Julia Extra 360
konnte sein Selbstbewusstsein empfindlich treffen und ihm vielleicht die Motivation rauben, sich zurück in den Profisport zu kämpfen. Es käme einer Katastrophe gleich, wenn Diego ihretwegen die Hoffnung auf Heilung verlor. Eine verzwickte Lage.
„Kann ich was tun?“, rief sie, stand wie angewurzelt da und rührte sich nicht.
Als er endlich wieder Luft bekam und langsam auf sie zuhumpelte, trafen ihre Blicke sich kurz. Worte waren überflüssig. Es war schrecklich, mit anzusehen, wie ihm dieser kleine Vorfall seine Zuversicht raubte.
Stumm fuhr er die Maschine zurück zum Haus und setzte Maxie dort ab. Mit Magenschmerzen durchquerte sie allein die große Eingangshalle und überlegte fieberhaft, was sie für Diego tun konnte, damit er sich wieder besser fühlte.
In ihrem Zimmer telefonierte sie zunächst mit Holly, die sich angesichts der ersten Entwürfe für die Feier begeistert zeigte. Sie plauderten über die Eigenarten der Acosta-Brüder, und Holly wollte unbedingt wissen, was Maxie von Diego hielt.
„Können wir uns lieber auf die Hochzeitsvorbereitungen konzentrieren“, bat Maxie etwas verlegen, und Holly lachte.
„Schön. Also, wie findest du die Insel?“
„Fabelhaft. Perfekt für die Feier. Ich werde dich auf dem Laufenden halten und dir mitteilen, was für Ideen ich noch habe.“
„Einverstanden.“ Die junge Frau lachte wieder. „Aber nächstes Mal will ich mehr Neuigkeiten von der Männerfront. Ich kenne Diego, er muss dir einfach aufgefallen sein!“
„Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber ich bin rein geschäftlich hier.“
„Ach, wie schade“, maulte Holly. „Dabei wollte ich so gern, dass wir eines Tages Schwägerinnen werden. Dann hätte ich immer jemanden, der mein Leben für mich organisiert.“
„So weit wird es nicht kommen.“
„Gut, dann widme dich zuerst meiner Hochzeit. Betrachte sie eben als Generalprobe für deine eigene!“
„Holly! Hör auf! Ich lasse mich doch nicht von dir verkuppeln …“ Aber ihre neue Freundin hatte schon aufgelegt.
Wie kommt sie nur darauf, dass jemand wie Diego sich für mich interessieren könnte? fragte Maxie sich. Wenn er mich doch nur nicht so fürchterlich durcheinanderbringen würde.
Der nächste Anruf galt ihrem Vater. „Dad?“
„Maxie? Bist du das?“
Es war ein unglaubliches Gefühl, seine Stimme so klar und interessiert zu hören. „Wie geht es dir?“
„Wunderbar“, versicherte er ihr.
„Das sind ja tolle Neuigkeiten. Und mach dir keine Gedanken, ich werde bald zurück sein, um dich abzuholen. Dann können wir ein bisschen Zeit zusammen …“
„Mich abholen? Wohin soll ich denn? Wer ist da?“, fragte ihr Vater in einem Ton, der es ihr eiskalt über den Rücken laufen ließ. „Warum wollen Sie mich abholen? Was habe ich denn getan? Sie können doch nicht mir die Schuld geben!“ Er wurde immer lauter.
Dann schrie er herum und fluchte, genau, wie er es früher getan hatte, oder sogar noch etwas schlimmer. Im Gegensatz zu damals wusste er heute allerdings selbst nicht mehr, was er sagte. Im Grunde hätte Maxie erleichtert sein sollen, als eine der Schwestern ihm endlich das Telefon abnahm, aber sie war einfach nur niedergeschlagen. Es dauerte länger als sonst, zu akzeptieren, dass sie selbst und auch ihr Vater gemeinsam Opfer seiner grausamen Krankheit waren.
„Hier ist alles wieder in Ordnung“, versicherte ihr die Pflegeschwester. „Bei Ihnen auch?“
„Ja, alles gut.“ Maxie seufzte. Alles gut. Alles ist gut.
Sie rang nach Luft. Wie eine Schlafwandlerin packte sie in Zeitlupe ihr Schwimmzeug zusammen und machte sich auf den Weg zum Schwimmbad, das sich ebenfalls auf dem Grundstück befand.
Im Becken entdeckte sie Diego, der wie ein Getriebener seine Bahnen zog. Sie konnte sich gut vorstellen, warum er sich abreagieren musste. Und diesem kraftvollen Training hatte er sicherlich auch seinen umwerfenden Oberkörper zu verdanken …
Diego konnte nur noch an die Blamage denken, als er ausgerechnet vor Maxies Augen vom Pony gerutscht war. Die zweite Sache, die ihn seit ihrer Ankunft quälte, war das Rätsel um Peter Parrish. Natürlich war es unwahrscheinlich, dass eine Verbindung zwischen ihm und Maxie bestand, aber ausgeschlossen war es nicht. Vielleicht sollte er einen Privatdetektiv engagieren, um seiner Schuld endlich ins Gesicht blicken zu können.
Er musste diesen Mann finden, vielleicht konnte er sich dann eines Tages selbst vergeben, was er getan hatte.
„Hallo Diego“, sagte sie
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