Julia Extra 360
ein. Es passen gut und gern dreihundert Personen in die Höhle.“
„Das wäre perfekt für eine Party nach dem Hochzeitsfrühstück“, überlegte sie laut, obwohl Holly dazu natürlich erst ihr Einverständnis erklären musste.
Erst als ihr Körper eindeutig Warnsignale aussandte, merkte Maxie, wie dicht sie neben Diego stand. Eilig machte sie ein paar Schritte von ihm weg und fotografierte die in Stein gehauene Bühne, nur um beim Herumlaufen mit der Kamera praktisch gegen ihn zu stoßen.
„Entschuldigung“, murmelte sie und versuchte von ihrem Missgeschick abzulenken. „Hättest du etwas dagegen, wenn ich dir beim Training mit den Pferden zusehe?“
„Ist dir das nicht zu langweilig?“
„Überhaupt nicht. Also, falls ich nicht im Weg bin …“
„Du bist nicht im Weg.“
Ihr Herz klopfte schneller. „Sicher?“
„Ich bin mir ganz sicher.“
Schweigend traten sie den Rückweg an, und Maxie kaute vor Nervosität unentwegt auf ihrer Unterlippe herum.
„Glaubst du immer noch, du kannst mein Motorrad fahren?“, fragte Diego, als sie den Anstieg hinter sich gebracht hatten.
Ehrfürchtig musterte Maxie das schwarze Monster vor sich und fällte eine Entscheidung, die für sie persönlich mehr als nur die Maschine betraf. „Ja, tu ich.“
Diego brauchte jemanden, der ihm auf Augenhöhe begegnete. Maxie musste ihre Grenzen austesten, und dafür gab es keine bessere Gelegenheit als diese.
5. KAPITEL
Irgendwie kam Maxie das Motorrad noch riesiger vor als vorhin. Um sich Mut zu machen, atmete sie tief durch und schloss kurz die Augen, während sich Diego hinter ihr – so gut es eben mit seinem steifen Bein ging – auf den Sattel schwang.
Der Körperkontakt machte das Durchatmen für Maxie mit einem Schlag unmöglich. Dann beugte er sich auch noch vor, sodass seine Muskeln sich gegen ihren Rücken pressten, und raunte in ihr Ohr: „Ich schwöre dir, so ein Gerät hattest du noch nie zwischen den Beinen.“
„Wie alles auf dieser Insel ist es mit Sicherheit außergewöhnlich“, stimmte sie trocken zu und lächelte unwillkürlich, als der Motor mit lautem Getöse ansprang.
Die ersten Minuten probierte sie aus, wie weit sie mit der Maschine gehen konnte. Es war herrlich, mit der unbändigen Kraft zu spielen, die Kurven sportlich zu nehmen und auf gerader Strecke zu beschleunigen. Hinter sich spürte sie, wie Diego unruhig wurde, und Maxie fuhr ab da mit gemäßigtem Tempo. Schließlich wollte sie ihn nicht unnötig provozieren.
„Du fährst sehr gut“, lobte er aufrichtig, nachdem seine Stimme nun nicht mehr vom Motor übertönt wurde. „Übung?“
„Jeden Tag zur Arbeit!“, rief sie zurück. „Und manchmal auch, wenn ich nur zu Hause bin.“
„Wohnst du allein?“
„Mittlerweile.“
„Kein Freund oder so?“
„Nein“, gab sie gedehnt zurück.
„Also lebst du auch nicht bei deinen Eltern“, hakte er nach.
„Meine Mutter ist schon tot“, antwortete Maxie ausweichend.
„Oh, das tut mir leid.“ Er drängte sich dichter an sie, um ihr direkt ins Ohr zu sprechen. „Meine Eltern sind auch beide tot. Schon lange.“
„Traurig. Es wird nie wirklich leichter, oder?“, sagte sie. „Ich denke jeden Tag an meine Mutter und werde sie wohl immer vermissen. Man lernt einfach nur, irgendwann mit dem Verlust umzugehen.“
„Vermutlich“, stimmte er zu. „Was ist mit deinem Vater?“
Sofort war Maxie auf der Hut, wie immer. „Er führt ein einsames Leben.“
Glücklicherweise gab Diego sich mit diesem Satz zufrieden und ließ das Thema fallen.
Nur eine Viertelstunde später fuhren sie zwischen den Koppeln nahe des Haupthauses hindurch, wo unzählige Pferde friedlich in der Sonne grasten. Maxie hielt an, und Diego stieg ab, um zum Zaun zu gehen. Ein schlankes, schwarzes Pony erkannte sofort seinen Besitzer und kam angetrottet, um neugierig an Diegos Taschen zu schnuppern.
Spontan kletterte Diego durch den Holzzaun und versuchte, sich auf den Rücken des Poloponys zu schwingen. Doch wegen seines steifen Beins konnte er nicht richtig aufspringen und rutschte aus. Dabei landete er hart auf seiner verletzten Seite, und sein Bein zitterte heftig unter der Anstrengung, das ganze Körpergewicht allein zu tragen.
Diegos schmerzverzerrtes Gesicht ging Maxie durch Mark und Bein, und sie hatte keine Ahnung, was jetzt zu tun war. Ihm helfen? Ihn ignorieren? Auf keinen Fall durfte sie einfach wegschauen und ihm damit das Gefühl geben, sie sei von seinen Fähigkeiten enttäuscht. Das
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