“
„Falls du überhaupt auf der Insel bleibst“, gab er zu bedenken.
„Warum sollte ich nicht? Du würdest doch ohnehin nicht wollen, dass Fernando sein Boot in diesem Sturm noch einmal aufs Spiel setzt. Und wenn es so etwas wie eine Pension geben sollte, bist du mich gleich los.“
„Dies ist eine Privatinsel, hier gibt es keine Hotels oder etwas Ähnliches.“
„Vielleicht ein freies Zimmer in Privatvermietung?“
Sein kühler Blick machte jegliche Hoffnung zunichte. „Du wirst bei
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